Zum Schnäppchenpreis: Als Gareth Bale beinahe zum HSV wechselte

Von Oliver Maywurm
Gareth Bale mit zarten 19 Jahren: Beinahe wäre er zum HSV gewechselt.
© imago images

Als Teenager hätte Gareth Bale beinahe den Weg zum Hamburger SV gefunden - zum Schnäppchenpreis. Doch der Wechsel kam nicht zustande. Jetzt wäre er im Sommer sogar ablösefrei zu haben, wie Real Madrids Trainer Carlo Ancelotti bestätigte.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Über 30 Millionen Euro gab der Hamburger SV im Sommer 2008 für Neuzugänge aus. Einige, wie Mladen Petric, der aus Dortmund kam, oder Marcell Jansen, den man vom FC Bayern loseiste, schlugen ein. Andere dagegen, wie Thiago Neves, der als Königstransfer für neun Millionen Euro von Fluminense kam, floppten.

Was die Hamburger im Nachhinein bereuen dürften: Einen gewissen Gareth Bale hätten sie damals sogar für weniger haben können als die neun Millionen, die sie für Neves ausgaben. Den Gareth Bale, der einige Jahre später für rund 100 Millionen Euro zu Real Madrid wechseln sollte.

Ein Jahr zuvor war der Waliser, im Sommer 2008 gerade 19 Jahre alt geworden, von Southampton zu Tottenham gewechselt. Bei den Saints hatte er in der Saison 2006/07 seinen Durchbruch gefeiert, beim damaligen Zweitligisten mit zahlreichen unbekümmerten Auftritten und viel Zug zum Tor für Furore gesorgt.

Martin Jol, seinerzeit Trainer der Spurs, hatte Bale damit begeistert. Er wollte den Youngster fördern, gab ihm gleich zu Saisonbeginn einige Einsätze, für die sich Bale unter anderem mit Toren in den London-Derbys gegen Fulham oder Arsenal bedankte. Doch als Jol Ende Oktober gehen musste und durch Juande Ramos ersetzt wurde, war es mit Bales rasantem Aufstieg vorerst vorbei.

Martin Jol: "Spurs boten mir Bale an, als ich nach Hamburg ging"

Von Jols Abschied an bis zum Saisonende kam Bale, für den man immerhin knapp 15 Millionen Euro an Southampton überwiesen hatte, nur noch zu drei weiteren Einsätzen. "Bei den Spurs sah man ihn als Linksverteidiger. Aber er war wahrscheinlich nie der beste Linksverteidiger der Welt", erklärte Jol Jahre später gegenüber TalkSPORT.

Er hatte ihn offensiver gesehen, hatte erkannt, wieviel Gefahr Bale als offensiver Mann auf dem linken Flügel erzeugen kann. "Er war kreativ, hatte eine elektrisierende Geschwindigkeit. Jeder konnte sehen, dass er dadurch viel eher zu einem Offensivspieler taugte. Und Harry Redknapp (Tottenham-Trainer von Herbst 2008 bis 2012, d. Red.) erkannte das dann später auch."

Doch im Sommer 2008 war Redknapp noch nicht da, Jols Nachfolger Ramos schwang weiterhin das Zepter. Und der Spanier hatte für Bale keine Verwendung.

Jol, der zur Saison 2008/09 als neuer Coach beim HSV anheuerte, hätte daraus Profit schlagen können. "Ich erkannte Bales Potenzial sofort, aber einige sahen es in der Frühphase seiner Karriere noch nicht. Daher boten die Spurs mir Bale an, als ich nach Hamburg ging", verriet der Niederländer.

Lediglich sechs bis sieben Millionen Euro Ablöse hätten die Rothosen nach London überweisen müssen, um sich Bale zu sichern. "Aber das konnten wir uns zu dem Zeitpunkt nicht leisten", erklärte Jol, der nichts unversucht ließ: "Ich fragte Daniel Levy (Vorstandsboss von Tottenham, d. Red.), ob wir ihn ausleihen könnten. Aber auch das ging nicht."

Gareth Bale im Nationaltrikot von Wales. Beinahe hätte er die Rothosen des HSV getragen.
© imago images
Gareth Bale im Nationaltrikot von Wales. Beinahe hätte er die Rothosen des HSV getragen.

"Hamburg hätte Bale für sechs Millionen Euro haben können"

Bale hatte es dann auch in der Saison 2008/09 schwer, sich bei Tottenham zu etablieren. Möglicherweise hätte der HSV im Sommer 2009 einen erneuten Anlauf unternehmen können, den späteren Superstar an Land zu ziehen - doch da war dessen Förderer Jol schon wieder weg aus der Hansestadt.

Erst in der Rückrunde der Saison 2009/10 erkämpfte sich der nun 20-jährige Bale einen Stammplatz bei den Spurs, wurde zu einem der besten Spieler der Premier League und heuerte 2013 bei Real an. "Hamburg hätte Bale schon für sechs Millionen Euro haben können", bekräftigte Jol noch einmal. "Weil er bei den Spurs nicht spielte, es einfach nicht ins Team schaffte."

Mittlerweile darf sich Bale vierfacher Champions-League-Sieger nennen, zwei Titel der Königlichen gingen sogar mehr oder weniger auf seine Kappe. Im Finale 2014 erzielte er in der Verlängerung gegen Atletico Madrid das vorentscheidende 2:1. Im Finale 2018 schnürte er gegen Liverpool nach Einwechslung einen Doppelpack und schoss dabei per Fallrückzieher eines der schönsten und wichtigsten Tore der CL-Geschichte.

Nun neigt sich Bales ruhmreiche, aber nicht immer glückliche Zeit bei Real dem Ende entgegen. Trainer Carlo Ancelotti bestätigte, dass der Waliser den Klub im Sommer ablösefrei verlassen werde. Trotzdem wird der Weg Bales wohl aber nicht mehr nach Hamburg führen.

Artikel und Videos zum Thema