Trainer Pal Dardai erwartete von seinen Youngsters beim JuniorCup nichts Geringeres als den Sieg. Zusätzlich sollten seine Spieler "am besten noch Preise für den besten Spieler holen." Die Teenies gehorchten.
Zum dritten Mal gewann die Hertha das traditionelle Jugendturnier nahe Stuttgart. Als Kapitän der U19-Mannschaft reckte Arne Maier den Siegerpokal stellvertretend für seine Kollegen als erster in die Höhe. Wenig später nahm er auch den Pokal für den Spieler des Turniers entgegen.
32 Profis stehen derzeit im aufgeblähten Kader der Berliner. Vor der Europacup-Saison verstärkten sich die Hauptstädter bewusst, um der Dreifach-Belastung Herr zu werden. Um seine Spieler bei Laune zu halten schickte Dardai Sohn Palko, Dennis Smarsch, Julius Kade und eben Maier nach Sindelfingen, wo sie sich eindrucksvoll durchsetzten.
Noch beim Siegerinterview richtete Maier seinen Fokus aber bereits auf die kommenden Aufgaben. "Mein Ziel ist es, nächsten Samstag auch im Profikader zu stehen", sagte er mit Blick auf den Rückrunden-Auftakt gegen den VfB Stuttgart (Samstag, 15.30 Uhr im LIVETICKER).
Dass ihn sein Trainer als einzigen Stammspieler nicht zum Wintercup nach Bielefeld mitnahm, erklärte dieser wie folgt: "In seinem Alter braucht man auch Spaß, er soll das Turnier in seiner alten Truppe genießen", hielt jedoch fest: "es gibt aber keine Gefahr für Arnes Stammplatz, ich plane mit ihm."
2017 - das Jahr des Arne Maier
Durch den Drei-Tages-Rhythmus mit Liga, Pokal und Europa League kam es im Herbst in Berlin zu einigen Rotationen - und Maier gegen Luhansk zu seinem Startelf-Debüt im Dress der Hertha. Ein Meilenstein in Maiers Karriere, und eines von vielen Highlights im Jahr 2017.
"Erster Vertrag, erste Bundesliga-Einsätze, erste eigene Wohnung und den Führerschein gemacht", blickt der Youngster in der BZ zurück.
Maier, der südlich von Berlin aufgewachsen und seit Kindheitstagen großer Hertha-Fan ist, hat sich nach zehn Jahren in der Jugend der Berliner im Profi-Kader festgesetzt. Neben seinem Auftritt in der Ukraine verbuchte er bereits elf weitere Einsätze. "Das war bislang das beste Jahr meines Lebens."
Arne Maier: Mit der Zahnspange gegen Rückenschmerzen
Dass Maier mit seinen 19 Jahren noch viele weitere erfolgreiche Jahre vor sich hat, merkt man beim Anblick des 1,83 Meter großen Mittelfeldspielers sofort. Bei seinem Siegerlächeln blitzt eine Zahnspange hervor, die ihm einen jugendlichen Look gibt, aber einen bemerkenswerten Zweck trägt.
"Ich hatte immer Rückenschmerzen, keiner wusste warum", erzählt Maier. Er habe sich Meinungen vieler Ärzte eingeholt, doch keiner konnte ihm nachhaltig weiterhelfen. Bis ihm ein Spezialist erklärte, dass eine Fehlstellung seiner Zähne ausschlaggebend sein dürfte, und verpasste ihm die Spange. "Seitdem bin ich schmerzfrei und kann auf dem Platz durchstarten", sagt er.
Arne Maier bei Hertha BSC: Tiefe vor Breite
Genau das ist ihm auf der Sechser-Position der Herthaner, die er neben dem Norweger Per Skjelbred und zuletzt an der Seite von Fabian Lustenberger einnahm, mit seiner Technik und Übersicht gelungen.
Zudem eröffnet er sich mit seiner Beidfüßigkeit im Zentrum viele Optionen. Für seine 19 Jahre stellt er einen ausgeprägten, 80 Kilogramm starken Körper, auf das Feld, der stets seinen Offensivdrang auslebt.
"Tiefe vor Breite" lautet einer der Leitsätze der Hertha-Akademie, und genau das lebt Maier bei seinen bisherigen Bundesliga-Auftritten vor. Er versucht, bei jedem Ballkontakt die Offensive zu suchen, und bevorzugt einen Pass in die Tiefe, statt quer zu legen.
Es spricht allerdings auch für Maier, dass er sich seiner Schwächen bewusst ist. "Absolut schwach ist mein Kopfballspiel", sagt er. Ein Blick auf die Zahlen bestätigt dies, denn weniger als ein Drittel seiner Luftzweikämpfe konnte Maier in dieser Saison für sich entscheiden.
Außerdem ärgert ihn seine fehlende Torgefahr: "Ich habe noch nie ein Kopfballtor erzielt, nicht mal in der Jugend, unglaublich. Das muss besser werden."
Denn vieles klappt schon richtig gut. Einige Vereine aus Deutschland und dem Ausland sind auf Maier bereits aufmerksam geworden. Sein Vertrag bei den Hauptstädtern läuft nur noch bis zum Sommer des nächsten Jahres. Hertha hat bereits Vertragsgespräche mit Maiers Berater aufgenommen.
Hype lässt Maier kalt: "Ich will nur Fußball spielen"
Diese dürften auch eine satte Gehaltserhöhung mit sich bringen. Maier stand für fast alle DFB-Nachwuchsmannschaften auf dem Platz und wurde bereits 2016 mit der Fritz-Walter-Medaille für die U17-Spieler ausgezeichnet.
"Er wurde schon ganz schön von außen gehyped", sagt Herthas Co-Trainer Rainer Widmayer, mahnt aber: "Er muss noch einiges lernen und darf nicht die Spur verlieren."
Auch der britische Guardian inkludierte Maier 2016 in sein alljährliches Jugend-Ranking der 60 besten Zukunftshoffnungen.
All diese Auszeichnungen lassen Maier jedoch bislang kalt. Es sei nach wie vor "ein Wahnsinnsgefühl", nun für die Hertha in der Bundesliga spielen zu dürfen. "Für mich geht gerade ein Traum in Erfüllung", erzählt er der Berliner Morgenpost. "Jeder Junge, der Fußball spielt, träumt von der Bundesliga."
All das Medieninteresse und die möglichen Verhandlungen eines neuen Vertrags bei seinem Heimatklub interessieren Maier nicht. "Eigentlich will ich nur Fußball spielen. Das ist ja erstmal ein schönes Gefühl, aber dass fünf, sechs Mal was in der Zeitung steht, ist ja keine Freikarte dafür, dass man Profi wird." Doch genau das ist Maier mittlerweile. Einer, dem bei der Hertha wohl die Zukunft gehört.