Nach 15 Monaten ist Andre Schubert als Trainer von Borussia Mönchengladbach freigestellt worden. Die Mannschaft ist ähnlich verunsichert wie bei seinem Amtsantritt, ihr fehlt Struktur und eine klare Linie. Die Aufgabe am Niederrhein war für Schubert eine Nummer zu groß. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Benjamin Wahlen.
Es war kein gemachtes Bett, in das sich Andre Schubert legte, als er Borussia Mönchengladbach als Trainer im September 2015 übernahm. Sein akribischer Vorgänger Lucien Favre hinterließ ihm eine taktisch und technisch hochkarätig eingestellte Mannschaft, die allerdings völlig verunsichert war und den Glauben an die eigenen Stärken verloren hatte.
Schubert löste den Knoten in den Köpfen der Spieler und führte das Team mit seiner freundlichen, dem Verein dankbaren, ja fast schon unterwürfigen Art mit dem besten Punkteschnitt aller Gladbach-Trainer doch noch in die Champions League.
15 Monate später ist die Situation in Mönchengladbach ungleich schlimmer. Nicht nur die Verunsicherung ist zurück in den Köpfen der Spieler, die Fohlen haben auch ihr Spiel verloren, das sie in den vergangenen Jahren ausgezeichnet hat.
Defensive leidet unter Sieg gegen Pep
Verantwortlich dafür ist vor allem Schubert, der sich zu oft und immer wieder probierte, statt an vorhandenen und funktionierenden Mustern festzuhalten. Mit ständigen Aufstellungs- und Systemwechseln sowie schwer nachvollziehbaren Personalentscheidungen hat er es nicht nur versäumt, die Mannschaft strukturell und fußballerisch weiterzuentwickeln, er hat sie sogar zurückentwickelt.
Schubert wollte zu viel. Zu oft wollte er die Spiele durch taktische Kniffe 'selbst gewinnen', wie es ihm beim 3:1 gegen den FC Bayern im Dezember 2015 gelang, als Fans und Medien ihn dafür feierten, den großen Pep Guardiola mit einer völlig überraschenden Dreierkette ausgecoacht zu haben. Darunter litt besonders die Defensive.
Viele gute Ansätze, keine Geduld
Es ist einer Mannschaft schlichtweg unmöglich, sich inmitten eines andauernden Wechselns zwischen Dreier- und Viererkette - auch während des Spiels - und stetiger Personalrochaden einzuspielen. Das 0:4 auf Schalke, als Schubert eine bis dahin stabile Abwehr zur Halbzeit umformierte und in der Folge vier Gegentore kassierte, ist nur ein Beispiel. Gleiches gilt für die Offensive, die ihrer gefährlichsten Waffe, dem Umschaltspiel, zuletzt völlig beraubt schien.
Schubert betonte immer, nicht Lucien Favre zu sein. Er habe eigene Ideen, eigene Ansätze und eine eigene Vorstellung vom Fußball, der in Gladbach gespielt werden soll. Schlussendlich muss man feststellen, dass Schubert im verbissenen Bestreben, sich von seinem großen Vorgänger zu emanzipieren, nicht nur zu viele Ideen hatte.
Er versuchte auch, zu viele davon in zu kurzer Zeit mit dem Holzhammer durchzusetzen und nahm seinen möglicherweise sogar guten Ansätzen damit die Möglichkeit zu einer konsistenten Entwicklung. Bei einem Verein, der seit fünf Jahren auf einem konstant guten Niveau spielte und ein sicherer Kandidat für die internationalen Plätze war, ist weniger aber oftmals mehr.
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