SPOX/Goal: Sprechen wir über Ihre Nationalmannschaftskarriere. Sie spielten in Ihrer frühen Jugend für die Schweiz, später entschieden Sie sich für Serbien. Warum?
Veljkovic: Ich bin in der Schweiz geboren, habe mich aber für Serbien entschieden, weil meine Eltern aus Serbien kommen. Ich fühle mich auch als Serbe. Das soll aber nicht heißen, dass mir die Schweiz nichts bedeutet. Ich bin der Schweiz sehr dankbar. Durch mein erstes U-Länderspiel für die Schweiz gegen Frankreich wurde Tottenham erst auf mich aufmerksam.
SPOX/Goal: Im Nachhinein zahlte sich Ihre Entscheidung aus. Sie wurden mit Serbien 2013 erst U19-Europameister und zwei Jahre später U20-Weltmeister. In diesem Jahr bestritten Sie 90 Minuten bei der WM in Russland.
Veljkovic: Davon habe ich als kleiner Junge immer geträumt. Natürlich möchte ich eines Tages auch gerne einmal die WM oder die Champions League gewinnen, das wäre mit Sicherheit noch größer, aber das war ein guter Anfang. Ich denke, da kann ich auch ein bisschen stolz auf mich sein.
Milos Veljkovic: Luka Jovic hat "riesiges Potential"
SPOX/Goal: In der serbischen Nationalmannschaft wimmelt es nur so vor spannenden Talenten. Luka Jovic von Eintracht Frankfurt ist zurzeit in aller Munde. Was trauen Sie ihm zu?
Veljkovic: Luka hat riesiges Potential. Ich kenne nur wenige Spieler, die so einen guten Abschluss haben. Er kann's mit rechts, mit links und mit dem Kopf. Der Strafraum ist sein Zuhause, dort fühlt er sich am wohlsten. Ich denke aber, dass er sich noch weiter verbessern kann. Er ist noch sehr jung. Wenn er bereit ist, an sich zu arbeiten, ist ihm Großes zuzutrauen.
SPOX/Goal: Ein Spieler, der vor allem international für Furore sorgt, ist Sergej Milinkovic-Savic von Lazio Rom.
Veljkovic: Wir sind derselbe Jahrgang, haben viele Jahre zusammengespielt und die U19-EM und U20-WM gewonnen. Mir war schon immer klar, dass er es einmal weit bringen würde. Heute ist er ein Weltklasse-Spieler, der bei jedem europäischen Topklub spielen könnte.
SPOX/Goal: Was war Ihr schönstes gemeinsames Erlebnis?
Veljkovic: Da gab es viele. (lacht) Das schönste war auf jeden Fall der 2:1-Sieg gegen Brasilien im Finale der U20-WM. Wir haben die ganze Nacht durchgefeiert und sind am nächsten Tag zu einer Ehrung nach Serbien. Das war schon großartig. Auch wenn ich mich unmittelbar nach dem Spiel gar nicht so richtig freuen konnte.
Milos Veljkovic und der traurige Dopingtest mit Gabriel Jesus
SPOX/Goal: Warum?
Veljkovic: Ich musste mit Mijat Gacinovic von Eintracht Frankfurt eine Stunde lang zum Dopingtest. Dort trafen wir Gabriel Jesus, der heute bei Manchester City spielt. Er war ganz alleine und traurig. Es war ein bisschen blöd, weil unsere Kollegen in der Kabine feierten und wir mit der Goldmedaille in den Raum kamen. Es wäre respektlos von uns gewesen, zu jubeln. Also unterhielten wir uns mit Jesus, um ihn ein bisschen aufzumuntern. Er ist ein ganz anständiger Junge. Ich sagte ihm damals schon, dass er das Zeug hat, für einen ganz großen Klub wie Real Madrid oder den FC Barcelona zu spielen. Ich habe mich nicht komplett getäuscht (lacht).
SPOX/Goal: Jesus schießt Tore, Sie verhindern sie. Auf welcher Position spielen Sie am liebsten?
Veljkovic: Ich kann hinten auf so ziemlich allen Positionen spielen. Ob Dreier- oder Viererkette, ob links, rechts oder in der Mitte. Ich habe auch kein Problem damit, im defensiven Mittelfeld zu spielen. Wenn ich mir aber eine Position aussuchen könnte, dann würde ich die des Innenverteidigers wählen.
SPOX/Goal: Welchen Innenverteidiger nehmen Sie sich zum Vorbild?
Veljkovic: Früher habe ich Nemanja Vidic sehr gerne zugeschaut. Wie der da hinten bei Manchester United und Serbien alles abgeräumt hat, war schon beeindruckend. Heute habe ich eigentlich kein richtiges Vorbild mehr. Ich picke mir eher verschiedene Qualitäten von verschiedenen Spielern heraus, versuche, mir Dinge abzuschauen und diese in mein Spiel einzubauen. Zum Beispiel das Verteidigen von Sergio Ramos, die Diagonalpässe von Jerome Boateng oder die Ruhe von Mats Hummels.
Milos Veljkovic: FC Bayern immer schwer zu schlagen
SPOX/Goal: Blicken wir auf die aktuelle Situation bei Werder Bremen. Sie und Ihre Kollegen stehen nach zwölf Spieltagen auf Platz sieben. Wo kann die Reise in dieser Saison hingehen?
Veljkovic: Wir sind auf einem guten Weg, auch wenn wir in den vergangenen Spielen gerne noch mehr Punkte gesammelt hätten. Wir wollen unbedingt nach Europa und ich denke, wir haben auch die Qualität dafür. Entscheidend wird sein, diese Qualität Spiel für Spiel abzurufen.
SPOX/Goal: Welchen Anteil hat Trainer Florian Kohfeldt an Werders Erfolg?
Veljkovic: Einen extrem großen. Er ist ein hervorragender Motivator, der uns auch die richtigen taktischen Anweisungen mit auf den Weg gibt. Er analysiert in den Mannschaftsbesprechungen jedes Detail und führt außerdem viele Einzelgespräche. Nicht nur über Fußball, sondern auch über das Privatleben. Wer ein Problem hat, kann zu ihm gehen. Er ist eine große Hilfe für uns alle.
SPOX/Goal: Eine weitere Bremer Stütze ist Max Kruse. Wie tickt Ihr Kapitän als Mensch?
Veljkovic: Er ist ein sehr natürlicher Mensch. Er spricht die Dinge an, die man ansprechen muss, nimmt sich auch mal Einzelne raus, um ihnen zu helfen. Das Wichtigste ist aber: Er bringt seine Leistung auf dem Platz. Damit verschafft man sich am meisten Respekt.
SPOX/Goal: Am Samstag geht's gegen den FC Bayern.
Veljkovic: Eine schwere Aufgabe! Wir wissen, dass wir unser Bestes geben müssen, um gegen die Bayern zu punkten, egal auf welchem Platz sie stehen.