Die Frage des Stils
Bundesligafußball ist ein hartes Geschäft, da bleibt kaum Zeit für Gefühlsduselei. Im Fall von Jens Keller liefen aber einige Dinge sehr schräg. Dass der Trainer am Sonntag noch in einer Live-Sendung über seine Lage auf Schalke parlieren durfte und sich dort zwischen Kampfparolen und Zuversicht bewegte, während sein Vorgesetzter quasi zur selben Zeit den Vertrag mit seinem Nachfolger aushandelte, war sehr unglücklich und kommt im Nachklapp einer öffentlichen Vorführung gleich.
Keller klammerte an seinem Arbeitsverhältnis auf Schalke, dabei war er für die Entscheidungsträger schon Geschichte. "Ich habe einen richtig guten Job, es gibt viele Trainer, die mich darum beneiden. Ich denke nicht, dass der Verein ohne mich plant. Wir sind immer offen miteinander umgegangen, und ich bin immer noch Trainer", sagte er nach der Niederlage in Hoffenheim.
Ganz so offen waren die Unterredungen zwischen Keller auf der einen und Heldt und Tönnies auf der anderen Seite wohl doch nicht mehr. Es ist selbstverständlich, dass ein Klub und seine Vertreter im Hintergrund vorbauen müssen für den Fall der Fälle. Alles andere wäre fahrlässig. Insofern ist an der Kontaktaufnahme mit Di Matteo an sich gar nicht verwerflich. Die kurze Zeitspanne zwischen Kellers TV-Auftritt und der kurz darauf erfolgten Demission ist aber irritierend.
Und die selbstbewusst und wie selbstverständlich formulierten Vorträgen von Heldt und Tönnies erscheinen im Nachhinein auch in einem völlig anderen Licht. Beide hatten mehrmals und auch bis zuletzt einen Trainerwechsel ausgeschlossen. Besonders viel war diese demonstrative Rückendeckung jedenfalls nicht wert.
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