Die Augenbraue ist schon jetzt Kult. Keine Geschichte über Carlo Ancelotti kommt ohne seine zuckende linke Augenbraue aus. Und natürlich war sie auch am Dienstagmittag wieder im Einsatz, als es auf der Pressekonferenz gleich zu Beginn an die knallharten Themen ging.
Arjen Robben verletzt, kommt noch Ersatz? Leroy Sane zum Beispiel? Nein, nein, nein, sagten Ancelotti und seine Augenbraue im Einklang. "Unsere Mannschaft ist sehr gut und alle Positionen sind besetzt, also brauchen wir keine Spieler für diese Saison."
Die Verletzung Robbens hat das Umfeld des FC Bayern schnell in Aufregung versetzt. Im Klub sind die sechs Wochen Ausfallzeit aber weniger Grund zur Sorge. Die Kaderplanung der Münchner folgt höheren Gesetzen, als dass ein Fehlen in diesem Zeitfenster sofort zu Panikkäufen führen würde.
Thomas Müller im Interview: "Möchte nicht in Arjens Haut stecken"
Ein Kreuzbandriss wäre schlimmer
Die Münchner wissen nicht zuletzt dank ihres Technischen Direktors Michael Reschke ganz genau, was ihr Kader kann und was er noch braucht. Und aktuell braucht er keine weiteren Spieler, das hat Ancelotti unmissverständlich klargestellt.
Dass sich Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge weniger deutlich äußert und immer auf das noch lange offene Transferfenster verweist, folgt dem einfachen Grund, dass er sich keine Tür zuschlagen will, falls noch etwas Unvorhergesehenes passiert.
In die Kategorie "unvorhergesehen" fällt aber keine Muskelverletzung mit einer Fehlzeit von etwa sechs Wochen, sondern eher ein Kreuzbandriss, wie ihn sich Javi Martinez vor zwei Jahren zuzog und die Bayern mit den Transfers von Xabi Alonso und Medhi Benatia reagierten.
Ein Jahr zu früh für Sane
Sicher, Robben wird den Supercup gegen Borussia Dortmund, die erste Pokalrunde bei Carl Zeiss Jena und das Auftaktspiel gegen Werder Bremen vermutlich verpassen, aber dann steht gleich eine Länderspielpause an, so dass er vielleicht sogar am zweiten oder dritten Spieltag schon wieder einsatzbereit sein könnte.
Die Bayern gehen mit ihren vier Außenspielern Robben, Franck Ribery, Douglas Costa und Kingsley Coman sowie der Option Thomas Müller sehr gut gerüstet in die neue Saison. Ausfälle der zuletzt doch wieder vermehrt verletzungsanfälligen Robben und Ribery können die Bayern mit ihren starken Backups kompensieren.
Sich aber nochmal hochqualifizierte Backups der Backups in den Kader zu holen ergibt kaum Sinn, sondern sorgt eher für Unruhe. Deshalb beschäftigten sich die Bayern zwar mit Leroy Sane, aber ein Transfer in dieser Wechselperiode kommt den Münchnern nach SPOX-Informationen ein Jahr zu früh - zumal Sane in diesem Sommer wechseln will.
20 Spieler sind genug
Spielzeit könnten ihm die Bayern aber nicht garantieren. Bayerns Kaderplanung basiert auf einer Analyse, wonach in europäischen Topklubs die ersten 20 Kaderspieler (ohne Torhüter) zwischen 96 und 97 Prozent der Netto-Spielzeit einer ganzen Saison absolvieren. Die weiteren Kaderplätze können also mit Perspektivspielern aufgefüllt werden.
In der vergangenen Saison war es in München trotz der teilweise enormen Verletzungssorgen so, dass Sebastian Rode als Kaderspieler Nummer 20 in 52 Pflichtspielen nur auf rund zehn Prozent der Spielzeit kam.
Rode hat den Klub mittlerweile verlassen, ebenso wie Benatia und Serdar Tasci. Sie werden in der Rotation nicht mehr gebraucht und hätten noch weniger Chancen auf Einsatzzeit gehabt als vorige Saison. Aktuell haben die Bayern inklusive des wahrscheinlich nach Dortmund wechselnden Mario Götze 20 Feldspieler im Kader. Dazu kommen Julian Green, Niklas Dorsch und Fabian Benko.
Die Bayern haben auch dank der großen Flexibilität vieler Spieler alle Positionen mindestens doppelt besetzt und werden den Transfermarkt recht entspannt aus der Beobachterperspektive verfolgen. Einen Blockbuster-Transfer wird es in München im Normalfall deshalb nicht mehr geben.
Der Kader des FC Bayern München