Wird Julian Nagelsmann neuer Trainer des FC Bayern München? Für einen Wechsel soll RB Leipzig eine Trainer-Rekordablösesumme von 25 bis 30 Millionen Euro fordern. Sofern man beim FC Bayern überzeugt davon ist, dass Nagelsmann langfristig der richtige Trainer für diese Mannschaft ist, ist dieser Betrag verhältnismäßig sogar gering. Ein Kommentar.
UPDATEAm Dienstagvormittag vermeldeten beide Klubs Nagelsmanns Wechsel als perfekt.
Im Sommer 2015 investierte der FC Bayern München letztmals exakt 30 Millionen Euro Ablöse für einen neuen Mitarbeiter der sportlichen Abteilung und zwar für den Linksaußen Douglas Costa aus Brasilien. Gesetzt waren auf den Flügeln damals Franck Ribery und Arjen Robben, Costa kam also als potenzieller Ersatzspieler.
Nachhaltig durchgesetzt hat er sich in München wenig überraschend nicht, weswegen er erst per Leihe und dann fix zu Juventus Turin wechselte. Als der FC Bayern im vergangenen Oktober recht panisch nach Spielern für die Kaderbreite suchte, holte er Costa per Leihe zurück. Seitdem saß er oft auf der Bank und war noch öfter verletzt. Sowohl bei seiner ersten als auch bei seiner zweiten Amtszeit wäre der FC Bayern auch ganz gut ohne Costa ausgekommen.
Und damit zu Julian Nagelsmann, den der Klub gerne als Nachfolger des abwanderungswilligen Trainer Hansi Flick verpflichten würde. Nagelsmann selbst soll seinen aktuellen Arbeitgeber RB Leipzig auch schon über seinen Wechselwunsch informiert haben, bekommt aber wohl nur bei einer Ablösesumme von 25 bis 30 Millionen Euro die Freigabe. Weltweit wechselte noch kein Trainer für einen ähnlichen Betrag den Klub. Aber warum eigentlich?
Wer solche Summen für potenzielle Ersatzspieler ausgibt, der kann das auch für Trainer tun. Sofern man beim FC Bayern überzeugt davon ist, dass Nagelsmann langfristig der richtige Trainer für diese Mannschaft ist - wofür es gute Gründe gibt -, sind 25 bis 30 Millionen Euro eigentlich sogar verhältnismäßig billig.
FC Bayern: Für Flick hätte sich die Ablösesumme gelohnt
Was für unmittelbare Auswirkungen ein sinnvoller Trainerwechsel haben kann, erfuhr der FC Bayern zuletzt bei Flicks Beförderung zum Cheftrainer im Herbst 2019. "Man kann nicht versuchen, 200 km/h auf der Autobahn zu fahren, wenn sie nur 100 schaffen", sagte sein Vorgänger Niko Kovac kurz vor seinem Abschied über seine damaligen Spieler. Flick bewies das Gegenteil: Er verpasste der Mannschaft eine zuvor fehlende klar erkennbare Spielidee und holte in der restlichen Saison mit begeisterndem Fußball alle verfügbaren Titel.
Dieser unter Kovac nicht absehbare Erfolgslauf füllte nicht nur recht unverhofft den Trophäenschrank an der Säbener Straße, sondern auch das Festgeldkonto. Der FC Bayern spielte Preisgelder und vor allem dank des Champions-League-Sieges auch beträchtliche TV-Erlöse ein und gewann dadurch sicherlich den einen oder anderen Fan mehr, der sich sicherlich das eine oder andere Trikot kaufte.
Damals hatte der FC Bayern das Glück, dass der Erfolgsbringer Flick bereits als Co-Trainer angestellt war und nicht abgeworben werden musste. Hätte der Klub aber die nun für Nagelsmann aufgerufenen 25 bis 30 Millionen für Flick gezahlt, hätte sich diese Investition im Nachhinein betrachtet auf jeden Fall gelohnt.
Ablösesummen für Trainer: Eine logische Entwicklung
Der Trainer ist der wichtigste Mitarbeiter der sportlichen Abteilung eines jeden Profiklubs. Er ist es, der die Spieler zu einer Mannschaft formen und ihr eine funktionierende Spielidee vermitteln muss. Schafft er das nicht, verlieren die oft teuer eingekauften Spieler an Wert. Die aktuelle Entwicklung, wonach Klubs zunehmend auch Geld in Verpflichtungen von Trainern investieren, ist also nur logisch.
Mit einem Nagelsmann-Transfer würde der FC Bayern mit einer neuen Rekordablösesumme auf diesen ohnehin nicht mehr aufzuhaltenden Trend aufspringen. Borussia Dortmund holte Marco Rose für fünf Millionen Euro von Borussia Mönchengladbach, wo ihn Eintracht Frankfurts Adi Hütter für 7,5 Millionen Euro beerbt. Sollte Nagelsmann tatsächlich für 25 bis 30 Millionen Euro zum FC Bayern wechseln, soll ihm in Leipzig offenbar Jesse Marsch von RB Salzburg nachfolgen. Wie dessen mögliche Ablösesumme ausverhandelt wird, ist aber ein anderes Thema.
Julian Nagelsmann: Die bisherigen Stationen des RB-Trainers
Verein | Zeitraum | Spiele | Punkteschnitt |
RB Leipzig | seit 2019 | 90 | 2,00 |
TSG Hoffenheim | 2016-2019 | 136 | 1,53 |
TSG Hoffenheim U19 | 2013-2016 | 73 | 2,27 |