Im Interview mit SPOX und Goal spricht Schalkes neuer Sportvorstand Jochen Schneider über einen möglichen Abstieg, die unklaren Personalfragen, die Ziele mit den Königsblauen und seinen einstigen Auftritt bei "Wetten, dass..?".
Als eine seiner ersten Amtshandlungen hat Jochen Schneider den Schreibtisch in seinem Vorstandsbüro verrücken lassen. Nun steht das gute Stück wieder da, wo es auch zu Zeiten von Rudi Assauer stand.
An die erfolgreichen Zeiten unter dem dieses Jahr verstorbenen, früheren Mr. Schalke möchte Schneider wieder anknüpfen und die Königsblauen zurück ins obere Tabellendrittel führen.
Erstmal aber muss nach der bislang verkorksten Saison der Absturz in die Zweitklassigkeit verhindert werden. Über die nervliche Belastung im Abstiegskampf spricht der 48-Jährige ebenso ausführlich wie über seine frühe Begeisterung für Schalke 04, seinen Lehrmeister Rolf Rüssmann und die Gründe für seinen Wechsel aus der zweiten Reihe von RB Leipzig zum Traditionsklub nach Gelsenkirchen.
Wissen Sie noch, was Sie am 28. November 1987 gemacht haben?
Jochen Schneider: Ja, das weiß ich.
Sie sind damals als 17-Jähriger Kandidat bei "Wetten, dass..?" im ZDF gewesen. Angeblich nur, weil Sie den ebenfalls anwesenden Jürgen Klinsmann kennenlernen wollten.
Schneider: Nein, das stimmt nicht. Richtig ist, dass mein Schulfreund und ich aus jugendlichem Leichtsinn eine Wette eingereicht haben, dass wir aus 100 wahllos zerstreuten Tennisbällen fünf nachträglich hinzugelegte mittels fotografischem Gedächtnis identifizieren können. Die Wette haben wir gewonnen, und Wettkönig sind wir dann halt auch noch geworden. Und das Besondere war, dass in der Sendung Jürgen Klinsmann und Klaus Fischer Gäste waren, so dass wir die beiden auch noch kennenlernen durften.
Jochen Schneider: "Mein Onkel war Schalke-Fan"
Da haben Sie ja direkt die zwei Ikonen Ihrer beiden Lieblingsklubs getroffen. Woher kam denn als gebürtiger Schwabe diese Affinität zu Schalke?
Schneider: Das hat mit meinem Onkel zu tun hatte, der Schalke-Fan war. Aber zur Wahrheit gehört auch, dass ich dann irgendwann in meiner Kindheit aufgrund auch der räumlichen Nähe zu Stuttgart mein Herz für den VfB entdeckt habe, was dann immer so geblieben ist. Deshalb war es für mich auch etwas Besonderes, als ich 1996 dort anfangen konnte zu arbeiten und dann drei Jahre später einen Fulltime-Job bekommen habe.
Aber die Sympathie für Schalke ist geblieben?
Schneider: Die ist geblieben. Es war auch so, dass bei meinem allerersten Stadionbesuch in Stuttgart im November 1977 Klaus Fischer im Länderspiel gegen die Schweiz (4:1) mit einem Fallrückzieher das Tor des Jahrhunderts erzielt hat, nach einer Flanke seines Schalker Teamkollegen Rüdiger Abramczik. Und später waren die zwei Jahre als Assistent des Ur-Schalkers Rolf Rüssmann beim VfB mit die zwei schönsten Jahre in meinem Berufsleben.
Hat er Sie ähnlich "emotional für Schalke aufgeladen", wie das einst Clemens Tönnies bei Felix Magath gemacht hat?
Schneider: Die Zeit mit Rolf Rüssmann war etwas ganz Besonderes, weil ich von keinem Vorgesetzten so viel gelernt habe wie von ihm. Und ja, er hat auch oft vom FC Schalke geschwärmt. Wir haben viel gesprochen über seine Zeit als Manager und Spieler hier, mit allen Hochs und Tiefs. Auch die unrühmliche Geschichte des Bundesliga-Skandals 1972 hat er mir in aller Ausführlichkeit erklärt.
SPOXJochen Schneider: Für Schalke bin ich 500 km mit meinem Polo gefahren
Nochmal zurück zum Auftritt bei "Wetten dass..?": Haben Sie an dem Tag in irgendeiner Form noch die Bundesliga-Ergebnisse mitbekommen?
Schneider: Ja, ich weiß, dass Stuttgart an dem Tag 2:2 in Homburg gespielt hat und Jürgen Klinsmann deshalb sehr, sehr wütend war.
Und Schalke?
Schneider: Nein, das weiß ich leider nicht mehr.
1:0-Heimsieg gegen den Hamburger SV. Wissen Sie auch, was mit Schalke am Ende der Saison passiert ist?
Schneider: Sie sind abgestiegen. Aber drei Jahre später ist Schalke wieder aufgestiegen. Und ich war beim entscheidenden Spiel gegen Fortuna Köln (2:1) im Parkstadion dabei. Dafür bin ich die rund 500 Kilometer mit meinem Polo gefahren. Leider hat der auf dem Rückweg bei Hagen schlapp gemacht und den Rest der Strecke konnte ich dann nur noch mit 60 Stundenkilometern nach Hause fahren.
imagoWie groß ist die Gefahr, dass Schalke dieses Jahr zum ersten Mal seit 1988 wieder absteigt?
Schneider: Wir sind im Kampf um den Klassenerhalt, das ist die Realität und der müssen wir uns stellen. Wir alle hoffen und sind guter Dinge, dass wir diesen Worst Case vermeiden. Aber wir dürfen auch nicht blauäugig sein. Deshalb wird das Spiel in Nürnberg überaus wichtig.
Mussten Sie angesichts der Krise eigentlich länger überlegen, ob Sie das Angebot von Schalke annehmen?
Schneider: Nein, das musste ich nicht. Weil ich es einfach als große Chance und Herausforderung gesehen habe. Ich wurde natürlich auch vom Aufsichtsrat gefragt: Bist du bereit, jetzt sofort anzupacken? Da gab es nur die Option, direkt loszulegen. Die Aufgabe bei Schalke 04 als Traditionsklub empfinde ich als unheimlich reizvoll.
"Paradies": Jochen Schneider schwärmt von RB Leipzig
Wie war schwer war der Weg aus der Komfortzone bei RB Leipzig, wie Sie es ja angeblich selber bezeichnet haben?
Schneider: Komfortzone habe ich nicht gesagt. Aber klar, Leipzig ist ein Stück weit ein Paradies, weil eben alle Voraussetzungen gegeben sind, um Erfolg zu haben. Eine fantastische Infrastruktur, ein überragender Kader, mittlerweile auf allen Ebenen exzellentes Personal und natürlich auch eine entsprechende wirtschaftliche Ausstattung, die von Ralf Rangnick und seinem Team sehr gut eingesetzt wird.
gettyWie bewerten Sie im Vergleich das Potenzial und das Umfeld auf Schalke?
Schneider: Ich spüre jeden Tag, was das Besondere hier ist, welchen Reiz dieser Verein ausübt und welche Bedeutung er für die Menschen hat. Das ist schon etwas extrem Positives, was einfach die Lust darauf weckt, mit Schalke Erfolg zu haben.
Davon ist der Klub momentan aber weit entfernt. Was kann man in Ihrer Position überhaupt machen, wenn man in einer solch prekären Situation einsteigt?
Schneider: Die ersten zehn bis zwölf Tage habe ich vor allem versucht durch Beobachtung und Gespräche die Situation zu analysieren und zu schauen, warum es sportlich zwischen Mannschaft und Trainerteam nicht funktioniert. Das war meine erste Aufgabe und dann sind wir leider zu dem Ergebnis gekommen, dass wir in der Konstellation nicht weitermachen können und haben uns dann für die Lösung mit Huub Stevens, Mike Büskens, Matthias Kreutzer und Gerald Asamoah entschieden, um diesen Worst Case Abstieg zu vermeiden.
Domenico Tedesco ist nach seinem Aus von den Fans im Stadion gefeiert und von den Medien gelobt worden. Auch Sie haben länger gebraucht, ehe Sie sich zu einer Trennung durchringen konnten.
Schneider: Ja, das war extrem schwer. Lassen wir mal das Persönliche außen vor, weil es keine Rolle spielt, dass ich ihn schon aus Stuttgarter Zeiten gut kenne und sehr schätze, weil er ein toller Kerl und ein ganz feiner Mensch ist. Aber er ist auch ein toller Trainer, der eine große Karriere vor sich hat, weil er alles mitbringt für diesen Beruf. Und er hat sich natürlich enorme Verdienste um Schalke 04 erworben mit der Vize-Meisterschaft, dem Einzug ins Pokal-Halbfinale und dem zweiten Platz in der Champions-League-Gruppenphase. Deswegen war es natürlich alles andere als einfach, diese Entscheidung zu treffen.
Huub Stevens Rückkehr war "relativ rasch klar"
War es einfach, Huub Stevens zu überzeugen, der ja eigentlich vor drei Jahren in Hoffenheim seine Trainerkarriere für beendet erklärt hatte?
Schneider: Ich kenne ihn ja auch schon ein paar Jahre und bin ihm dann hier wieder begegnet in seiner Funktion als Aufsichtsrat. Und als ich ihn nach der Trennung von Domenico Tedesco gefragt habe, hat er gesagt, er ist Schalker durch und durch und dann war das auch relativ rasch klar, dass er es macht.
Ist das in der momentanen Situation die Optimallösung, weil Stevens bei den Schalke-Anhängern beliebt ist und schon mehrfach Teams zum Klassenerhalt geführt hat?
Schneider: Ja, das auf jeden Fall, weil er den Klub kennt, die handelnden Personen, die Spieler, sämtliche Trainer und Betreuer. Und die Menschen im Verein kennen ihn, alle wissen, auf was sie sich einlassen. Dass wir uns aus Stuttgart auch noch kannten, ist sicherlich ebenfalls von Vorteil. Außerdem weiß er genau, was in so einer Situation zu tun ist. Das habe ich mit ihm beim VfB ja hautnah miterlebt, wo er die Mannschaft zweimal haarscharf vor dem Abstieg gerettet hat.
Aber wahrscheinlich könnten Sie auf die nervliche Belastung gut verzichten?
Schneider: Ja, Abstiegskampf ist generell belastend und das wünscht man niemandem. Aber das ist ja auch das Schöne an unserem Ligensystem im Fußball. Ich möchte nicht so eine Situation haben, wie im amerikanischen Sport oder wie im deutschen Eishockey, wo es keinen Auf- und Abstieg gibt. Das wird dann langweilig und nimmt viel an Reiz. Doch wenn man drinsteckt, möchte man es natürlich trotzdem nicht haben.
Jochen Schneider: Söldnertruppe? "Das ist für mich reiner Populismus"
Viele Beobachter sehen Schalke im Tabellenkeller allerdings im Nachteil, weil die Mannschaft den Abstiegskampf nicht kennt. Peter Neururer meint sogar, das sei eine andere Sportart. Wie sehen Sie das?
Schneider: Ich kann mit so einer Aussage nichts anfangen, weil es immer noch Fußball ist. Aber richtig ist, dass es eine komplett andere nervliche Belastung ist. Zum zweiten Punkt: Was heißt das denn: nicht Abstiegskampf können? Tatsache ist, dass wir in einer Situation sind, die man sich nicht gewünscht hat, die wir aber jetzt annehmen mussten. Das ging anderen Vereinen auch schon so und die haben sich auch gerettet. Mit viel Arbeit und viel Engagement. Und dafür steht Huub Stevens wie kein Zweiter.
Und was sagen Sie zum Vorwurf, dass es zu viele Söldner gebe und der Mannschaft der Charakter fehle?
Schneider: Damit kann ich auch nichts anfangen. Schalke 04 hat sich für jeden einzelnen Spieler ganz bewusst entschieden. Vielleicht hat man es in der Vergangenheit an der einen oder anderen Stelle versäumt, den Jungs klarzumachen, was es bedeutet für Schalke zu spielen. Auch die Themen Betreuung und Integration spielen gerade bei ausländischen Neuzugängen eine ganz wesentliche Rolle. Ich habe unsere Mannschaft überhaupt nicht als charakterlos wahrgenommen. Im Gegenteil: Wenn das eine charakterlose Truppe wäre, dann hätte sie letztes Jahr nicht Vize-Meister werden und auch diese Saison nicht in der Champions League überwintern können. Also ist das für mich reiner Populismus, der auf jeden Klub angewandt wird, der in einer sportlichen Krise steckt.
Bundesliga-Abstiegskampf: Schalke muss in den Rückspiegel blicken
Pl. | Team | Sp. | Tore | Diff. | Pkt. |
... | ... | ... | ... | ... | ... |
12. | 1. FSV Mainz 05 | 28 | 33:48 | -15 | 33 |
13. | SC Freiburg | 28 | 38:48 | -10 | 32 |
14. | Schalke 04 | 28 | 29:46 | -17 | 26 |
15. | FC Augsburg | 28 | 37:54 | -17 | 25 |
16. | VfB Stuttgart | 28 | 27:60 | -33 | 21 |
17. | 1. FC Nürnberg | 28 | 23:53 | -30 | 17 |
18. | Hannover 96 | 28 | 25:65 | -40 | 14 |
Schalke-Sportvorstand Schneider: "Es gibt keine Streichlisten"
Trotzdem ist überall von einem Umbruch im Sommer und so genannten Streichlisten zu lesen. Sind die Spieler aktuell auch ein bisschen in der Bringschuld, um ihren Wert für Schalke zu beweisen?
Schneider: Die Spieler sind jeden Tag in der Bringschuld, ihre Leistung hier zu erbringen, genauso ist der Verein in der Bringschuld, ein bestmögliches Umfeld zur Verfügung zu stellen, damit die Jungs 100 Prozent Leistung abliefern können. Streichlisten, und das möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich betonen, gibt es nicht.
Also haben Sie noch keinen Spieler aussortiert?
Schneider: Definitiv nicht, nein.
In dem Zusammenhang wird Sebastian Rudy, der mit großen Erwartungen vom FC Bayern geholt wurde, schon als Fehleinkauf tituliert. Wie bewerten Sie ihn?
Schneider: Ich kenne Sebastian, seit er 14 ist. Ein super Spieler und ein wunderbarer Mensch mit einem guten Charakter, der aus einem tollen Elternhaus kommt. Der Start auf Schalke war nicht leicht für ihn. Er hatte nach der WM eine relativ kurze Vorbereitung und war noch nicht 100 Prozent fit. Zudem verlief der Bundesligastart unserer Mannschaft alles andere als optimal. Aber ich bin guter Dinge, dass er jetzt Stück für Stück wieder an alte Leistungen anknüpfen kann, die er in Hoffenheim und natürlich bei Bayern München gezeigt hat.
Positives Beispiel für Schalke ist immer die Jugendarbeit, auch aktuell stehen wieder mehrere hoffnungsvolle Talente im Profi-Kader. Welchen Stellenwert hat die Nachwuchsarbeit für Sie?
Schneider: Die Knappenschmiede ist ein Gütesiegel des Vereins, Norbert Elgert der Inbegriff des Talente-Entwicklers im deutschen Fußball. Qualitativ hochwertige und nachhaltige Nachwuchsarbeit war schon unser Weg beim VfB Stuttgart und dafür steht Schalke 04 genauso, wenn nicht noch mehr. Mein Ziel ist es, dem Nachwuchs optimale Bedingungen zu ermöglichen. Und dazu gehört auch möglichst viele hochtalentierte Spieler zu uns zu holen und die dann für die Profimannschaft zu entwickeln. Und wenn diese den Sprung geschafft haben wie Ahmet Kutucu, Weston McKennie oder Alexander Nübel, wollen wir sie auch hier auf Schalke halten. Gerade Alex hat in der Saison eindrucksvoll bewiesen, welch exzellenter Torwart er ist.
Offen ist noch, wer in der neuen Saison Schalke-Trainer wird. Haben Sie bisher überhaupt Zeit gehabt, sich mit der Frage zu beschäftigen?
Schneider: In den ersten zwei Wochen war dazu kaum Zeit. Jetzt habe ich neben der Einarbeitungsphase und vielen persönlichen Gesprächen natürlich auch begonnen, dass ich und dass wir uns mit den offenen Personalien befassen. Das ist nicht nur der Cheftrainer für die neue Saison, das ist auch der Sportdirektor und ein technischer Direktor bzw. Kaderplaner.
Kommentieren Sie die Namen David Wagner und Bruno Labbadia, die als Favoriten auf den Trainerposten genannt werden?
Schneider: Nein, generell kommentiere ich gar keine Namen. Und ich sage jetzt auch nicht, dass irgendein Trainer oder Sportdirektor kein Kandidat ist. Das finde ich auch nicht respektvoll gegenüber den Protagonisten und deren Vereinen. Ich möchte das auch nicht, dass jemand hier über Spieler oder über Trainer von uns spricht.
Sagen Sie denn etwas zur offenen Sportdirektoren-Frage? Angeblich soll Schalke sich schon im Dezember mit Christoph Metzelder getroffen haben. Haben Sie da Angst, dass Ihnen ein anderer Verein wie RB Leipzig oder gar der DFB zuvorkommt?
Schneider: Angst habe ich nicht, nein. Was im Dezember war, weiß ich nicht, da war ich noch in Leipzig. Und alles andere, was seit März hier in Bezug auf diese Personalie passiert ist, kommentiere ich auch nicht. Wir geben keine Wasserstandsmeldungen ab.
Jochen Schneider: "Wir haben auf Schalke selbst genügend Probleme"
Christoph Metzelder ist ja überhaupt erst beim DFB ins Gespräch gekommen, weil Reinhard Grindel als Präsident zurücktreten musste. Sehen Sie es auch so, dass der deutsche Fußball momentan nicht das beste Bild abgibt?
Schneider: Ja, es ist im Moment eine Anhäufung von negativen Nachrichten. Noch vor nicht mal zwei Jahren nach dem Gewinn des Confed-Cups und der U21-EM schien alles rosarot. Jetzt hat sich alles ins Gegenteil verkehrt, das ist natürlich ein Stück weit unser Zeitgeist, dass es nur schwarz und weiß gibt. Allerdings haben wir momentan auf Schalke selbst genügend Probleme, um die wir uns erstmal kümmern müssen.
In der Tat können Sie mit dem derzeitigen Erscheinungsbild von Schalke 04 nicht zufrieden sein.
Schneider: Nein, aber das ist natürlich ein Spiegelbild der sportlichen Leistung und der Tabellensituation. Und da sind wir in der Bundesliga weit hinter unserem Anspruch her, das muss man korrigieren. Sie können die gleiche Mannschaft haben, wenn Sie Dritter sind, dann ist das ein verschworener Haufen, und wenn sie 15. sind, dann wird von der Söldnertruppe und einem charakterlosen Haufen gesprochen. Deswegen müssen wir auf dem Platz wieder bessere Leistungen zeigen, dann werden wir auch wieder andere Schlagzeilen produzieren.
Jochen Schneider erklärt Schalkes Ziele
Es gibt diesen Spruch von Rudi Assauer: Entweder schaffe ich Schalke oder Schalke schafft mich. Inwiefern spüren Sie den Druck, erfolgreich sein und möglichst bald wieder ins internationale Geschäft einziehen zu müssen?
Schneider: Natürlich hat der Verein den Anspruch, erfolgreich zu arbeiten und zu spielen. Das ist verständlich, wenn man sich die Größe und Bedeutung unseres Vereins anschaut. Es passt nicht zu Schalke 04, wenn wir sagen, wir wollen nur Bestandteil der Bundesliga sein. Das ist jetzt das Ziel in dieser Saison, weil wir eben in dieser misslichen Situation sind. Aber darüber hinaus ist Schalke ein Klub, der im oberen Drittel der Tabelle mitspielen sollte und am Ende des Tages auch muss.
Wenn Schalke nächstes Jahr weiterhin in der Bundesliga spielt: Muss das Ziel dann nicht sein, sich dauerhaft als Nummer drei hinter dem FC Bayern und Borussia Dortmund zu etablieren?
Schneider: Ich möchte mich jetzt gar nicht auf einen konkreten Platz festlegen, weil mir das zu einfach ist. Wir haben eine erhebliche Konkurrenzsituation mit Klubs wie Borussia Mönchengladbach, Bayer Leverkusen, der TSG Hoffenheim, RB Leipzig und auch dem VfL Wolfsburg mit den hervorragenden wirtschaftlichen Möglichkeiten. Nicht zu vergessen natürlich Eintracht Frankfurt, wo Fredi Bobic und sein Team einen überragenden Job machen. Wir müssen uns deshalb erstmal auf uns selber besinnen, die Weichen wieder richtig stellen, die richtigen Leute an Bord holen, die entsprechenden Strukturen schaffen, auch um die Mannschaft herum ein neues Leistungsklima definieren. Und wenn wir unsere Hausaufgaben gemacht haben, dann können wir darüber reden, wo wir uns zukünftig in der Tabelle sehen wollen. Aber zunächst geht es darum, die Arbeit anzupacken.
Aber den Anspruch Bundesligaspitze und internationales Geschäft haben Sie schon für Schalke?
Schneider: Ja, dass Schalke 04 ein Klub ist, der sich regelmäßig für die europäischen Plätze qualifizieren sollte, ist bei der Bedeutung des Vereins doch klar. Aber dafür muss man gut arbeiten und in der Mehrzahl richtige Entscheidungen treffen. Sich allein auf die Größe, die Tradition und die Vergangenheit zu berufen und daraus abzuleiten, dass man immer oben dabei sein muss, das funktioniert nicht.