Pro und Contra zum BVB: Verspielt Borussia Dortmund jetzt alles?

Martin VolkmarJochen Tittmar
14. Februar 201917:11
Jadon Sancho und Borussia Dortmund droht das Aus in der Champions League.getty
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Nach dem Aus im Pokal droht Borussia Dortmund nach der 0:3-Pleite gegen Tottenham auch der K.o. in der Champions League. Setzt sich der Absturz nun auch in der Bundesliga fort? Ein Pro und Contra der SPOX-Redaktion.

PRO: Mit dieser Einstellung erreicht der BVB gar nichts

Von SPOX-Chefredakteur Martin Volkmar

Diese Meldung ist ein gefundenes Fressen für die Boulevardmedien: Am Tag vor dem so wichtigen Champions-League-Achtelfinale bei den Tottenham Hotspurs ließen mehrere Dortmunder Profis den Londoner Starfriseur Sheldon Edwards ins Teamhotel zum Haareschneiden kommen.

Dass der BVB deshalb so eine desaströse zweite Halbzeit zeigte, ist natürlich Unfug. Und doch ist die Kritik an der Aktion nicht ungerechtfertigt.

Denn der Eindruck, dass einige der Jungmillionäre andere Dinge im Kopf haben als sich auf ihre Arbeit zu fokussieren, wurde auf der Reise nach London mehrfach bestätigt. Gleich zwei Profis hatten beim Abflug ihre Pässe nicht dabei, sodass der Flieger erst verspätet abheben konnte.

Entscheidend aber für den Vorwurf der mangelnden Einstellung war die Leistung am Mittwochabend auf dem Platz. Hilflos ergab sich der Bundesliga-Tabellenführer seinem Schicksal und schaute dabei zu, wie ihm die alles andere als unschlagbaren Spurs gleich drei Tore einschenkten.

BVB geistig und körperlich abwesend

Sebastian Kehl traf den Nagel auf den Kopf mit seiner Aussage, die Mannschaft habe nach der Pause das Fußball spielen eingestellt. Viel schlimmer kann eine Analyse eigentlich nicht ausfallen. Was nützt einem eine überzeugende Hinrunde, wenn man in der Phase geistig und körperlich nicht anwesend ist, in der es drauf ankommt.

Die Klagen über die vielen Ausfälle sind zwar nachvollziehbar, aber deshalb kann und muss sich ein Team von der Klasse der Dortmunder trotzdem wehren, doch genau das tat die Mannschaft nicht. Und das ausgerechnet in der K.o.-Phase der Champions League, wo es um den eigenen Ruf, Millionen an Zusatzeinnahmen und extrem wichtige Punkte für den gesamten deutschen Fußball in der Fünfjahreswertung geht.

Unterm Strich wartet der BVB nun seit vier Spielen auf einen Sieg, ist im DFB-Pokal raus und in der Champions League so gut wie ausgeschieden. Und geht die Mannschaft mit dieser Einstellung in die nächsten Spiele, ist auch der Vorsprung an der Bundesliga-Spitze bald dahin. Umso schlimmer, dass ein Großteil dieser Krise selbst verschuldet ist.

CONTRA: Kein Grund zur Panik

Von SPOX-Redakteur Jochen Tittmar

"Ich mache mir keine Sorgen", sagte Lucien Favre nach der 0:3-Pleite gegen die Spurs. Diese Einschätzung teile ich.

Dortmund hat nun den ersten echten Hänger in einer bislang erstaunlich glatt verlaufenen Saison. Dass ein solcher irgendwann einmal kommen wird, sollte nicht allzu sehr überraschen - und vielmehr für Realismus als für Panikmache sorgen.

Mit den spiel- wie kampfstarken Hoffenheimern und einer abgezockten Tottenham-Truppe hat der BVB zuletzt nicht gegen Laufkundschaft gespielt. Und man erinnere sich: Auch das siegreiche Favre-Dortmund hatte den Großteil seiner Gegner nicht gerade vom Platz geschossen.

Ich teile auch die Einschätzung, die der Trainer seit seinem Amtsbeginn in Endlosschleife betont: "Es gibt noch viel zu tun." Durch den seit Mittwochabend sehr wahrscheinlichen Wegfall der englischen Wochen bietet sich für Favre im letzten Saisondrittel nun ausreichend Trainingszeit, um besonders die defensivtaktischen Unwuchten zu korrigieren, die die Borussia aus der Spur brachten.

Auf Lucien Favre kommt viel Arbeit im Training zu.getty

Sie sind vor allem mit der Verletzungsmisere zu begründen, deren Fülle den BVB stark ins Ungleichgewicht stürzte. Doch es ist absehbar, dass die (Führungs-)Spieler, die Dortmund wieder zurück zur einstigen Stabilität bringen können, bald wieder einsatzbereit sind. Marco Reus, Lukasz Piszczek, Paco Alcacer oder Julian Weigl trugen keine schwerwiegenden Blessuren davon, in Dan-Axel Zagadou meldete sich ein wichtiger Faktor für die Defensive zurück.

Beim Gewinn der Meisterschaft denkt niemand ans CL-Aus

Dass künftig mehr trainiert als gespielt werden kann, dürfte Favre und dem BVB unmittelbar, aber vor allem in der Endphase der Spielzeit noch sehr zu Gute kommen. Dortmund trifft noch auf einige wie schon in der Hinrunde mehr als schlagbare Gegner (allein Nürnberg, Augsburg und Stuttgart in drei der nächsten vier Bundesligaspiele). Auch verbreiten die Darbietungen des lauernden FC Bayern alles andere als Angst und Schrecken.

Das insgeheime Hauptziel der Saison bleibt der nur noch 13 Partien entfernte Gewinn der Meisterschaft. Ich tendiere aktuell dazu es so zu betrachten, dass das bevorstehende CL-Aus diesen eher wahrscheinlicher gemacht hat.

Würde der Titel erreicht, hat Favre die Erwartungen in seinem ersten Jahr übererfüllt - und es wird kein Hahn mehr danach krähen, wie und zu welchem Zeitpunkt man aus der Königsklasse ausschied.