Mit einem Jahr Verspätung kommt Lucien Favre nun also zu Borussia Dortmund. Die Verantwortlichen des BVB hätten den Schweizer schon gerne als Nachfolger von Thomas Tuchel engagiert, Nizza ließ ihn damals aber nicht gehen.
Also fiel die Entscheidung in Dortmund zwischen Peter Bosz und Peter Stöger. Dass am Ende sogar beide Trainer auf der Bank der Borussia Platz nehmen durften, ist nur eine Pointe der missratenen Spielzeit 2017/18.
Flexibilität ist ein zentraler Begriff von Favres Arbeit
Mit Favre kommt ein in der Branche hoch angesehener Fachmann zum BVB, der die Mannschaft in vielen Bereichen umkrempeln und die Arbeit Tuchels in einigen Aspekten fortsetzen wird. Der BVB wird nicht diesen alternativlosen und zum Schluss blinden Offensivpressing-Fußball von Bosz praktizieren und er wird nicht so apathisch agieren wie zweitweise unter Stöger.
Flexibilität ist ein zentraler Begriff von Favres Arbeit, er selbst hat den Begriff Polyvalenz in die deutsche Fußballsprache eingeführt. In dieser Hinsicht wird beim BVB taktisch wieder eine deutlich erkennbare Handschrift einkehren. Favre ist ein Mann der klaren Vorgaben, ein Mann für die Detailarbeit im Training und ein Coach, der seine Spieler und auch die gesamte Mannschaft besser machen kann.
Das alles braucht der BVB, der zuletzt nur noch die Summe seiner Einzelteile war. Favre wird das Puzzle in Dortmund ab Juli Stück für Stück wieder zusammensetzen müssen. Es kommt ihm schon mal zu Gute, dass der herausragende Spieler dieser Mannschaft sein größter Befürworter ist: Marco Reus.
Der BVB muss Favre abseits des Platzes unterstützen
Denn neben spielerischen Dürrephasen brachte die vergangene Saison deutlich zum Vorschein, dass dieser BVB-Mannschaft Struktur und Leistungsbereitschaft fehlten. Auch daran wird der Taktiker Favre arbeiten müssen. Ob er in diesem emotionalen Umfeld BVB seinen Stil durchziehen kann, ist eine der großen Fragen dieser Verpflichtung. Seit Klopp trauert das Umfeld einer derartigen Persönlichkeit nach und jeder wird an dieser gemessen.
Das wird auch für Favre nicht einfach. Der Klub muss dem Schweizer in diesem Bereich die größtmögliche Unterstützung anbieten. Hier kommt besonders dem neuen Leiter der Lizenzspielerabteilung Sebastian Kehl gleich eine gewichtige Rolle zu. Außerdem werden Kehl, Michael Zorc und Hans-Joachim Watzke auf dem Transfermarkt noch einige richtige Entscheidungen treffen müssen.
Sonst bleibt Borussia Dortmund auch in der kommenden Saison ein unvollendetes Puzzle und eine Mannschaft, die ihre eigenen Ansprüche nicht erfüllen kann.
Lucien Favres Trainerstationen
Verein | Amtsantritt | Amtsaustritt |
FC Echallens | 07/1991 | 06/1995 |
Yverdon-Sport | 12/1996 | 06/2000 |
Servette FC | 07/2000 | 06/2002 |
FC Zürich | 07/2003 | 09/2007 |
Hertha BSC | 07/2007 | 09/2009 |
Borussia Mönchengladbach | 02/2011 | 09/2015 |
OGC Nizza | 07/2016 | 06/2018 |
Borussia Dortmund | 07/2018 | offen |