Frage: Wer sind Cüneyt Köz und Bastian Müller?

Florian Bogner
12. Juli 201123:09
Unbekannter Gewinner des Trainingslagers der Bayern: Cüneyt KözImago
Werbung

Mit dem Testspiel gegen Katar endete am Samstag das Trainingslager des FC Bayern München am Gardasee. Nach der ersten Phase der Saisonvorbereitung kristallisieren sich schon Gewinner und Verlierer heraus. Wer unter Jupp Heynckes bessere Karten hat und wer sich künftig strecken muss - SPOX hat die Bayern in Arco genau beobachtet.

TOR

Gesetzt: Manuel Neuer. Ihn im Bayern-Trikot zu sehen, ist noch etwas befremdlich. Im Team ist der 25-Jährige jedoch schon voll integriert, macht Späße mit den Kollegen und ließ sich auch vom Protest-Plakat während des Testspiels gegen die Trentino-Auswahl (15:0) nicht aus der Ruhe bringen.

Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge lobte: "Ich bewundere an ihm, wie gelassen und souverän er mit diesen Dingen umgeht. Er scheint eine extrem positive Persönlichkeit zu sein." Als Torwarttrainer weiß Neuer in Toni Tapalovic einen Freund an seiner Seite, beide arbeiten hart an Neuers Fitness. Nicht erst seit seinen ersten Paraden als Spieler des FC Bayern ist klar, dass den Münchnern auf dieser Position ein Quantensprung gelungen ist.

Hier kannst du Bayern, Barca und Milan live erleben!

Ersatz: Jörg Butt, Rouven Sattelmaier, Maximilian Riedmüller. Neuer ließ den 37-jährigen Butt im Trainingslager teilweise noch älter aussehen. Auf den Routinier kann man sich als Nummer zwei aber absolut verlassen. Sein Ansehen im Team ist hoch, sein Wort hat in der Kabine nach wie vor Gewicht. Dennoch ist der 37-Jährige keiner, der große Ansprüche stellt. Im Anschluss an die Spielerkarriere ist ein Job als Nachwuchskoordinator vorgesehen.

Sattelmaier durfte mit ins Trainingslager, ist aber die klare Nummer drei. Er und Riedmüller, der ebenfalls mit einem Profi-Vertrag ausgestattet wurde, sind für die Regionalliga-Mannschaft vorgesehen.

Seite 2: Die Innenverteidigung

INNENVERTEIDIGUNG

Gesetzt: Holger Badstuber. Heynckes sagt: "Innenverteidiger müssen Sicherheit, Ruhe und Autorität ausstrahlen und gut antizipieren können." Badstuber hat die Nase vorn vor Daniel van Buyten. Nach derzeitigem Stand spielen beide, aber Jerome Boateng soll ja noch kommen. Geht es nach Heynckes, besser heute als morgen.

Badstuber attestiert der neue Trainer zwar eine gute Spieleröffnung, er könne in manchen Situationen aber noch schneller reagieren. "Insgesamt aber sehe ich ihn sehr positiv", so Heynckes.

Chancen verbessert: Daniel van Buyten. Jeder Tag, an dem Boateng weiter ManCity-Spieler ist, ist ein gewonnener Tag für van Buyten. Stand jetzt ist der Belgier Innenverteidiger Nummer zwei. Er arbeitete im Trainingslager auch hart an seiner mangelhaften Spieleröffnung. Heynckes schätzt den Musterprofi sehr: "Er gehört zu den Spielern, die sehr leistungsbereit sind. Die werden alle besser, wenn die ganze Mannschaft verteidigt." Van Buyten traf gegen Katar jedoch wegen eines Missverständnisses mit Gustavo eine Teilschuld beim Gegentor zum 4:2-Endstand.

Zulegen muss: Breno. Dass er nach einer Knie- und einer Knöchelverletzung überhaupt im Trainingslager dabei sein konnte, war ein gutes Zeichen. Nach einem Versuch im Mannschaftstraining gab es jedoch eine Reaktion im Knie, Breno arbeitete daraufhin nur individuell im Ausdauer- und Kraftbereich.

"Der Junge muss wieder von Null aufgebaut werden und jetzt langsam zu Potte kommen", sagte Heynckes, lobte gleichzeitig aber Brenos gestiegene Motivation und den Willen, wieder in den Rhythmus zu kommen. "Er ist sehr motiviert. Ich habe ihm gesagt: 'Junge, das ist jetzt nochmal deine Chance, mal richtig ranzuklotzen und zu powern.'"

Seite 3: Die Außenverteidigung

AUSSENVERTEIDIGUNG (RV, LV)

Gesetzt: Rafinha (RV), Philipp Lahm (LV). Neuzugang Rafinha gab sich im Trainingslager für seine Verhältnisse relativ zahm und musste teilweise richtig pumpen. Das Trainingspensum der Bayern war der 25-Jährige aus Genua nicht mehr gewohnt. Heynckes ist dennoch zufrieden: "Er kommt immer besser in Form."

Kapitän Lahm fügte sich derweil ohne Probleme in die Linksverteidigerrolle ein und spielte im Testspiel gegen eine bemitleidenswert schwache rechte Seite der Trentino-Auswahl fast schon Außenstürmer. Franck Ribery versteht sich mit Lahm nach eigener Aussage blind, beide spielten ja schon vor Louis van Gaal zwei Jahre zusammen auf einer Seite.

Chancen verbessert: Cüneyt Köz. Der 18 Jahre alte Deutsch-Türke, der sowohl rechts als auch innen eingesetzt werden kann, wurde als Ergänzung mit ins Trainingslager genommen und nutzte seine Chance. "Mit dem Jungen lohnt es sich zu arbeiten", lobte Heynckes. "Helmut Schön hat früher immer gesagt: 'Ja, der darf wieder kommen.'"

Köz legte nach den ersten Tagen seine Scheu komplett ab und darf sich derzeit als einziger Backup von Rafinha sehen, auch wenn er freilich noch nicht "wie ein ausgeprägter Voll-Profi" (Heynckes) agiert. Im Testspiel erzielte er, als Innenverteidiger eingewechselt, seinen ersten Treffer für die Profis.

Zulegen muss: Diego Contento. Der Deutsch-Italiener ist Verlierer des Lahm-Seitenwechsels und des Rafinha-Transfers. Im Trainingslager sah man dem 21-Jährigen an, dass er die Pille erst noch verdauen muss. Der Linksverteidiger fiel in manchen Übungen ab, gab nicht immer 100 Prozent.

Vor Contento steht ein schwieriges Jahr, in dem er sich behaupten muss. Es gibt ja schließlich auch noch Luiz Gustavo, Danijel Pranjic oder David Alaba, die ihn als Backup für Lahm verdrängen könnten.

Seite 4: Das defensive Mittelfeld

MITTELFELD DEFENSIV (2 SECHSER)

Gesetzt: Bastian Schweinsteiger. Der Vize-Kapitän krempelte im Trainingslager die Ärmel hoch und scheute sich auch nicht vor Extra-Übungen. Heynckes sieht in ihm einen zweiten, nahezu gleichberechtigten Kapitän. Die "Cheffchen"-Diskussion juckt Schweinsteiger äußerlich nicht mehr.

Im Testspiel gegen die Trentino-Auswahl Denker und Lenker im Mittelfeld mit einem Doppelpack und zahlreichen guten Offensiv-Aktionen. Heynckes, der ihn 2009 ins defensive Mittelfeld stellte, sieht ihn auf einer Stufe mit den Stars der Primera Division.

Chancen verbessert: Anatolij Tymoschtschuk. Der Ukrainer ist unter Heynckes in punkto Körpersprache kaum wieder zu erkennen, geht auf dem Trainingsplatz mit breiter Brust in jeden Zweikampf und macht gelöst Späße mit seinen Mitspielern. Heynckes imponiert dessen professionelle Einstellung und die Tatsache, dass Tymoschtschuk sich in den vergangenen Jahren nie beklagte und stets vorbildlich verhielt.

"Das ist ein Spieler, der bei mir mehr spielt, das ist ganz klar", sagte der Coach über den 32-Jährigen. Und: "Er kann ein wichtiger Spieler werden." Sollte Arturo Vidal nicht kommen, hat Tymoschtschuk erstmal einen Stammplatz. Die Zeiten als Aushilfsinnenverteidiger sind dagegen endgültig vorbei, Heynckes sieht den Ukrainer ausschließlich im defensiven Mittelfeld. Ein Negativpunkt: Im Test gegen Katar zwar sehr aktiv, aber unsicher im Aufbauspiel. Nach einem unnötigen Ballverlust fiel auch ein Gegentor.

Zulegen müssen: Luiz Gustavo und Danijel Pranjic. Der Brasilianer hatte im Trainingslager mit einer hartnäckigen Knochenhautentzündung an beiden Schienbeinen zu kämpfen und musste deshalb kürzer treten. Im Team wirkt der 23-Jährige bisweilen doch ein wenig isoliert. An Tymoschtschuk gibt es für Gustavo so derzeit kein Vorbeikommen. Dafür sieht Heynckes ihn durchaus als Alternative links hinten oder in der Innenverteidigung. Er müsse jedoch noch ruhiger am Ball werden, mahnte er.

Pranjic ist dagegen nur noch zentraler Mittelfeldspieler Nummer vier und wäre bei einer Verpflichtung von Vidal fast überflüssig. Im Trainingslager bot sich der Kroate mit seiner oft zu ruhigen und zu sachlichen Art auch nicht wirklich an. Heynckes betont aber, dass alle Spieler wichtig seien: "Wir haben bis Dezember inklusive Länderspiele 34 Spiele. Ich weiß, was alles passieren kann."

Seite 5: Das offensive Mittelfeld

MITTELFELD OFFENSIV (RM - OM - LM)

Gesetzt: Arjen Robben (RM), Franck Ribery (LM). Robben ("Fühle mich sehr wohl, sehr fit") trainiert bei seiner ersten Sommervorbereitung mit dem FCB wie ein Berserker, macht Extra-Übungen und verlässt den Trainingsplatz stets als Letzter. Ribery hat den Spaß wiederentdeckt. "Es war zwei Jahre lang sehr schwer", ließ er durchblicken. Der linke Mittelfeldspieler war am Oberschenkel lädiert und kam erst ab Dienstag voll im Mannschaftstraining zum Zuge, machte bei den Übungen aber schon einen spritzigen Eindruck. Bleiben beide bis Saisonstart fit, darf sich die Liga in Acht nehmen.

Chancen verbessert: David Alaba, Toni Kroos, Bastian Müller. Heynckes hält von den Talenten sehr viel, auch wenn die drei natürlich unterschiedlich weit sind. Alaba will der Trainer trotz Hoffenheimer Leih-Avancen unbedingt behalten. "Er hat einen Riesenschub nach vorne gemacht", sagte der Coach über den 19-Jährigen, den er als Konkurrent für Ribery im linken Mittelfeld sieht. Alaba sprühte im Training vor Energie, muss aber noch mehr Durchsetzungskraft und Konstanz entwickeln. Im Trentino-Test bekam er zunächst den Vorzug vor Ribery, bereitete zwei Tore vor und traf einmal den Pfosten.

Toni Kroos kam derweil überraschend drahtig aus der Sommerpause zurück. "In Leverkusen kam ich einmal mit zwei Kilo mehr aus dem Urlaub, das passiert mir nicht noch mal", so der 21-Jährige, der sich während des Trainings aber auch Auszeiten nahm. Heynckes sieht ihn eher auf einer der Offensivpositionen als auf der Sechs und erwartet nun endlich den Durchbruch: "Die körperliche Verfassung ist bei ihm das A und O - dass er malocht und einen Zahn zulegt. Er muss seine Chance beim Schopfe packen." Im Testspiel gelangen Kroos zwei Tore in 62 Minuten Einsatzzeit.

Den 19 Jahre alten Bastian Müller hatte Heynckes als 20. Feldspieler mit ins Trainingslager genommen, um den Kader aufzufüllen. Der Mittelfeldspieler, der kommende Saison in der Regionalliga zum Einsatz kommen wird, bekam wie Köz ein Extra-Lob von Heynckes: "Er ist sehr fleißig, laufstark und auch an der Pille ganz gut. Er macht das prima." Auch wenn es noch nicht dauerhaft für den Profi-Kader reicht: In Heynckes' Notizbuch steht der Blondschopf schon mal.

Zulegen muss: Thomas Müller. Der Nationalspieler bekam nach fünf harten Trainingseinheiten muskuläre Probleme, setzte am Mittwoch mit einer Adduktorenverhärtung aus und verpasste so das erste Testspiel. Gegen Katar in der ersten Hälfte eingesetzt und mit einem Tor erfolgreich, ansonsten aber unauffällig. Dass die Konkurrenz nicht schläft, weiß Müller selbst. Angst, seinen Stammplatz zu verlieren, hat er aber nicht: "Es wird bei Bayern immer Konkurrenzkampf geben. Man muss Leistung bringen und dann spielt man auch. Wenn nicht, dann nicht."

Seite 6: Der Angriff

ANGRIFF

Gesetzt: Mario Gomez. Der Stürmer geht nach 43 Pflichtspieltoren in der Vorsaison mit Vorsprung ins neue Spieljahr, ist unter Heynckes erstmals beim FCB vor einer Saison gesetzt und hat Miroslav Klose nicht mehr im Rücken. Läuft also. "Ich gehe mit einem anderen Gefühl in die Saison als die Jahr zuvor, keine Frage", sagte Gomez. Im Trainingslager klemmte das Pedal allerdings ein bisschen, Gomez braucht für sein Spiel deutlich mehr Spritzigkeit. Zwei Tore in 45 Minuten gegen die Trentino-Auswahl waren okay, aber mindestens zwei zu wenig. Auch gegen Katar schwach. Fand im Training zudem oft seinen Meister in Neuer.

Chancen verbessert: Nils Petersen. Der Neuzugang aus der 2. Liga legte einen beachtlichen Start hin, hielt in seinen ersten beiden Trainingswochen gleich voll mit und stach Gomez im Spiel gegen die Trentino-Auswahl sogar mit drei Treffern in 45 Minuten aus. Traf auch gegen Katar. Petersen muss körperlich fürs Bundesliga-Geschäft sicher noch zulegen, ist aber schneller und wendiger als Gomez und brennt auf Einsätze als Joker. "Ich genieße jeden Tag", sagte der 22-Jährige. Heynckes: "Es ist kein Zufall, dass er im ersten Spiel gleich drei Tore erzielt."

Zulegen muss: Ivica Olic. Der Kroate ist nach acht Monaten Verletzungspause zurück im Mannschaftstraining - und allein das ist für ihn nach seinen Meniskus- und Knorpelschäden im linken Knie schon mal eine gute Nachricht. Rein körperlich muss der 31-Jährige allerdings weiter hart arbeiten, um wieder ganz der Alte zu werden. Die Bewegungsabläufe wirken noch ein bisschen hölzern, die Spritzigkeit fehlt. Dennoch freute sich Olic nach seinem Comeback im Trentino-Test inklusive Tor: "Mein wichtigster Sieg. Es war eine sehr schwere und lange Zeit." Zeigte sich auch gegen Katar treffsicher. Heynckes wird ihn in den nächsten Wochen "behutsam an den großen Leistungssport heranführen".

Der FC Bayern in der Übersicht