Tayfun Korkut ist neuer Trainer des VfB Stuttgart. Der 43-Jährige tritt die Nachfolge des am Sonntag entlassenen Hannes Wolf an. Dies teilte der VfB am Montag mit. Korkut erhält einen Vertrag bis 2019 und wird noch am Montag um 18 Uhr beim Aufsteiger vorgestellt. Am Dienstag leitet er bereits sein erstes Training.
Noch vor seinem ersten Auftritt als Trainer des VfB Stuttgart hagelte es in den sozialen Medien Häme für Tayfun Korkut. Ausgerechnet der zuletzt so glücklose Coach soll den VfB vor dem drohenden Abstieg retten? Die Fans jedenfalls reagierten größtenteils fassungslos und mit Galgenhumor.
"Willkommen in der 2. Liga", war noch einer der netteren Kommentare, die am Montagabend auf der Facebook-Seite des taumelnden Bundesligisten zu lesen waren.
Andere griffen die Vereinsführung offen an und wähnten sich im falschen Film. "Wir sind jetzt offiziell der größte Witz der Bundesliga", schrieb ein aufgebrachter Anhänger.
Reschke schloss Wolf-Entlassung noch aus
Die Verpflichtung Korkuts als Nachfolger des am Sonntag entlassenen Hannes Wolf schlug sofort hohe Wellen. Am Montagabend um 18.00 Uhr wurde der 43-Jährige vorgestellt, bereits am Dienstag wird er sein erstes Training leiten und die völlig verunsicherte Mannschaft auf das enorm wichtige Spiel am Samstag (15.30 Uhr) beim VfL Wolfsburg vorbereiten.
Die Vorstellung von Tayfun Korkut zum Nachlesen im Ticker
"Es kann steinig werden, aber ich bin zuversichtlich. Wir müssen vorbereitet sein. Aufgrund meiner Erfahrung kann ich hier viel einbringen", sagte Korkut: "Wir müssen aufpassen, dass wir den Druck soweit wie möglich von der Mannschaft nehmen. Wir haben wenig Zeit, es ist wichtig, diesen Abwärtstrend auswärts zu stoppen."
Der VfB hat aus den vergangenen acht Spielen nur einen Sieg und ein Remis geholt und ist als Tabellen-14. in akuter Abstiegsgefahr. Am Samstag verloren die Stuttgarter mit 0:2 (0:2) gegen Schalke 04 - dies war zugleich das letzte Spiel mit Wolf an der Seitenlinie. Er hatte die Schwaben am 21. September 2016 von Jos Luhukay übernommen und den Verein zurück in die Bundesliga geführt.
Die Verantwortlichen des Klubs hatten noch am Samstagabend mitgeteilt, weiterhin mit Wolf zu planen. Sportvorstand Michael Reschke sagte, er würde einen Rauswurf des 36-Jährigen "im Moment komplett ausschließen". Nach mehreren Gesprächen änderte er seine Meinung.
Er habe Korkuts Weg "ganz genau verfolgt", sagte Reschke, der ein am Montag geführtes Gespräch mit dem neuen Trainer als "entscheidend" bezeichnete. "Die Art und Weise, wie er unsere Mannschaft geschildert hat, war überzeugend. Er kennt Spieler und Problemfelder", sagte der Sportvorstand: "Das ganze Paket hat gestimmt. Deswegen waren wir einhellig der Meinung, dass es eine sehr, sehr gute Lösung ist."
Die Trainerentlassungen der Saison 2017/2018
Entlassene Trainer | Zeitpunkt | Nachfolger |
Andries Jonker (VfL Wolfsburg) | 18. September 2017 | Martin Schmidt |
Carlo Ancelotti (Bayern München) | 28. September 2017 | Jupp Heynckes |
Alexander Nouri (Werder Bremen) | 30. Oktober 2017 | Florian Kohfeldt |
Peter Stöger (1. FC Köln) | 3. Dezember 2017 | Stefan Ruthenbeck |
Peter Bosz (Borussia Dortmund) | 10. Dezember 2017 | Peter Stöger |
Markus Gisdol (Hamburger SV) | 21. Januar 2018 | Bernd Hollerbach |
Hannes Wolf (VfB Stuttgart) | 28. Januar 2018 | Tayfun Korkut |
Nun also der Neuanfang mit Korkut: Der gebürtige Stuttgarter ist zwar kein Unbekannter beim VfB - er trainierte immerhin bereits die U19 des Klubs - dennoch ist die Personalentscheidung überraschend.
Bei keiner Station hat Korkut bislang nachhaltig überzeugt. Zuletzt hatte er von März 2017 bis zum Ende der vergangenen Saison bei Bayer Leverkusen gearbeitet - mit äußerst wenig Erfolg.
Mit der Werkself holte er in elf Ligaspielen lediglich elf Punkte. Wenig verwunderlich, dass die Zusammenarbeit im vergangenen Sommer endete. Aktuell ist Leverkusen mit Trainer Heiko Herrlich auf Champions-League-Kurs.
Weinzierl sagte dem VfB ab
Dennoch kursierte Korkuts Name immer wieder bei verschiedenen Bundesligisten - auch in Stuttgart. Die derzeit vereinslosen Thomas Tuchel (zuletzt Borussia Dortmund) und Jens Keller (zuletzt Union Berlin) sollen ebenfalls Kandidaten gewesen sein. Außerdem wurden Lucien Favre (OGC Nizza) und Kenan Kocak, der beim Zweitligisten SV Sandhausen sehr erfolgreich arbeitet, gehandelt.
Markus Weinzierl, in der Bundesliga in der Vergangenheit beim FC Augsburg und Schalke 04 an der Seitenlinie, soll den Stuttgartern abgesagt haben - also fiel die Wahl auf Korkut.
Und immerhin dessen Ex-Klub Leverkusen begrüßte ihn mit offenen Armen. "Willkommen zurück in der Bundesliga", schrieb die Werkself bei Facebook.