"Die Leute hatten eine große Demut"

Von Interview: Fabian Herbers
Verstehen sich blendend: Torsten Lieberknecht und Dortmunds Trainer Jürgen Klopp
© getty

Nach 28-jähriger Abstinenz ist der ehemalige deutsche Meister Eintracht Braunschweig in die Bundesliga zurückgekehrt. Das Ziel ist der Klassenerhalt, auch wenn die drei Niederlagen zum Saisonstart unterstrichen, wie schwer es die Niedersachsen haben werden. Trainer Torsten Lieberknecht spricht im Interview über ein emotionales Comeback, die T-Frage und seine besonderen Draht zu Jürgen Klopp.

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SPOX: Herr Lieberknecht, wie war das Gefühl am ersten Bundesliga-Spieltag, als sie den Rasen des Eintracht-Stadions betreten haben?

Torsten Lieberknecht: Emotional wusste ich schon, was das für ein Tag werden wird. Sportlich war alles angerichtet, um sich ordentlich zu präsentieren. Aber wir wussten, was das nach 28 Jahren Bundesliga-Abstinenz für ein Ereignis für viele Braunschweiger ist. Das hat man auch im Stadion gespürt und deswegen war es ein sehr besonderer Moment.

SPOX: Nach der knappen Niederlage in Dortmund sagten Sie: "Wir wollen keine klare Nummer 1." Warum wollen Sie sich nicht auf einen Torhüter festlegen?

Lieberknecht: Unsere Konstellation ist so, dass wir zwei starke Torhüter haben, die in den letzten Jahren beide einen erheblichen Anteil daran hatten, dass wir in die Bundesliga aufgestiegen sind. Wir wollen keinem der beiden das Vertrauen entziehen, sondern geben es beiden. Da wir in diesem Jahr außergewöhnliche Wege gehen müssen, um in der Bundesliga zu bestehen, haben wir diesen Weg gewählt. Das haben Cheftrainer, Torwarttrainer und die Torhüter im kleinen Kreis besprochen. Daniel Davari und Marjan Petkovic haben das ordentlich aufgenommen, auch wenn es eine ungewöhnliche Situation ist. Dass beide damit gut umgehen können, wissen wir. Und beide haben bisher sehr gut gehalten. Deswegen ist das der richtige Weg, auch wenn das vielleicht nicht üblich ist.

SPOX: Aber braucht ein Torhüter nicht einen gewissen Rückhalt des Trainers oder das Wissen, dass er die Nummer 1 ist?

Lieberknecht: Beide kriegen ja das Vertrauen. Was, wenn sich der Torwart im Spiel nach 3 Minuten verletzt und der andere muss auf einmal spielen? Beide wissen, dass sie ihre Einsätze in der Bundesliga bekommen werden, denn sie haben es sich verdient. Und man hat gesehen: Wir liegen damit nicht falsch. Sie haben beide überragende Leistungen gezeigt.

SPOX: Ist die Bundesliga für Sie persönlich schon Alltag geworden?

Lieberknecht: Es ist immer noch etwas ganz Herausragendes. Das ist keine Erlebnistour, sondern eine Herausforderung für uns alle. Wenn man zum Beispiel in Dortmund spielen darf, ist das ein großes Privileg. Das wird nicht alltäglich werden, denn wir haben diesbezüglich eine gesunde Wahrnehmung. Trotzdem wollen wir sportlich so ehrgeizig sein, um das Privileg, in der Bundesliga Fußball zu spielen oder Trainer zu sein, auch nächstes Jahr genießen zu können.

SPOX: Gegen Ende der letzten Saison beurlaubte Werder Bremen den langjährigen Trainer Thomas Schaaf. Sie galten als möglicher Nachfolger. Gab es Kontakt zum Verein?

Lieberknecht: Ich habe auch nur über die Medien mitbekommen, dass mein Name als Nachfolger von Thomas Schaaf in Bremen gehandelt wurde. Als ich das gesehen und gelesen habe, bin ich auch mal kurz vor dem Fernseher errötet. Das habe ich mir auch ein Stück weit selbst erarbeitet. Aber direkt bin ich nicht damit konfrontiert worden.

SPOX: Hätten Sie Braunschweig überhaupt verlassen wollen?

Lieberknecht: Ich habe bei der Eintracht bis 2015 unterschrieben. Das sagt eigentlich alles.

Seite 2: Über kalkulierten Erfolg und die Verdienste von Klopp