Zugegeben, es ist fies, sich über Pannen und Pleiten anderer lustig zu machen. Wir schwören aber: Es ist nicht böse gemeint. Echt. An dieser Stelle gibt's jetzt also den Unzulänglichkeitsbericht zu den ersten 16 Bundesliga-Spieltagen. Ein Dank geht an die geschätzten Datenexperten von Opta. Ihr überrascht uns immer wieder, Kollegen.
Sind Sie auch der Meinung, dass es kaum Öderes gibt, als sich Gedanken über die Rate angekommener Pässe bei Thiago Alcantara oder die fabelhafte Torausbeute von Pierre-Emerick Aubameyang zu machen? Wir auch.
Deshalb wollen wir mal einen näheren Blick auf die weniger ruhmreichen, dafür aber deutlich unterhaltsameren Statistiken werfen: Verballerte Elfer etwa oder direkt zum Gegner geschmissene Einwürfe, stümperhafte Fehler, die zu nichts anderem führen konnten als zu einem Gegentor, oder Gelbe und Rote Karten wegen Meckerns, Schauspielerei oder Entblößung des Oberkörpers.
Die Frage, die sich stellt, lautet schlicht: Welches Team der Bundesliga hat sich in der laufenden Saison bisher am dümmsten angestellt?
Kleine Anmerkung noch: Die Punktevergabe ist bisweilen willkürlich, aber immer gerecht.
Und noch eine kleine Anmerkung: Auf Namensnennungen wird verzichtet, um niemandem zu sehr auf den Schlips zu treten. In Einzelfällen geht's aber leider nicht anders.
Letzte kleine Anmerkung: Chicharito oder Timo Werner werden schon damit klarkommen, gell?! Und die anderen bestimmt auch.
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Tollpatschigkeit
Eigentore
Okay, fade Statistik, weil kaum Eigentore gefallen sind. Ganze fünf gab's in den 144 bislang absolvierten Begegnungen. Wir haben entschieden, 5 Minuspunkte an die Sportskameraden aus Leverkusen, Hamburg, Bremen, Schalke und Hoffenheim zu vergeben.
Grobe Fehler vor Gegentoren
Geile Statistik! Hier geht es um Böcke, die so verheerend waren, dass der Torerfolg für den Gegner im Moment des Fehlers quasi nicht mehr zu verhindern war. Und davon gab's reichlich. Zwei Beispiele zur Illustration gefällig? Der Mainzer Leon Balogun biegt am 10. Spieltag in Leipzig bei einem Laufduell mit Emil Forsberg aus unerfindlichen Gründen plötzlich falsch ab und lässt seinen Gegenspieler entwischen. Forsberg legt Timo Werner Sekundenbruchteile später das 3:0 auf. Oder: Ebenfalls am 10. Spieltag nimmt Hamburgs Johan Djourou ein Zuspiel erst schlampig an, um es dann noch viel schlampiger Richtung eigenes Tor zurückzuspielen. Der "Rückpass" gerät zur perfekten Vorarbeit für Emre Mor, der Pierre-Emerick Aubameyang das 2:0 für Dortmund auflegt. Apropos HSV: Der ist in dieser Kategorie mit 8 kapitalen Schnitzern nicht zu schlagen und heimst dafür 10 Minuspunkte ein. Ebenfalls grausig: Leverkusen und Freiburg mit je 6 groben Fehlern und Gladbach mit 5.
Notbremsen
Notbremsen sind ein wenig wie Eigentore: Mangelware. Ganze sieben gab's bislang. Mit dabei natürlich der HSV und Leverkusen. Weiter: Mainz, Schalke, Wolfsburg, Freiburg, Frankfurt. Lohn: je 3 Miese.
Großchancen jämmerlich vergeben
Großchancen, jämmerlich vergebene, sind ein wenig wie Eigentore und Notbremsen: So viele gibt's davon auch wieder nicht. "Was? Wie?", wird jetzt der eine oder andere rufen. "Unser Stürmer haut allein in jedem Spiel drei 100-Prozentige auf die Tribüne!" Mag ja sein, aber man muss sich schon besonders "geschmeidig" in Szene setzen, um den fail alarm in dieser Kategorie bei Opta zu aktivieren. So geschmeidig etwa wie Robert Lewandowski auf Schalke am 2. Spieltag, als er bei 0:0 den Ball aus gefühlt 20 Zentimetern per Oberschenkel-Hüft-Scrotum-Direktabnahme übers leere Tor schubste. Neben den Bayern verewigten sich in dieser Sparte nur noch: Leverkusen (na klar!), Gladbach, Mainz, Schalke und Darmstadt. Lohn: 5 Minuspunkte.
Wertung Tollpatschigkeit
1. Leverkusen 20 Minuspunkte
Anmerkung: Glückwunsch an Bayer! In allen Tollpatsch-Kategorien hat nur ein Team der Liga abgesahnt.
2. HSV 18
3. Schalke 16
.
15. Leipzig 1
15. Augsburg 1
17. Köln 0
17. Ingolstadt 0
Unfähigkeit
Fehlpassquote eigene Hälfte
Halbwegs unfallfrei über die Mittellinie zu gelangen, ist sicherlich ein Geheimnis erfolgreicher Mannschaften. Wer direkt vor der eigenen Haustür schon viele Bälle liegen lässt bzw. den anderen zum Fraß vorwirft, spielt mit dem Feuer. Darmstadt (20 Prozent), Ingolstadt und Mainz (19) sind hier am schlechtesten. Übrigens: Nur die Bayern sind besser als Hoffenheim (7 zu 8). 5 Miese gibt's für das eingangs erwähnte lausige Trio.
Vergebene Elfmeter
Wenn etwas wirklich erbärmlich ist, dann die Art und Weise, wie Bayer Leverkusen mit der Ausführung von Elfmetern verfährt. Das Beste, was man hierüber sagen kann, ist, dass sich Chicharito bei seinem Fehlschuss gegen Freiburg nicht ernsthaft verletzt hat. Mit 10 Minuspunkten ist Bayer angesichts von vier Fahrkarten noch gut bedient. Gladbach und Frankfurt sind mit zwei verschossenen Strafstößen und fünf Miesen dabei.
Verschuldete Elfmeter
Es kommt nicht von ungefähr, dass tollpatschige Mannschaften wie der HSV oder Schalke (siehe "Tollpatschigkeit") häufig Strafstöße verursachen. Der HSV ist da unschlagbar: 5 Stück hat sonst keiner geschafft, wofür es satte und hoch verdiente 10 Punkte gibt. Zur Schalker Ehrenrettung muss man noch hinzufügen, dass unter den vier Elfmetern gegen Königsblau natürlich auch das linke Timo-Werner-Ding war, - aber ein bisschen Schwund ist immer. Bremen, Wolfsburg und Freiburg haben ebenfalls vier Mal zugeschlagen. Der Lohn sind 7 Punkte.
Schüsse vorbei
Man muss nicht in jeder Kategorie Witze auf Kosten der Unvollkommenen machen. Natürlich ist es sinnstiftend, den Ball INS Tor zu schießen, statt DANEBEN. Nur Leipzig, Mainz, Dortmund und die Hertha ballern nicht den überwiegenden Anteil ihrer Versuche in die Binsen, der Rest sollte sich schämen. Darmstadt und der HSV sind mit 69 bzw. 64 Prozent Fehlschüssen ganz vorn. Dafür gibt's 7 bzw. 5 Punkte Strafe. spox
Einwürfe zum Gegner
Dass eine ganze Menge Körperbeherrschung und Raffinesse dazugehören, um einen runden Gegenstand unter erdüblichen Bedingungen mit Füßen oder dem Kopf zu beherrschen, versteht sich. Macht ja auch den Reiz des Fußballs aus, dass das nicht alle gleich gut können (siehe "Tollpatschigkeit") und niemand perfekt. Anders sieht es bei den Händen aus. Selbst nur sporadisch mit Bällen hantierende Gelegenheitssportler vermögen Konstruktives im Zusammenspiel zwischen Hand und Ball zu bewerkstelligen, z.B.: Person zuwerfen. Warum klappt das aber in der Bundesliga so schlecht? Darmstadt schmeißt mehr als jeden dritten Ball zum Gegner, Kölner und Hamburger etwa ein Viertel. Apropos Hamburger: Olympiasieger Douglas Santos ist mit 49 Einwürfen zum falschen Mann in 14 Spielen der König der Liga. Zur Strafe gibt's natürlich Minuspunkte: 7 für D98, 5 für Köln und 5 für Santos bzw. den HSV.
Eckstöße nicht zum Mitspieler
An dieser Stelle wird's blasphemisch, deshalb weiter im Flüsterton: Kann es sein (hüstel, wisper), dass diese VERDAMMTE ECKENSCHEISSE KOMPLETT FÜR DEN ARSCH IST, ODER WAS??? So, das musste mal raus. Freiburg bringt 45 Prozent seiner Ecken irgendwie zum eigenen Mann und ist damit die Nr. 1 der Liga. Am schlechtesten ist Augsburg: Von 100 Ecken landen 77 nicht beim eigenen Mann, sondern beim Gegner, hinter dem Tor und gegenüber im Seitenaus. Das ist doch nicht sinnvoll! Summa summarum sieht's so aus: Glückwunsch an Freiburg und Gladbach, die für ihren Umgang mit dieser spezifischen Standardsituation nicht abgestraft werden. Der FCA kriegt 8 Punkte aufgebrummt, Leverkusen, Darmstadt und Dortmund, die ebenfalls alles treffen, nur keine Mitspieler, je 7.
Wertung Unfähigkeit
1. Darmstadt 33
2. HSV 27
3. Leverkusen 20
.
16. Hoffenheim 5
16. Hertha 5
18. Bayern 3
Zwischenstand nach zwei Kategorien
1. HSV 45
2. Leverkusen 40
3. Darmstadt 38
.
15. Dortmund 12
15. Leipzig 12
17. Bayern 8
17. Hertha 8
Schlechtes Benehmen
Glatt Rote Karten
Der HSV steht schon ganz schön tief drin bzw. in Sachen Unzulänglichkeit ganz schön weit oben - und es wird nicht besser. Dreimal gab's die Rote Karte an den ersten 16 Spieltagen, das ist in dieser Kategorie gemeinsam mit den Mainzern der Spitzenwert. Der verdiente Lohn: 10 Minuspunkte. Frankfurt sahnt auch ganz gut ab (2 x Rot = 5).
Gelbe Karte wegen Trikotausziehens
Ach, das ist verboten? Wusste ich gar nicht. Die Mainzer wussten das offenbar auch noch nicht, denn sie sind das einzige Team in der Liga, das Verwarnungen für die Entblößung des Oberkörpers erhalten hat. Alle anderen haben NULL, die Mainzer ZWEI. Als Belohnung gibt's 5 Miese. Wer weiß, welche 05er sich dieses Vergehens schuldig gemacht haben, muss das nicht unbedingt mit anderen teilen.
Gelbe Karte wegen Meckerns
Das ist eine sehr nette Kategorie, denn gemeckert wird beim Fußball ja mehr als in anderen Sportarten. Das gehört irgendwie dazu. Das ist emotional. Und wer findet, dass das nervt, wenn gemeckert statt gekickt wird, der "hat den Fußball nie geliebt", wie es der beliebte Gassenhauer von Rudolf Völler treffend besingt. Aber zurück zum Thema: Einige von denen, die meckern, erhalten die Gelbe Karte. Am meisten Meckerkartons holte sich Ingolstadt, nämlich 7 Stück, Frankfurt folgt mit 6, etliche andere, darunter BVB und Bayern, mit 5. Völlig unbehelligt von den Schiedsrichtern blieb Gladbach.
Gelbe Karte wegen Schwalben
Dass Werner für seine Einlage gegen Schalke keine bekam, ist zwar fies, aber statistisch gesehen halt eine Tatsache. Überhaupt wurde nur eine einzige Gelbe Karte wegen Schwalbens bislang gezeigt. Ein Freiburger bekam diese und handelte seinem Team damit 5 Minuspunkte fürs Ranking ein. Ganz schön wenig eigentlich...
Wertung Benimm
1. Mainz 18
2. Freiburg 13
3. HSV 13
.
16. Darmstadt 3
17. Köln 2
18. Gladbach 0
Zwischenstand nach drei Kategorien
1. HSV 58
2. Leverkusen 46
3. Mainz 44
.
16. Köln 15
17. Hertha 13
17. Bayern 13
Gemischtes
Spiele ohne eigenes Tor
Ein paar fiese Serien hat es in der Hinrunde schon gegeben. Gladbach blieb fünf Spiele am Stück ohne Tor, der HSV sogar sieben. In Sachen Dauer-Ladehemmung kann Darmstadt da nicht ganz mithalten, schoss dafür aber insgesamt am häufigsten kein Tor, neun Mal nämlich, was so grauenvoll ist, dass es mit 10 Minuspunkten geahndet wird. Der HSV, Gladbach und Wolfsburg (6 Nullnummern) folgen auf den Plätzen. Top in dieser Kategorie sind übrigens Bayern und Bremen. Beide blieben lediglich in einem Spiel ohne Torerfolg. Wer sonst noch Gemeinsamkeiten zwischen Werder und dem FCB findet, möge sie gut leserlich aufschreiben, bitte.
Trotz 2-Tore-Führung nicht gewonnen
Anders als im Basketball oder beim Darts sind zwei Zähler Unterschied beim Fußball schon eine Bank. Da geht in der Regel nicht allzu viel mehr schief. Bei den meisten Klubs steht in dieser Statistik deshalb eine Null. Bei zweien allerdings nicht: Ingolstadt führte am 8. Spieltag gegen Dortmund 2:0 und 3:1 und spielte trotzdem nur 3:3. Noch krasser trieben es die Mainzer: 3:0 nach 27 Minuten und 4:1 zur Pause hieß es am 2. Spieltag gegen Hoffenheim. Endstand: 4:4. Damit das nicht wieder vorkommt, gibt's 5 Minuspunkte als Denkzettel.
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Gegentore in der Nachspielzeit
Wenn's spät kracht, ist es meist besonders bitter, wenn das regelmäßig passiert, noch mehr und vermutlich ein generelles Problem. Irgendwie verwundert es nicht, dass auch in dieser Kategorie der HSV ganz weit vorne mitmischt. Drei Gegentore nach der 90. Minute sind denn auch der Spitzenwert in dieser Saison, den sich die tapferen Hanseaten mit Mainzern und Freiburgern teilen. Insgesamt sieben Klubs hielten sich hier übrigens schadlos: Neben den Bayern sind das u.a. Leipzig und Darmstadt.
Wertung Gemischtes
1. Mainz 13
2. HSV 12
3. Ingolstadt 10
.
16. Leverkusen 1
16. Leipzig 1
18. Bayern 0
Endstand
1. HSV 70
2. Mainz 57
3. Darmstadt 51
4. Leverkusen 47
5. Schalke 45
6. Freiburg 39
7. Ingolstadt 36
8. Frankfurt 35
9. Wolfsburg 32
10. Bremen 30
11. Augsburg 27
12. Gladbach 26
13. Dortmund 23
14. Hoffenheim 22
15. Leipzig 21
16. Hertha 20
17. Köln 18
18. Bayern 13
Fazit
Gegen den HSV war in Sachen Unzulänglichkeit kein Kraut gewachsen. Im Kampf um Platz 1 herrschte fast schon Langeweile, weil die Hanseaten einfach am breitesten aufgestellt sind und ihre gravierenden Schwächen auf allen Feldern zum Tragen kommen. Leverkusen mag sich einen Tick tölpelhafter angestellt, Darmstadt ein Plus an Unfähigkeit und Mainz größere Defizite im Bereich Disziplin und in Gemischtes bewiesen haben - an das Gesamtpaket des HSV kommt keiner ran.
Den Bayern kann man nicht viel vorwerfen, sie sind halt sie. Köln, Hertha, Hoffenheim und Leipzig zeigen, dass sie offenbar tatsächlich nicht allzu viel falsch gemacht haben bislang. Bei Dortmund reicht's auch im Unzulänglichkeitsranking nicht ganz...