SPOX: Herr Ignjovski, wie haben Sie die 0:5-Klatsche gegen Borussia Mönchengladbach verdaut?
Aleksandar Ignjovski: Ehrlich gesagt, fühle ich mich...recht bescheiden. Ich denke immer noch über die Niederlage nach. Es ist ein richtiger Schock gewesen. Ich muss dieses Spiel aber schleunigst abhaken - morgen ist ein neuer Tag. Ich werde im Training wieder alles geben und mich voll und ganz auf das kommende Bundesligaspiel konzentrieren.
SPOX: Aber wie konnte es dazu kommen?
Ignjovski: Wir haben wirklich schlecht gespielt, alle zusammen - katastrophal. Bei Gladbach lief es dagegen wie am Schnürchen, fast jeder Schuss ist im Tor gelandet. Und wir haben einen rabenschwarzen Tag erwischt, an dem einfach nichts gelingen sollte.
SPOX: Naldo fehlte an allen Ecken und Kanten.
Ignjovski: Auf jeden Fall - er ist unser Abwehrchef. Seit seinem Comeback hat man deutlich sehen können, welche Stabilität und Sicherheit er der Defensive verleiht. Hoffentlich kann er gegen den VfB wieder spielen, das wäre wichtig.
SPOX: Aufgrund Ihrer Allround-Qualitäten mussten Sie erneut die Position wechseln - vom defensiven Mittelfeld zurück nach links hinten. Ist Ihnen das schwer gefallen?
Ignjovski: Nein, ich spiele da, wo mich der Trainer aufstellt. Daran lag es ganz bestimmt nicht. Ich weiß aber selbst, dass ich beim 0:1 nicht gut aussah, dieser Treffer geht ganz klar auf mein Konto.
SPOX: War es nach Naldos Ausfall vielleicht ein Fehler, Sie auch noch aus der Mitte zu versetzen. Die Achse Naldo-Ignjovski hat die letzten drei Spiele ausgezeichnet funktioniert. Nun mussten Sie aber im defensiven Mittelfeld Philipp Bargfrede weichen.
Ignjovski: Meine Lieblingsposition ist die Sechser-Position, doch ich habe die Entscheidung des Trainer zu akzeptieren und spiele dort, wo er mich aufstellt. Leider ist es dieses Mal nicht aufgegangen wie erhofft. Aber das nur an meiner Position festzumachen, wäre falsch.
SPOX: Aber im Spiel wurde offensichtlich, dass Abwehr und Mittelfeld zu weit auseinanderstanden. Die Abstände waren viel zu groß und Mehmet Ekici war zudem gar nicht im Spiel.
Ignjovski: Ob als Linksverteidiger oder als Sechser, ich gebe immer alles. Doch als Team haben wir gegen Gladbach in allen Mannschaftsteilen auf ganzer Linie enttäuscht. Und Naldo hat sehr gefehlt. Er baut das Spiel von hinten auf, hält die Defensive zusammen und strahlt durch seine Art und Weise auf jeden einzelnen Spieler Ruhe und Sicherheit aus.
SPOX: Warum gelingt es denn Werder nicht die Big Points zu machen? Wie gegen Hannover (2:3-Niederlage) hat Bremen nun auch gegen Gladbach den Kürzeren gezogen. Woran liegt das?
Ignjovski: Wir sind eine junge Mannschaft, die noch im Findungsprozess ist. Daher fehlt es uns auch noch an der nötigen Konstanz, was aber auch teils auf unsere Unerfahrenheit zurückzuführen ist. Allerdings wird das von Spiel zu Spiel besser. Wir sind als Tabellenfünfter oben dran und wollen uns in der Bundesligaspitze festsetzen. Dafür geben wir alles.
SPOX: Jetzt geht es gegen den wiedererstarkten VfB Stuttgart. Was können die Werder-Fans erwarten?
Ignjovski: Erstens ist es ein Heimspiel und zweitens wollen wir unsere Anhänger nicht noch einmal so enttäuschen. Wir wollen die Niederlage schleunigst vergessen machen und das geht am besten mit einem Sieg gegen Stuttgart. Ein Dreier wäre die richtige Antwort.
SPOX: Ein Führungstreffer würde Bremen dabei sicherlich helfen. In zehn BL-Spielen musste Werder jeweils einen 0:1-Rückstand wettmachen (5 Siege, 1 Remis, 4 Niederlagen). Trainer Schaaf hat das auch schon mehrmals moniert, doch gefruchtet hat es bislang noch nicht.
Ignjovski: Das spricht natürlich für den Charakter der Mannschaft, sich immer wieder ins Spiel zurück zu kämpfen. Mit einer Führung spielt es sich auf jeden Fall leichter, denn das Hinterherrennen kostet verdammt viel Kraft. Wir müssen konzentrierter ins Spiel gehen, gerade in der ersten Viertelstunde und auch nach der Halbzeitpause. Wenn wir das abstellen, kassieren wir auch nicht diese dummen Gegentore und können unser Spiel machen.
SPOX: Auffallend ist zudem die Abhängigkeit von Claudio Pizarro. Wenn der peruanische Top-Torjäger nicht trifft, ist eine Niederlage vorprogrammiert. In den fünf BL-Spielen ohne ein Pizarro-Tor gab es drei Niederlagen, ein Remis und nur einen Sieg.
Ignjovski: Pizarro ist ein phänomenaler Spieler, über ihn muss man nicht viel der Worte verlieren. Er hat einige Spiele für uns entschieden und wird das hoffentlich auch noch oft genug tun. Doch auch Claudio ist Teil der Mannschaft, die viel für ihn arbeitet und ihm die Treffer auflegt. Wir gewinnen und verlieren zusammen. Selbstredend ist es schwer, wenn er nicht trifft, wie gegen Gladbach, doch dann muss es die Mannschaft auffangen - und ein anderer die Tore schießen.
SPOX: Kann es sein, dass die Mannschaft aufgrund der ungeklärten Zukunft von Thomas Schaaf und Klaus Allofs leicht verunsichert ist?
Ignjovski: Das beeinflusst uns nicht. Wir als Mannschaft konzentrieren uns auf das rein Sportliche, hoffen aber, dass der Trainer und Sportdirektor die erfolgreiche Arbeit fortsetzen werden. Herr Schaaf und Herr Allofs sind Werder.
SPOX: Das Restprogramm hat es in sich: Erst Stuttgart, dann die Bayern, Wolfsburg und Schalke.
Ignjovski: Wir haben bisher eine ordentliche Saison gespielt, doch das wird eine Standortbestimmung. In solchen Spielen kann man sich beweisen und ich hoffe, dass wir soviele Punkte wie möglich holen.
SPOX: Als Tabellen-Fünfter hat Bremen 23 Zähler auf dem Konto, Bayern als Erster deren 28. Wie viele Punkte holt Werder aus den letzten vier Spielen?
Ignjovski: 30 Punkte wären nach der Hinrunde ein gutes Zwischenergebnis. Dafür werden wir alles tun.
SPOX: Nehmen wir an, Werder steht nach der Rückrunde bei den von Ihnen ausgerufenen 30 Zählern. Wie lautet dann die Zielvorgabe für die Saison: Europa League oder doch Champions League?
Ignjovski: Meiner Meinung nach haben wir die Qualität unter die ersten Sechs zu kommen, das ist unser Ziel.
SPOX: Finanziell ist Bremen ja nicht gerade auf Rosen gebettet. Das internationale Geschäft ist fast schon Pflicht, bedenkt man, dass die Verträge von Pizarro, Tim Wiese und Kapitän Clemens Fritz auslaufen.
Ignjovski: Die genannten Spieler sind unsere erfahrensten und daher von unbezahlbarem Wert - speziell für uns junge Spieler - aber auch für den gesamten Verein. Ich hoffe, dass ich noch lange erfolgreich mit ihnen zusammenspielen kann, doch das ist Aufgabe der sportlichen Führung und nicht meine.
SPOX: In Bremen hat Ihnen ihr Freund Marko Marin das Einleben um einiges erleichtert. Nachdem er gegen seinen Ex-Klub Gladbach nicht spielen durfte, war er merklich angefressen.
Ignjovski: Die Niederlage hat ihm noch mehr wehgetan als den übrigen Spielern, erst recht, weil er 90 Minuten auf der Bank tatenlos zusehen musste. Aber ich gehe felsenfest davon aus, dass er sich diese Woche noch mehr im Training anbieten wird, um gegen Stuttgart zu spielen. Wenn er topfit ist, kann er gegen den VfB den Unterschied ausmachen.
Aleksandar Ignjovski im Steckbrief