Ex-Werder-Boss Jürgen Born exklusiv: "Man darf sich nicht nur auf sich selbst verlassen"

Von Max Schrader
Jürgen Born war zehn Jahre lang an der Spitze von Werder Bremen.
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Werder Bremen ist am Samstag zum ersten Mal seit 1980 und zum zweiten Mal in seiner Vereinsgeschichte aus der Bundesliga abgestiegen. Ex-Boss Jürgen Born fordert neue Gesichter für die Führungsetage des Vereins. Auch mit den Spielern geht der 80-Jährige hart ins Gericht.

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Jürgen Born, zehn Jahre lang Vorstandsvorsitzender bei Werder, erklärt im Gespräch mit SPOX und Goal, dass ihn der Abstieg "sehr getroffen" habe. "Komischerweise habe ich diese Nacht gut geschlafen, die Nacht zuvor aber nicht. Es sind so komische Umstände. Am Ende hat man sich auf Köln eingeschossen, fünf Minuten vor Schluss war auch das Glück zu Ende", sagt er.

Laut seiner Auffassung war "der Klub bis auf das vergangene Jahr nicht unbedingt vom Glück verfolgt. Man hat schmerzhafte, späte Gegentore kassiert. Auch die ein oder andere unglückliche Entscheidung war dabei."

Bereits seit mehreren Jahren befand sich der Klub in einer sportlichen Talfahrt. Für Born ein schleichender Prozess: "Das ist eine Entwicklung, in die gerät man hinein und man weiß nicht genau, wieso denn überhaupt. Vielleicht hätte man öfter Veränderungen vornehmen müssen, um das Geschehen etwas zu beleben." Jedoch müsse man dazu "den Verein kennen".

Schon nach der vergangenen Spielzeit wurden vereinsintern viele Szenarien besprochen, wie er verrät. "Im Aufsichtsrat wurde schon im vergangenen Jahr viel diskutiert - nicht immer unbedingt erfolgreich. Damit hat man mit der ein oder anderen Entscheidung vielleicht zu lange gewartet", sagt Born. Besonders die späte Entlassung von Cheftrainer Florian Kohfeldt wurde kontrovers diskutiert. Der Ex-Werder-Boss meint, dies sei mangels Alternativ so geschehen: "Ich glaube, Thomas Schaaf wäre vorher nicht bereit gewesen. Welche Alternativen waren denn gegeben?"

Jürgen Born glaubt, dass Werder mehr "Neutralität" gebrauchen könnte.
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Jürgen Born glaubt, dass Werder mehr "Neutralität" gebrauchen könnte.

Werder Bremen - Born: "Einige Spieler haben mir nicht mehr so ganz gefallen"

Born will aber nicht nur den Fokus auf die Geschäftsleitung legen: "Ich muss aber auch sagen, dass mir am Ende viele Spieler nicht mehr so ganz gefallen haben. Bei einigen hatte ich das Gefühl, dass sie an ihre Normalform nicht anknüpfen konnten."

Sportchef Frank Baumann und Aufsichtsrats-Boss Marco Bode wollen zunächst weitermachen. Bode erklärte aber, dass er sich genau überlegen werde, ob er bei den Aufsichtsratswahlen im September erneut antreten wolle. Baumann dagegen beteuerte im Sport1-Doppelpass, dass er auch in der kommenden Saison die Geschäfte an der Weser leiten wolle.

"Wenn sich jemand nicht mehr für den Aufsichtsrat zur Verfügung stellen möchte, muss man einen geeigneten Nachfolger finden. Es sind schon einige da, die sich angeblich beim Wahlausschuss gemeldet haben", so Born.

Ein Neuanfang würde dem Klub guttun, fährt er fort: "Ein geeigneter Neuanfang wäre mit neuen Gesichtern interessant. Die aktuellen Führungsträger müssen die Ereignisse erst einmal psychisch verdauen. Die Köpfe brauchen sicherlich ein wenig Zeit, um frei zu werden. Ein, zwei frische Köpfe würden dem Verein nach Meinung der Fans guttun. Solche Entscheidungen über Nacht zu treffen, so wie es die Menschen auf der Straße fordern, funktioniert allerdings nicht."

Vor allem die finanzielle Situation belastet das Nervenkostüm der Grün-Weißen enorm. Werder plant mit einem Minus von rund 50 Millionen Euro. "Ich habe das Gefühl, dass die finanzielle Situation sehr angespannt ist", sagt der ehemalige Vorstandsvorsitzende. "Wichtig sind natürlich die Finanzen, wobei hier sicherlich gespart werden muss. Die Ein- und Ausgaben müssen neu geplant werden, vielleicht mit Hilfe von außen. Man darf sich nicht nur auf sich selbst verlassen. Nach der vergangenen Saison hat man so weitergemacht wie immer, das ging leider schief."

Werder Bremen - Born: Investoren "müssen geprüft werden"

Born hat auch Gründe dafür parat: "Es ist jedoch klar, dass niemand freiwillig seinen Posten räumen wird. Es muss mehr Neutralität in den Verein gebracht werden, um das Schiff wieder ins Fahrwasser zu bringen." Aktuell versucht der Verein, sich mit einer Fan-Anleihe zu retten.

Für Born muss aber auch die Option eines Investors geprüft werden. Der Idee stehe man im Verein "sicherlich positiv gegenüber, aber sie müssen geprüft werden. Ich würde aber sagen, dass es schwierig ist, jemand in der aktuellen Situation für den Verein zu gewinnen."

Werder Bremen: Die Trainer seit 2000

ZeitraumTrainerSpielePunkte pro Spiel
1999 - 2013Thomas Schaaf6441,65
2013Wolfgang Rolff10,00
2013 - 2014Robin Dutt451,02
2014 - 2016Viktor Skripnik701,31
2016 - 2017Alexander Nouri431,30
2017 - 2021Florian Kohfeldt1431,34
2021Thomas Schaaf10
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