"Ich bin fest davon überzeugt, dass der Wechsel zum VfB für mich der richtige Schritt ist", sagte Thommy bei seiner Vorstellung im Januar. Nur konnten viele VfB-Fans mit ihrem Neuzugang wenig anfangen.
In der Hinrunde kam Thommy in Augsburg nämlich zu lediglich sechs Einsätzen, vier davon als Einwechselspieler. Anfang Dezember fiel er mit einem Anriss des Syndesmosebandes verletzt aus.
Bestenfalls als Ergänzungsspieler für die Flügel sollte Thommy für 500.000 Euro Ablöse Stuttgarts Kader verstärken. Dort schienen aber ohnehin Spieler wie Chadrac Akolo, Takuma Asano und der gelernte Mittelstürmer Anastasios Donis gesetzt. Absolut kein Transfer-Kracher also, denn den landeten die Schwaben mit der Rückkehr von Mario Gomez ohnehin schon rund drei Wochen zuvor.
Erik Thommy: Vielseitiger Vorlagengeber für Mario Gomez
Rund sechs Wochen später ist gerade Gomez heilfroh, dass Thommy sein Kollege ist. "Er hat einen wahnsinnig guten rechten Fuß und ist auch über rechts sehr wirkungsvoll, besonders für einen Strafraum-Stürmer wie mich", sagte Gomez nach dem 3:2-Erfolg beim 1. FC Köln. Eigentlich fühlt sich Thommy auf der linken Seite wohler, doch zur Halbzeit wurde er von Korkut auf die andere Seite beordert.
Während Donis und Akolo selbst gerne den Abschluss suchen, weisen sie im Vergleich zu Thommy Schwächen im Passspiel auf. Aus diesem Grund bekam er das Vertrauen des Trainers ausgesprochen und stellte vor allem gegen Köln seine Qualitäten als Vorlagengeber imposant unter Beweis. Thommy gelangen als zweitem Stuttgarter seit Datenerfassung 2004/05 drei Assists in einer Partie.
Mit seiner Schnelligkeit sorgt er stets für Gefahr auf den Flügeln, hat aber durch seine guten Dribblings auch die Möglichkeit, in die Mitte zu ziehen.
Zudem stieg er binnen kürzester Zeit zum Mann für die Standards der Stuttgarter auf. "Die sind immer sehr gefährlich", weiß Sportdirektor Michael Reschke. Durch präzise Flanken setzt er seine Mitspieler exzellent in Szene.
Der akribische Arbeiter auf den Flügeln des VfB Stuttgart
Dass Thommy bereits nach so kurzer Zeit beim VfB einschlägt, hat zwei wesentliche Gründe. Erstens scheint der Wohlfühlfaktor von Beginn an vorhanden gewesen zu sein. "Ein bisschen ist die Gegend ja auch Heimat für mich", sagte der gebürtige Ulmer, der rund eine Autostunde von Stuttgart entfernt aufwuchs.
Zudem absolvierte Thommy bereits mit 13 Jahren ein Probetraining beim VfB, in dem er die Jugendtrainer überzeugte. Doch da er für das Internat zu jung und den Eltern die Distanz für ein tägliches Pendeln schlicht zu groß war, entschieden sich die Thommys für einen Verbleib ihres Sohnes beim SSV Ulm.
Zu dieser Zeit stand der kleine Erik zusammen mit seinem vier Jahre älteren Bruder Eduard in dessen Freizeit so gut wie immer auf dem Bolzplatz. "Wir sind ja auf dem Dorf groß geworden, das war traumhaft für uns Kinder", erinnerte sich "Edu" bei fussball.de zurück.
Dabei zeigte sich schon früh, dass Erik über besondere Talente verfügte. "Der Kleine durfte immer mit uns Großen kicken, war aber schon damals so gut, dass er eigentlich besser als die meisten war, obwohl er ein paar Jahre jünger war", sagte Eduard, der seinen Bruder nun so oft es geht als Fan im Stadion anfeuert, und Erik als seinen besten Freund bezeichnet.
Die Profi-Karrierestationen von Erik Thommy im Überblick
Jahr | Verein | Spiele | Tore |
2013 - 2015 | FC Augsburg (II) | 48 | 22 |
2015 - 2016 | 1. FC Kaiserslautern (II) | 10 | 1 |
2016 - 2017 | SSV Jahn Regensburg | 37 | 8 |
seit 2018 | VfB Stuttgart | 5 | 1 |
Erik Thommy, das Arbeitstier
Freunde fand Thommy beim VfB auf Anhieb nicht nur in Gomez, auch Kapitän Christian Gentner lobte ihn als einen "offenen, angenehmen Typen". Zudem beeindruckt er sein neues Umfeld mit seiner Arbeitsweise. "Ich habe Erik als hochprofessionell kennengelernt", sagte Gentner.
Thommy arbeitet mit einem eigenen Personal Trainer an seiner körperlichen Fitness - zusätzlich zu den Trainings seines Vereins. Meistens zweimal die Woche komme dieser nach Stuttgart "und schaut, dass ich immer fit auf den Platz komme. Er leistet unglaubliche Arbeit."
Zudem kommt er häufig eine Zeit lang vor den Trainingseinheiten auf die Anlage des VfB, um im Kraftraum zu schinden. "Das hat sich bei mir so eingespielt, das gehört dazu", meint er. Nach Bundesligaspielen sieht man Thommy häufig mit Massagerolle unter dem Arm, ein weiteres Indiz für seine professionelle Einstellung.
Diese Gewohnheiten hat sich Thommy in den letzten Jahren angeeignet, als er von Augsburg zunächst an Kaiserslautern, danach sogar in die dritte Liga nach Regensburg verliehen wurde. "In diesen drei Jahren habe ich viel mitnehmen können. Nun weiß ich, was es heißt, Profifußballer zu sein. Sich erst einmal Zeit zu lassen - das ist der falsche Weg. Ich will jeden Tag eine Schippe drauflegen und mich weiterentwickeln."
Über den Glauben und Mladen Petric zum Erfolg
Kraft für diese disziplinierte Einstellung holt sich Thommy regelmäßig über seinen evangelischen Glauben. Seinem Siegtreffer gegen Eintracht Frankfurt - Thommys Premierentreffer in der Bundesliga - ließ er ein Kreuzzeichen sowie einen Blick gen Oben folgen. Als "ein Dankeschön an den lieben Gott" sei die Geste gemeint gewesen.
"Man sagt nicht nur, man ist gläubig, da gehört das komplette Paket dazu", erklärte Thommy. So wie ein kleines Kreuz, das er permanent bei sich trägt: "Gott ist immer bei mir."
Kurz darauf feuerte er zudem einen bildlichen Pfeil in den Himmel. "Den Torjubel habe ich in der Jugend für mich entdeckt", sagte Thommy. Zu einer Zeit, als Mladen Petric für Borussia Dortmund und später für den HSV auf Torejagd ging.
"Er passt zu mir. Petric hat das gerne gemacht und ich fand's ganz gut. Das passt perfekt, um mit einem Gruß nach oben, danke zu sagen", erklärt Thommy. Sollte er in Zukunft für ähnlich viele Torbeteiligungen wie sein Vorbild sorgen, werden schon bald die Fans des VfB "Danke" sagen.