Aua, aua, aua: Die Dortmunder werden zu viel gefoult, sagt Tuchel. Tuchel kann nicht gut verlieren, sagen Leverkusener, Freiburger und Mainzer, denn jene hat der BVB-Coach nach der Pleite am Samstag erwähnt. Was ist denn nun Sache? Die Zahlen geben Tuchel freilich Recht. 115 Fouls wurden an den Schwarzgelben in dieser Saison schon verübt. Das ist eine Menge Holz und - logisch - Ligaspitze in der Rubrik "Niedergemetzeltwerden". Jetzt könnte man sagen: Ist ja irgendwie der Fluch der guten Tat. Wer ständig den Ball hat und permanent nach vorne drängt, der wird zwangsläufig öfter niedergestreckt als umgekehrt. Ist aber etwas kurz gedacht... Die Bayern haben noch mehr Ballbesitz als die Dortmunder und wurden nur 75 Mal gefoult. Das sind 6,66666666666666 Fouls pro Spiel weniger als gegen Dortmund. Jetzt könnte man wiederum anführen, dass das Ballbesitzspiel der Bayern halt besser ist als das der Dortmunder, sprich: Die Gegner erwischen die Bayern erst gar nicht. Oder: Die Bayern sind in dieser Spielzeit bislang gar nicht mal so angriffslustig und zwingend, die lassen sich auch anderweitig halbwegs gut verteidigen. Oder: Die Bayern sind so gut, dass - siehe Werder am 1. Spieltag - die Gegenwehr quasi gar nicht vorhanden ist. Bringt ja auch nichts! Oder, oder, oder,... Wir denken, da wird mal wieder heißer gegessen als gekocht oder wie die Redewendung auch immer heißt. Tuchel wollte eher sensibilisieren als provozieren und so schlimm wird ja nun auch wieder nicht gehackt. Außerdem ist Aranguiz Chilene und per se etwas stärker durchblutet.
Endlich, endlich: Als Leverkusen gegen Dortmund gerade einmal nicht foulte, sondern Fußball spielte, gelang Admir Mehmedi das 1:0. Darauf hatte der Schweizer ziemlich lange warten müssen. 1130 Minuten war er zuvor ohne Tor geblieben. Bei einem überaus wüsten 4:3 gegen den VfB Stuttgart hatte er im Oktober 2015 zuletzt in der Bundesliga getroffen.
Mechiko: Den endgültigen K.o. verpasste Chicharito dem BVB. Sechs der letzten sieben Pflichtspieltore gehen auf das Konto des Mexikaners.
Lehmanns Erben: Wahrlich überfallartig hat Schalke kurzen Prozess mit Gladbach gemacht. Eric Maxim Choupo Moting, Leon Henry Goretzka und Breel Donald Embolo stellten gegen schlafmützige Fohlen zwischen der 52. und 58. Minute von 0:0 auf 3:0. Ende der Durchsage. Die Rote Laterne ging nach Hamburg, wo sie auch hingehört (sorry!) und S04 ist Stand jetzt im nächsten Mai Relegationsgegner von Marc Hezekiel Schnatterer* und seinen Heidenheimer Jungs. Es ist lange her, dass eine Schalker Mannschaft derart eruptierte. Am 12. März 1995 war das nämlich. Schalke führte 3:1 gegen 1860 München, als Jiri Nemec (78.), Radoslav Latal (79.) und Jens Lehmann (84.) den Swag aufdrehten, wie es damals so schön hieß. Jens Lehmann? Moment, war der nicht Torhüter? Sehr richtig. Vom Punkt traf er zum 6:1 (Endstand: 6:2).
*Anmerkung: Einige der zweiten Vornamen der Protagonisten sind authentisch, andere nicht.
Erlebe die Highlights der Bundesliga auf DAZN
Immer wieder Vestergaard: Dass Schalke Gladbach 4:0 wegfiedeln würde, war nach der ersten Halbzeit in Gelsenkirchen nicht absehbar. Da hatte nämlich ausschließlich Jannik Vestergaard Ballbesitz. 102 Aktionen sammelte der lange Däne, eine davon, ein Kopfball nach einer Ecke, kratzte Alessandro Schöpf gerade noch so von der Schalker Linie, sonst wäre alles vielleicht ganz anders gekommen.
Viva Colonia: Man muss schon weit in den Annalen der Buli zurückgehen, um eine Saison auszugraben, in der der FC nach sechs Spielen noch ungeschlagen war. Aber wer beim FC Bayern punktet, der hat solche Mühsal auch mal verdient. 1987/88 war das der Fall. Damals wie heute legten die Geißböcke mit drei Siegen und drei Unentschieden los und landeten am Ende der Saison auf Platz drei. Christoph Daum war Trainer und zählte Legenden wie Illgner, Steiner, Kohler, Häßler und Littbarski zu seinen Schützlingen. Das ist doch mal ein tolles Omen für den aktuellen Jahrgang. Übrigens: Damals ging's mit Siegen gegen Dortmund und die Bayern munter weiter. Die erste Niederlage erlitt man erst am 15. Spieltag in Bremen.
Viva Friburgum Brisgoviae: Wo wir gerade im Archiv sind (hüstel, hüstel), schauen wir auch noch kurz nach Materialien zum SC Freiburg. Der hat nicht nur acht Heimspiele in Folge gewonnen, sondern erst zum dritten Mal in seiner Buli-Geschichte drei Siege an den ersten sechs Spieltagen verbucht. 2010/11 war's zuletzt der Fall, da gab's am Ende einen guten neunten Platz. Erstmals gelang das Kunststück 1994/95 - und damals rockten sich die Breisgau-Brasilianer auf einen sensationellen dritten Platz. Volker Finke war damals Coach, Jörg Schmadtke vernagelte das Tor, der göttliche Rodolfo Esteban Cardoso und der kernige Uwe Spies sorgten für die Tore.
Cardosos Erbe: Was damals Cardoso war, ist heute Vincenzo Grifo. Der Italiener sammelte in sieben Pflichtspielen schon sechs Scorerpunkte und ist das kreative Herzstück des Freiburger Spiels.
*Anmerkung: Rodolfo Esteban Cardoso, Vincenzo Grifo... da hört man schon am Namen, dass es nicht um einen schädelspaltenden Manndecker, sondern einen filigranen offensiven Mittelfeldspieler geht. Bei Zinedine Zidane vs. Katsche Schwarzenbeck weiß man auch gleich, wer hier Zehner ist und wer nicht.
Auch gut ist die Hertha. 13 Punkte und Platz zwei nach sechs Spieltagen sind nicht so verkehrt. Eine große Stärke der Berliner ist ihre Effizienz. Gute Nerven haben sie auch. Vedad Ibisevic verwandelte beim 2:0 gegen den HSV den zehnten Hertha-Elfer in Folge. Das ist aktuell die längste Serie ohne Fehlschuss im Oberhaus. Den Rekord hält übrigens der VfL Bochum, der zwischen 1978 und 1982 24 Strafstöße in Folge vollstreckte.
Abschlusstabelle, Torjäger, alle Ergebnisse