"Wir haben wegen der Standardgegentore verloren." Das sagte Pal Dardai nach dem Spiel seiner Hertha gegen den SC Freiburg. Und faktisch hat er ja Recht, der Trainer: Zwei Mal schlief seine Mannschaft nach einer Freiburger Ecke, zwei Mal zappelte der Ball im Netz. Und weil Freiburg ansonsten keine weiteren Treffer mehr gelangen und der Hertha nur einer, ging für die Berliner schon wieder ein Bundesligaspiel verloren. Das fünfte in der noch jungen Saison.
Man muss nun nicht immer wieder die völlig überzogenen Ambitionen der Berliner heranziehen, um eine künstliche Fallhöhe zu schaffen. Dafür sorgt die Hertha schon ganz alleine.
Weil Berlin nach einer eben noch so überstandenen Katastrophen-Saison schon wieder in den Katastrophen-Modus geschaltet hat. Oder, schlimmer Verdacht: Nie aus selbem herausgefunden hatte.
Suat Serdar weiß, wie es sich anfühlt
Es stehen auch schon zwei Siege zu Buche, dabei hatte die Hertha gegen die Aufsteiger Bochum und Fürth aber auch unverschämt viel Glück. Die Leistungen der Mannschaft bleiben bedenklich, das Spiel zusammenhanglos und mit der Zusammenstellung der Charaktere in der Mannschaft scheint es - mal wieder - auch nicht besonders weit her.
Es ist diese gefährliche Mischung aus Überschätzung, Überforderung und dann auch einer gewissen Gleichgültigkeit, die diese Saison zu einer sehr bedrohlichen für die Hertha machen könnten.
Vielleicht fragt der eine oder andere aus der Mannschaft oder der Führungsriege mal bei Suat Serdar nach. Der Zugang ist so ziemlich der einzige Spieler, der sich in jedem Spiel erkennbar gegen das Unheil wehrt. Und der schließlich live und in Farbe miterleben musste, wie sich so ein Abstieg anfühlt.
Pal Dardai droht baldige Entlassung
Denn so einiges bei der Hertha erinnert fatal an den FC Schalke 04 und wie der zuletzt seinen schleichenden Niedergang erst nicht wahrhaben wollte und dann überhaupt nicht mehr gegensteuern konnte. Der Ausgang ist bekannt. Vielleicht wird Pal Dardai demnächst von seinen Aufgaben entbunden, als Nachfolger wird Edin Terzic heiß gehandelt.
Selbstredend trägt der Trainer einen großen Teil der sportlichen Verantwortung: Es ist kein stringentes, geschweige denn nachhaltiges Spielkonzept zu erkennen, an dem sich die Mannschaft aus- und aufrichten könnte.
Aber nur damit wäre es nicht getan. Die Probleme liegen tiefer, sind beim ziemlich verkorksten Transfersommer zu finden und auch bei der fehlenden Leistungskultur im Klub. Da wird wenig vorgelebt, was dauerhaften Antrieb oder sogar Erfolg für die Spieler bedeuten könnte. Diesen Dämmerzustand zu durchbrechen, dürfte eine Weile dauern. Aber dann kann es schon zu spät sein.