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Von Florian Bogner
Hertha BSC stieg nach nur einem Jahr in der zweiten Liga wieder auf - und jetzt?
© Getty

Hertha BSC hat sich in einem "Friss-oder-stirb"-Jahr neu erfunden. Für die Bundesliga-Rückkehr wünschen sich die Architekten des Erfolgs Michael Preetz und Markus Babbel nun vor allem eins: Normalität. Dabei haben die Berliner die Hauptstadt wieder hinter sich - und beweisen auf dem Transfermarkt ungeahntes Geschick.

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Jetzt, im Frühsommer, sehen die finsteren Backsteinbauten und das etwas karge Drumherum in der Berliner Hanns-Braun-Straße wieder freundlicher aus.

Die Sanierungsarbeiten sind nahezu abgeschlossen, die Bagger, die den Parkplatz rund ums Friesenhaus II in den letzten Monaten wie eine Baugrube aussehen ließen, sind weg.

Wo bis weit in den Frühling hinein noch der kalte Wind den Rasenplätzen das Grün aussaugte, stehen nun ein paar Gänseblümchen. Wie gesagt: es sieht wieder freundlicher aus. Abstrakt könnte man auch sagen: Die Schatten der zweiten Liga gehören der Vergangenheit an.

Hertha BSC ist seit dem 1. Juni wieder offiziell ein Erstligist - und hat sich in einem schwierigen Jahr Zweitligazugehörigkeit neu herausgeputzt.

Man könnte auch sagen: neu erfunden.

Beckenbauer und Sammer loben Babbel

Geschäftsführer Michael Preetz und Trainer Markus Babbel tragen daran den wohl größten Anteil. Preetz steht dabei öffentlich ein bisschen im Schatten von Babbel, dessen Zweitliga-Meisterstück von der Fachwelt hoch gelobt wurde.

"Babbel hat Hervorragendes geleistet. Man wird noch viel von ihm hören", prophezeite Franz Beckenbauer, ungeachtet der Tatsache, dass man Babbel schon als Stuttgart-Trainer kannte. Sein Eindruck: "Er hat das Bayern-Gen. Der stößt mal in die Klopp-Dynastie. Er war schon als Spieler ein ruhiger und intelligenter Bursche."

Ganz nebenbei brachte Beckenbauer seinen ehemaligen Schützling auch gleich als Nachfolger für Jupp Heynckes beim FCB ins Gespräch. In zwei, drei Jahren vielleicht.

Für DFB-Sportdirektor Matthias Sammer ist der ehemalige Nationalmannschaftskollege hingegen in erster Linie jemand, der erfolgsorientiert arbeitet. Man merke dem Coach an, dass er in Berlin etwas aufbauen wolle, "um irgendwann auch wieder international spielen zu können", sagte Sammer im Interview mit der "Welt".

Ist Babbels System bundesligatauglich?

Sammer mahnt aber auch: "Es ist wichtig, dass Hertha Stabilität erreicht, sowohl innerhalb des Vereins als auch im Umfeld. Zudem ist es von Bedeutung, dass Berlin in seinen Erwartungen realistisch bleibt."

In Liga zwei bot die Hertha erfrischenden Fußball mit vielen Offensivspielern auf dem Platz. Eine Spielidee, die in der Bundesliga allerdings auch schnell ins Auge gehen kann. Deswegen wird der Kader auch auf nahezu allen Schlüsselpositionen nachgebessert.

"Die Neuzugänge werden den Kader absolut verstärken. Ich habe immer gesagt, dass wir eine gute Mannschaft haben. Jetzt sind wir auch in der Breite noch besser aufgestellt", sagte Kapitän Andre Mijatovic im Interview mit der "B.Z.".

Im Tor wird der intern äußerst angesehene, auf dem Platz aber oft unsichere Mikael Aerts durch den talentierten Bayern-Torwart Thomas Kraft ersetzt. Für die Innenverteidigung hat sich mit Maik Franz (Eintracht Frankfurt) ein gestandener Bundesliga-Spieler angekündigt.

Auf der Sechs ist mit Andreas Ottl ein erfolgshungriger und technisch beschlagener Spieler verpflichtet worden. Wie Kraft muss Ottl allerdings erst noch unter Beweis stellen, dass er eine ganze Bundesliga-Saison über konstante Leistungen abliefern kann.

"Immer kämpfen, alles geben, nie zufrieden sein"

Das von Beckenbauer erwähnte Qualitätsprädikat "Bayern-Gen" wird in Berlin zudem durchaus auch skeptisch beäugt - zumal frühere Zugänge aus München wie Carsten Lakies (1997), Ali Daei (1999), Thomas Helmer (1999) und Niko Kovac (2003) kaum etwas rissen.

Ottl-Konkurrent Peter Niemeyer, einer der Überraschungen der Aufstiegssaison, verwendet deswegen lieber eine andere Formulierung. "Ich nenne es: das Herz am rechten Fleck haben", sagte er der "Berliner Morgenpost".

Niemeyer meinte damit: "Immer kämpfen, alles geben, nie zufrieden sein. So sollten wir alle denken, egal, ob wir vom FC Bayern oder anderen Vereinen zu Hertha gewechselt sind."

Das gilt auch für die neuverpflichtete Offensivhoffnung Tunay Torun, der beim Hamburger SV lange mit einem Kreuzbandriss ausgefallen war und danach nie mehr so richtig den Anschluss fand.

Die Sache mit der Kontinuität

Das wichtigste Kriterium der Personalien ist jedoch ihr Kostenpunkt: Alle Spieler kommen ablösefrei und wurden von Preetz und Babbel in persönlichen Gesprächen überzeugt. Der Geschäftsführer benutzte bei den Verhandlungen oft ein Wort: Kontinuität.

Dafür sprechen zahlreiche Vertragsverlängerungen im Friesenhaus II. Preetz selbst verlängerte unlängst bis 2014, der hochgelobte Nachwuchsstürmer Pierre-Michel Lasogga (13 Zweitliga-Tore) unterschrieb bis 2015, was bei der Mitgliederversammlung für Jubelstürme sorgte.

Seite 2: "Große Sehnsucht nach wirtschaftlicher Vernunft"

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