Ein verdammt lauter Nachbar

Pep Guardiola verlässt den FC Bayern München und übernimmt Manchester City
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Pep ist fix und England steht vor einer fußballerischen Revolution. Ganz so weit ist es vielleicht noch nicht, und auf Guardiola wartet in jeder Hinsicht ein Kulturschock, doch klar ist auch: Manchester City ist bereit für den endgültigen Durchbruch.

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Montagmittag ging erst mal nichts mehr. Wer versuchte, via www.mcfc.co.uk auf einen grünen Zweig zu kommen, wurde von seinem Browser schmerzlich im Stich gelassen. Die offizielle Homepage des Manchester City FC war nämlich mit fliegenden Fahnen abgeraucht. Nicht erreichbar. Error.

Kurz zuvor war das Statement des Klubs in Umlauf gekommen, das die ganze Fußball-Welt in helle Aufregung versetzte: "Manchester City have confirmed that Manuel Pellegrini will leave the club at the end of the season and will be replaced by Pep Guardiola", lautete die Botschaft.

Spekuliert wurde seit vielen Monaten, nachdem Guardiola und der FC Bayern das Ende ihrer Zusammenarbeit Ende Dezember angekündigt hatten, ging die Schlagzahl in der Gerüchteküche noch mal signifikant nach oben.

Die offizielle Bestätigung jetzt war von überschaubarem Nachrichtenwert, schlug aber dennoch hohe Wellen. Natürlich. Der vermeintlich beste Trainer der Welt übernimmt also den Scheich-Klub aus Manchester. Das größte anzunehmende Know-how trifft auf die größten anzunehmenden finanziellen Möglichkeiten. Was für eine Liaison! Und jetzt ist es eben fix.

Ende der Spekulation

Über Sinn und Unsinn des Zeitpunkts der Verkündung lässt sich sicher trefflich diskutieren, klar ist, dass die Entscheidung nicht eben erst am vergangenen Wochenende auf die Schnelle getroffen worden ist.

"Ich wusste es schon seit einem Monat", verriet der scheidende Pellegrini am Montag auf der offiziellen PK vor Citys Spiel in Sunderland. "Ich habe dem Klub bereits vor zwei Wochen gesagt, dass ich es den Spielern und der Presse sagen würde. Ich finde es nicht gut, wenn zuviel über Dinge spekuliert wird."

City habe mit offenen Karten gespielt und keine Verabredungen hinter seinem Rücken getroffen, versicherte der 62-jährige Chilene. Pellegrinis Vertragsverlängerung bis 2017 wird annulliert, im Sommer ist sein Engagement nach drei Spielzeiten beendet.

Messi, Pogba, blablabla

Am Tag danach brodelt die Gerüchteküche freilich, auch wenn der eigentliche Anlass für Spekulationen keiner mehr ist.

Guardiola würde 25 Millionen Euro Jahresgehalt kassieren, heißt es, und im Sommer für 200 Millionen einkaufen dürfen. Er habe Last-Minute-Angebote von Manchester United und Chelsea abgelehnt, sagt eine Quelle, während die andere meint, Stadtrivale United haben schon vor Monaten die Waffen gestreckt. Und dann kursieren natürlich unzählige Spielernamen durchs Web: Neymar könnte zu City wechseln, Lionel Messi natürlich auch, Paul Pogba sei auf dem Schirm, ebenso wie Evertons John Stones, der bekanntlich oder nicht weit über 60 Millionen Euro kosten würde.

Und dann lässt sich natürlich trefflich darüber spekulieren, welche seiner liebgewonnenen Bayern-Schützlinge Guardiola am liebsten ab demnächst in himmelblau und weiß auflaufen sähe: Ziehsohn Thiago bestimmt. David Alaba? Na klar. Jerome Boateng? Aber sicher. To be continued.

Sonnenklar ist, dass der Katalane Hand an den City-Kader legen wird; der aktuelle ist ein wenig in die Jahre gekommen und auf zahlreichen Positionen nicht mit "Pep-Material" gesegnet.

Als wahrscheinlich gilt der Abgang des langjährigen Schlüsselspielers Yaya Toure, den Guardiola schon damals in Barcelona aussortierte und der nicht gerade gut auf den früheren Coach zu sprechen ist.

Neue Zeitrechnung bei City

Dass Guardiola früher oder später in die Premier League gehen würde, war augenscheinlich und kein Geheimnis. Dass es Manchester City wurde, liegt neben den beinahe unbegrenzten Möglichkeiten des Klubs in erster Linie an Txiki Begiristain und Ferran Soriano. Sie sind in Funktion als Sportdirektor und Geschäftsführer die treibenden Kräfte bei den Citizens und Weggefährten Guardiolas aus alten Barca-Zeiten.

Seit 2008 schwimmt der Klub im Geld von Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan und gibt es seitdem mit großem Elan aus. Auf den internationalen Durchbruch wartet man an der Hyde Road bislang vergeblich. 2012 begann aber eine neue Zeitrechnung. Begiristain und Soriano übernahmen das Ruder und stellten die Weichen entschieden auf Zukunft und Nachhaltigkeit. Bester Beleg dafür sind unter anderem ein Nachwuchsleistungszentrum und Trainingseinrichtungen, die weltweit ihresgleichen suchen. 200 Millionen Pfund nahm man allein dafür in die Hand.

2012 begann auch das Werben des Klubs um Guardiola - und es heißt, dass Spieler wie Kevin de Bruyne oder Raheem Sterling auch im Hinblick auf dessen Engagement verpflichtet wurden.

Völlig anderer Fußball

Bei allen Weichenstellungen werden England und die Premier League aber eine große Umstellung für Guardiola bedeuten. Man kann ja mal bei Jürgen Klopp nachfragen, was es bedeutet, gefühlt jeden zweiten Tag ein Spiel zu absolvieren und auf eine Winterpause verzichten zu müssen.

Die Presse ist bekanntlich auch nicht eben die handzahmste, wenngleich Guardiola wesentlich besser Englisch spricht als Deutsch.

Und nicht zuletzt wird auf der Insel ein völlig anderer Fußball als in der Bundesliga oder anderen vergleichbaren Ligen gespielt. Allen kontinentalen Einflüssen zum Trotz hat die Premier League viel von ihren Eigenheiten bewahrt: Das Spiel ist körperbetonter, schneller und rauher.

Kein Problem, meint Valenti Guardiola, der Vater des Erfolgstrainers, im Gespräch mit der "BBC". "Ich glaube nicht, dass der Fußball in England seinen Vorstellungen entspricht, deshalb wird er die Mentalität des englischen Fußballs verändern."

"The noisy neighbours"

Schließlich muss sich Guardiola mit einer veränderten Konkurrenzsituation auseinandersetzen. United, Chelsea und Arsenal, aber auch Liverpool oder Tottenham verfügen ebenfalls über beträchtliche Mittel und werden mehr Gegenwehr bieten als die Vergleich zum FC Bayern abgeschlagene Konkurrenz.

Dennoch hat City ein Zeichen gesetzt. Und gerade der Stadtrivale United darf sich warm anziehen. Sir Alex Ferguson nannte die Citizens einst etwas abschätzig "the noisy neighbours", also die lauten oder lärmenden Nachbarn.

Über den Status sind die Hellblauen längst hinaus. Mit Pauken und Trompeten wurde an der Hyde Road jetzt der Angriff auf die absolute Spitze eingeleitet. Guardiola und der Scheich-Klub. Was für eine Liaison!

Pep Guardiola im Steckbrief

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