BVB - Erkenntnisse nach dem Sieg bei Arminia Bielefeld: Probleme ohne Haaland - Risiko mit Hummels

Maximilian Lotz
24. Oktober 202112:54
Mats Hummels erzielte per Direktabnahme das zwischenzeitliche 2:0 für Dortmund in Bielefeld.getty
Werbung

Borussia Dortmund hat sich letztlich souverän bei Arminia Bielefeld durchgesetzt. Doch die womöglich längere Pause von Erling Haaland könnte problematisch werden. Gleiches gilt für das riskante Spiel mit Mats Hummels. Die Erkenntnisse zum 3:1-Sieg des BVB in Bielefeld.

BVB muss das Haaland-Vakuum füllen

Bezeichnenderweise fiel in Abwesenheit des verletzten Goalgetters Haaland keines der drei Dortmunder Tore auf der Bielefelder Alm durch einen ausgewiesenen Stürmer.

Abräumer Emre Can übernahm anstelle des verhinderten Elferschützen Haaland die Verantwortung vom Punkt (31.) und fungierte damit als Dosenöffner für den BVB, das sehenswerte Volleytor von Innenverteidiger Mats Hummels (45.) kurz vor der Pause war schon die halbe Miete. Und Jude Bellingham, üblicherweise als Sechser oder Achter der Mann für die Pässe in die Spitze, sorgte mit seinem Super-Solo für die Entscheidung (72.).

Auf den ersten Blick geht's also auch ohne Torgarant Haaland, der in bislang 49 Bundesligaspielen für den BVB ebenso viele Treffer markiert hat. Auf sein Jubiläumstor muss der 21-Jährige aber wohl noch einige Zeit warten. Laut BVB-Coach Marco Rose fehlt Haaland wegen einer Verletzung am Hüftbeuger "mehrere Wochen". Laut Sport1 soll es sich sogar um einen Muskelbündelriss handeln, sodass Haaland Dortmund bis in den Dezember hinein fehlen könnte. Und das könnte problematisch werden.

"Es wird offensiv sehr dünn", sagte Rose bereits im Vorfeld der Partie in Bielefeld: "Da müssen wir basteln." Wie beim Spiel gegen den FC Augsburg (2:1) Anfang Oktober, als Haaland ebenfalls passen musste, entschied sich Rose für Neuzugang Donyell Malen als Sturmspitze. Der für 30 Millionen Euro von der PSV Eindhoven gekommene Niederländer tut sich allerdings weiterhin in der neuen Umgebung schwer. Ende September gelang ihm in der Champions League gegen Sporting sein erstes Tor im BVB-Trikot. Doch die erhoffte Initialzündung blieb aus.

Malen zündet noch nicht: So spielte der BVB ohne Haaland

In Bielefeld wurde Malen in der 66. Minute ausgewechselt, zu dem Zeitpunkt war er der Dortmunder mit den wenigsten Ballaktionen (32). Einem ersten gefährlichen Torschuss (8.) folgte lange Zeit wenig. Immerhin holte er mit einem mutigen Dribbling gegen Cedric Brunner den Elfmeter raus. Der 1,78 Meter große Niederländer ist natürlich ein ganz anderer Spielertyp als der wuchtige 1,94 Meter-Hüne Haaland, daher kann er den Norweger auch nicht eins zu eins ersetzen.

Das Spiel des BVB ist ohne den Zielspieler Haaland ein anderes. In der Offensive agierten die Schwarz-Gelben in Bielefeld zwar sehr variabel, verlagerten das Spiel auch immer wieder auf die Flügel, so wie etwa bei Bellinghams Tor, der sein Solo vom linken Strafraumeck begann. Ohne Haaland fehlt den Dortmundern aber nicht nur der torgefährlichste, sondern auch der abschlussfreudigste Spieler. Vergangene Woche gegen Mainz verwertete er zwei seiner vier Versuche. In den drei Ligapartien ohne Haaland kam nur Reus einmal gegen Augsburg auf genauso viele Abschlüsse - traf dabei allerdings nicht. Auch gegen Bielefeld blieb der BVB-Kapitän bei seinen drei Torschüssen glücklos.

Die angespannte Personalsituation in der Offensive könnte sich mit Blick auf das nächste Ligaspiel gegen den 1. FC Köln zumindest etwas entspannen. Laut Rose könnte bis dahin Youssoufa Moukoko, der aktuell wegen eines Muskelfaserrisses fehlt, "möglicherweise eine Option" sein. Weitere Alternativen sind die in Bielefeld eingewechselten Reinier und Steffen Tigges, die allerdings ohne nennenswerte Akzente blieben. Um auch ohne Haalands unstillbaren Torhunger weiter erfolgreich agieren zu können, muss Rose wohl auch in den nächsten Spielen noch etwas Bastelarbeit betreiben. Die nächste Prüfung wartet im DFB-Pokal gegen den FC Ingolstadt (Dienstag, 20 Uhr im LIVETICKER).

BVB-Erkenntnisse: Das riskante Spiel mit Mats Hummels

So ein Schuss sei "zum Glück Knie-unabhängig", scherzte Hummels nach seinem sehenswerten Volleyschuss. Der Innenverteidiger glänzte in Bielefeld etwas überraschend auch mit einem Traumtor. "Es ist auf jeden Fall eines meiner schöneren. Da muss ich jetzt nicht drum herumreden, der ist ganz gut reingeflogen", sagte Hummels bei Sky.

Der Innenverteidiger erzielte damit auch in seiner 14. Bundesligasaison in Folge mindestens einen Treffer - das gelang zuletzt Torsten Frings zwischen 1997 und 2011. Und das obwohl Hummels schon seit der Europameisterschaft in diesem Sommer mit hartnäckigen Patellasehnenproblemen zu kämpfen hat.

"Das Problem ist, dass ich keine Vorbereitung hatte und ich mir dadurch quasi über die Spiele die Fitness holen muss", erklärte Hummels bei Sky. "Das ist ein bisschen ein Durchgewurschtel, bis ich hoffentlich irgendwann in einem perfekten körperlichen Zustand bin."

Als Stabilisator in der Abwehr ist er für den BVB jedoch unersetzlich - auch wenn er in Bielefeld kurz vor Schluss gegen Patrick Wimmer klar einen Schritt zu spät dran war und so einen Elfmeter verschuldete. Mit 70 Prozent gewonnen Zweikämpfen hatte Hummels im Vergleich zu den anderen beiden Innenverteidigern Marin Pongracic (50 Prozent) und Manuel Akanji (55,6 Prozent) die mit Abstand beste Quote.

BVB: Hummels spielt mit Schmerzen im Knie

Auch wenn aus gesundheitlichen Aspekten dem 32-Jährige eine Pause sicherlich guttun würde, kann BVB-Coach Rose aktuell kaum auf die Dienste des Routiniers auf dem Platz verzichten. "Fast jeden Tag reden wir darüber, ob es geht und wie es geht", hatte Rose kürzlich vor dem Spiel gegen Mainz (3:1) erklärt. "Der Austausch mit Mats ist gut und angenehm, er stellt sich in den Dienst der Mannschaft." Er wünsche sich, dass er schnell wieder bei 100 Prozent Leistungsvermögen sei und "vor allem schmerzfrei spielen kann".

Doch das ist aktuell nicht der Fall, wie Hummels nach dem Spiel in Bielefeld gestand. "Das ist tatsächlich extrem tagesformabhängig", sagte Hummels auf die Frage, ob er während der Partie Schmerzen im Knie habe. "Es ging vor der Länderspielpause ziemlich schlecht, jetzt geht es gerade einen Tick besser, aber es ist mit den ganzen Spielen nicht einfach." Es ist ein Spiel mit dem Feuer, schließlich minimieren Einsätze im Drei-Tages-Rhythmus auch nicht unbedingt das Verletzungsrisiko.

BVB-Erkenntnisse: Roses Wunsch bleibt unerfüllt

Das 3:1 in Bielefeld war insgesamt die aus Dortmunder Sicht erhoffte positive Reaktion auf das 0:4-Debakel bei Ajax Amsterdam in der Champions League. "Mit dem 3:0 haben wir das Spiel eigentlich zugemacht. Dann hätte ich mir auch mal gewünscht, dass wir mal zu null spielen", meinte BVB-Coach Rose hinterher. Doch seinen Wunsch machte Fabian Klos mit einem verwandelten Foulelfmeter in der 87. Minute zunichte.

Saisonübergreifend kassierte Borussia Dortmund damit auch im zwölften Ligaspiel in Folge mindestens einen Gegentreffer - der BVB wartet damit im Vergleich zu den übrigen 17 Bundesligisten aktuell am längsten auf eine weiße Weste.

Die Wackler in der Defensive ziehen sich wie ein roter Faden durch die Saison der Schwarz-Gelben. Auch auf der Alm hätte es aufgrund von individuellen Aussetzern schon viel früher im Dortmunder Kasten klingeln können. Marin Pongracic, den Rose zunächst als zentralen Mann in einer defensiven Dreierreihe aufgeboten hatte, erwies sich dort als Unsicherheitsfaktor und hätte um ein Haar mit einem leichtfertigen Ballverlust gegen Janni Serra (18.) einen frühen Rückstand verursacht. Nach einem weiteren Fehlpass korrigierte Rose seine Aufstellung und beorderte Manuel Akanji ins Abwehrzentrum, was für etwas mehr Stabilität sorgte.

Manuel Akanji (l.) schlüpfte für den fehleranfälligen Marin Pongracic in die Rolle des Abwehrchefs.getty

BVB-Keeper Kobel muss angeschlagen raus - Rose bangt

Aufgrund der Ausfälle von Thomas Meunier und Nico Schulz war Rose auch in der Defensive zu Umstellungen gezwungen. Der auf dem rechten Flügel agierende Marius Wolf setzte vor allem in der Offensive mit der einen oder anderen Flanke Akzente. Thorgan Hazard spielte links ebenfalls eher offensiv-orientiert, konnte sich bei nur 33,3 Prozent gewonnener Duelle nur selten durchsetzen. Dafür überzeugte Emre Can als Abräumer vor der Abwehr - und als sicherer Elfmeterschütze.

Was die Defensive angeht, werden Roses Sorgen indes nicht kleiner. Stammkeeper Gregor Kobel, der sich bei seiner Rettungstat gegen Serra verletzte, musste zur Pause raus. "Er ist gegen den Pfosten geprallt, dadurch hat er einen Schlag auf den Oberschenkel bekommen. In der Pause hat der Muskel dann zugemacht, dementsprechend mussten wir ihn rausnehmen", sagte Rose hinterher und ergänzte mit einem Schmunzeln: "Ich hoffe, dass das keine Erling-Züge annimmt, die Verletzung." Die Dortmunder dürften jedenfalls hoffen, dass zumindest dieser Wunsch Roses in Erfüllung geht.

BVB: Die kommenden Spiele

DatumWettbewerbGegnerOrt
26. Oktober, 20 UhrDFB-PokalFC IngolstadtHeim
30 Oktober, 15.30 UhrBundesliga1. FC KölnHeim
3. November, 21 UhrChampions LeagueAjax AmsterdamHeim
6. November, 18.30 UhrBundesligaRB LeipzigGast