BVB im Kadercheck: Viele Fragezeichen für ein neues Gesicht - einer hat Senkrechtstarter-Potential

Jochen Tittmar
29. April 202212:00
Vorab: Die Schwarz-Gelben sind von extremen Verletzungssorgen geplagt. Auf der Pressekonferenz vor dem Aufeinandertreffen bestätigte Coach Marco Rose das Fehlen mehrerer Stammspieler.getty
Werbung

Klar ist: Borussia Dortmund steht nach einer holprigen Saison vor einem Umbruch des Kaders. Unklar ist jedoch, welche Ausmaße dieser bereits ab Sommer annehmen wird. Ein Blick auf die Perspektiven der einzelnen Spieler.

Diese Spieler werden auch 2022/23 beim BVB spielen

  • Gregor Kobel: Torwart, 24 Jahre, Vertrag bis 2026, 40 Pflichtspiele

Es deutete sich früh an, mittlerweile ist es Gewissheit: Der vor der Saison für 15 Millionen Euro vom VfB Stuttgart losgeeiste Schweizer ist der Dortmunder Königstransfer geworden. Kobel erlaubte sich so gut wie keine Fehler, sondern reihte vielmehr zahlreiche starke Leistungen aneinander.

Mit Kobel dürfte der BVB auf Jahre hinaus Ruhe auf der Position des Torhüters haben. Der 24-Jährige strotzt zudem vor Ehrgeiz und Energie, was Merkmale des neuen Dortmunder Gesichts sein sollen. Kobel wird wichtiger Bestandteil einer kommenden Achse der Mannschaft sein.

  • Raphael Guerreiro: Abwehr, 28 Jahre, Vertrag bis 2023, 25 Pflichtspiele, 5 Tore

Zuletzt gab es Gerüchte, dass der BVB darüber nachdenken könnte, Guerreiro bei einem außerordentlich guten Angebot abzugeben - nur noch im Sommer wäre nach aktuellem Vertragsstand mit ihm Kasse zu machen.

Ein echter Linksverteidiger wird der Portugiese in diesem Leben nicht mehr, dazu sind seine Defensivschwächen zu eklatant. Im Mittelfeld ist Guerreiro deutlich besser aufgehoben und machte dort seine besten Spiele für Dortmund. Um ihm diese Rolle zu geben, müsste allerdings ein Linksverteidiger von Format kommen.

  • Mats Hummels: Abwehr, 33 Jahre, Vertrag bis 2023, 32 Pflichtspiele, 1 Tor

Man darf gespannt sein, wie der BVB die Konstellation moderieren wird, dass neben Hummels künftig mit Niklas Süle und dem wahrscheinlichen Neuzugang Nico Schlotterbeck zwei weitere Spieler Ansprüche auf einen Stammplatz in der Innenverteidigung anmelden werden.

Hummels wird weiterhin wichtig für das Team bleiben, seine Einsatzzeiten könnten sich aber reduzieren, selbst wenn er fit bleibt. Dass der Verein auf dieser längst neuralgischen Position versucht, die Probleme zu beheben, sollte aber auch in Hummels' Interesse sein.

  • Thomas Meunier: Abwehr, 30 Jahre, Vertrag bis 2024, 26 Pflichtspiele, 2 Tore

Der Rechtsverteidiger hat sich nach seinem schwachen ersten Jahr merklich gesteigert, kämpfte allerdings im Saisonverlauf auch sechsmal gegen Verletzungen an. Aktuell ist er seit Ende Februar mit einem Sehnenriss außer Gefecht gesetzt.

Seit dem Abgang von Achraf Hakimi ist der BVB auf dieser Position qualitativ unzureichend besetzt. Hier müsste nachgelegt werden, da Meunier auch weit weg davon ist, durchweg zu überzeugen.

  • Mateu Morey: Abwehr, 22 Jahre, Vertrag bis 2024, 0 Pflichtspiele

Die Situation des Spaniers spielt in den Gedanken hinein, der gerade bei Meunier festgehalten wurde: Morey hat nach seiner vehementen Verletzung im Mai 2021 zuletzt zwar wieder das Lauftraining aufgenommen, doch eine wirkliche Alternative für den Start der kommenden Saison ist er nicht.

Zumal der gebürtige Mallorquiner erst noch nachweisen muss, wie schnell er erstens nach seiner langen Ausfallzeit wieder auf dem Damm sein kann, um dem BVB zu helfen, und ob er zweitens die Qualität und Konstanz mitbringt, die man sich bei seiner Verpflichtung im Sommer 2019 versprochen hat. Morey bleibt daher vorerst ein großes Fragezeichen.

  • Soumaila Coulibaly: Abwehr, 18 Jahre, Vertrag bis 2024, 0 Pflichtspiele

Der Franzose kam mit Kreuzbandriss und ohne Profispiel aus der PSG-Jugend nach Dortmund und hatte erst einmal seine Reha zu beenden. Ende Oktober feierte er schließlich sein Comeback und kommt bislang auf neun Einsätze bei der U23 in der 3. Liga sowie vier Spiele mit der U19 in der Youth League. Coulibaly fehlte zuletzt jedoch erneut mit einer Schulter-Verletzung.

Der 18-Jährige wird zur kommenden Saison häufiger bei der ersten Mannschaft zu sehen sein, muss dann aber auch einen Schritt nach vorne machen, damit er sich als Innenverteidiger Nummer vier oder fünf etablieren kann. Aufgrund der Verletzungsmisere stand er bereits zweimal im Kader der Profis.

  • Jude Bellingham: Mittelfeld, 18 Jahre, Vertrag bis 2025, 41 Pflichtspiele, 6 Tore

Bei Bellingham bedarf es nur weniger Worte: Der Engländer hat sich rasend schnell entwickelt, gehörte in der holprigen Saison zu den konstantesten Dortmundern, ist längst Führungsspieler und auf dem Weg zur Weltklasse.

Mit seiner Gier, der leidenschaftlichen Spielweise und seiner Emotionalität, ist Bellingham so etwas wie der BVB-Spieler aus dem Bilderbuch. Von dieser Sorte Profis, die wissen, wie der Verein tickt, benötigt der Klub mehr - dann wird es auch wieder etwas mit der Identifikation mit der Mannschaft.

  • Giovanni Reyna: Mittelfeld, 19 Jahre, Vertrag bis 2025, 13 Pflichtspiele, 2 Tore

Reyna erlebte ein Seuchenjahr und reihte Anfang April an seine monatelange Verletzung direkt wieder eine ernsthafte muskuläre Blessur. Diesen erneuten Rückschlag wird der US-Amerikaner erst einmal psychisch verkraften müssen.

Ungeachtet dessen ist Reyna ein Versprechen für Dortmunds Zukunft und langfristig in der Lage, die Rolle von Marco Reus als Zehner zu übernehmen. Das belegten seine bisherigen Leistungen. Das nächste Jahr sollte aber tunlichst von der ersehnten Stabilität geprägt sein.

Niklas Süle wird nach der Saison ablösefrei zu Borussia Dortmund wechseln.getty
  • Mahmoud Dahoud: Mittelfeld, 26 Jahre, Vertrag bis 2023, 30 Pflichtspiele, 2 Tore

Dahoud spielt schon seit 2017 beim BVB und fand in den vergangenen zwei Spielzeiten endlich Zugang zur Mannschaft, nachdem er zuvor regelmäßig auf der Bank saß. Bei Dahoud verhält es sich ähnlich wie mit Julian Brandt - Licht und Schatten können sich innerhalb kürzester Zeit abwechseln.

Grundsätzlich ist Dahoud ein guter Stratege mit feiner Technik und toller Übersicht, auch wenn ihm auf der Sechs die körperliche Robustheit gegen den Ball allzu oft abgeht. Sollte die Borussia im defensiven Mittelfeld personell nachlegen, was durchaus angebracht wäre, würde es für Dahoud wieder schwieriger, auf Spielzeit zu kommen.

  • Emre Can: Mittelfeld, 28 Jahre, Vertrag bis 2024, 26 Pflichtspiele, 5 Tore

Auch Can ist weit davon entfernt, durch konstante Leistungen das Team weiterzubringen. Seine Polyvalenz ist in Zeiten der permanenten Verletzungsmisere ein Segen, für ihn als Spieler jedoch auch etwas Fluch, denn fest verorten kann man Can kaum.

Der Defensivspieler streute immer wieder haarsträubende Fehler in sein Spiel ein, die zu Gegentoren führten. Wirklich unumstritten war Can nie seit seinem Wechsel zum BVB im Januar 2020. Leidenschaft und Feuer bringt er mit, seine Darbietungen müssen aber deutlich besser werden.

  • Marco Reus: Mittelfeld, 32 Jahre, Vertrag bis 2023, 38 Pflichtspiele, 13 Tore

Gewissermaßen ist die aktuelle eine typische Reus-Saison: Die Zahlen lesen sich super (24 Torbeteiligungen in 26 Bundesligaspielen), es waren einige Glanzlichter dabei, allerdings tauchte der Kapitän auch einige Male ab, anstatt in komplizierten Situationen voranzugehen.

Dass er angesichts seiner Klasse, der Wirkung nach innen und der Tatsache, das Gesicht des Vereins zu sein, unumstritten ist, steht außer Frage. Reus wird auch in der nächsten Spielzeit wichtiger Baustein beim Unterfangen sein, das Dortmunder Team umzustrukturieren.

  • Donyell Malen: Angriff, 23 Jahre, Vertrag bis 2026, 38 Pflichtspiele, 9 Tore

Kein Spieler wurde in diesem Jahr so oft von Marco Rose öffentlich bewertet wie der 30 Millionen Euro schwere Neuzugang, dem der Trainer phasenweise zu Recht Mängel attestierte. Malen kam mit deutlichem körperlichen Rückstand nach Dortmund und erwischte keinen guten Start.

Der Niederländer wurde schließlich besser und erarbeitete sich zwischenzeitlich während des Ausfalls von Erling Haaland einen kleinen Lauf, doch diesem fehlte die Konstanz. Malen muss vor allem mehr Torgefahr ausstrahlen. Er sei "noch lange nicht am Ende der Entwicklung angekommen, wir erwarten uns deshalb von ihm in Zukunft eine weitere Steigerung", machte der baldige Sportdirektor Sebastian Kehl kürzlich im kicker klar.

Donyell Malen kam für 30 Millionen Euro von der PSV Eindhoven und unterschrieb bis 2026.getty
  • Julian Brandt: Mittelfeld, 25 Jahre, Vertrag bis 2024, 37 Pflichtspiele, 7 Tore

Auch wenn sich immer wieder Gerüchte um ihn ranken, ist nicht damit zu rechnen, dass Brandt den Verein verlässt - wie er der WAZ kürzlich selbst bestätigte: "Ich beschäftige mich momentan nicht mit Wechselgedanken. Ich habe immer noch extreme Lust auf diesen Verein und denke nicht, dass meine Zeit hier zu Ende ist."

Das Hauptproblem bei ihm ist seine Flatterhaftigkeit, die er trotz 17 Torbeteiligungen auch in dieser Saison nicht abstellen konnte. Rose sagte vor nicht allzu langer Zeit richtigerweise, Brandt würde die Nachhaltigkeit in seinem Spiel fehlen - erst dann würde er mehr als nur ein technisch Hochbegabter.

  • Luca Unbehaun: Torwart, 21 Jahre, Vertrag bis 2023, 0 Pflichtspiele

Seit 2016 schon hütet Unbehaun für Dortmund das Tor, drei Jahre später bekam er einen Profivertrag. Der ehemalige Bochumer ist mehr oder weniger die Nummer eins der U23, fiel jedoch zweimal verletzt aus.

Nach der Verpflichtung von Herthas Marcel Lotka, der für die U23 eingeplant, mittlerweile jedoch Stammkeeper der Berliner ist, könnte es zwischen Lotka und Unbehaun ein Duell um die Nummer zwei hinter Kobel geben.

Diese Spieler könnten den BVB im Sommer verlassen

  • Marwin Hitz: Torwart, 34 Jahre, Vertrag bis 2023, 4 Pflichtspiele

Eigentlich ist der Schweizer nicht der Typ dafür, kryptische Andeutungen über Social-Media-Kanäle zu versenden. Sein Foto bei Instagram nach dem Auftritt in München mit der Unterschrift "The last klassiker" lässt sich jedoch durchaus als Abschiedsankündigung deuten.

Sein Ex-Klub FC Augsburg soll Interesse haben, auch ein Wechsel in die Heimat steht zur Debatte.

  • Manuel Akanji: Abwehr, 26 Jahre, Vertrag bis 2023, 33 Pflichtspiele, 1 Tor

Der Schweizer war in einer löchrigen Abwehr Dortmunds stabilster Verteidiger und befindet sich schon seit über einem Jahr auf einem richtig guten Weg. Das haben auch andere Vereine mitbekommen, sodass sich Akanjis ewiger Wunsch von der Premier League bald erfüllen könnte.

Jedenfalls ranken sich seit Monaten Spekulationen um einen Abschied des Innenverteidigers, der Dortmunds Angebot auf Vertragsverlängerung wohl abgelehnt hat. Sportlich wäre dies ein Verlust, doch mit Süle und voraussichtlich Schlotterbeck hat der BVB gut reagiert - und dürfte mit einem Verkauf von Akanji die kolportierte Schlotterbeck-Ablöse von 20 Millionen Euro weitestgehend kompensieren können.

  • Dan-Axel Zagadou: Abwehr, 22 Jahre, Vertrag bis 2022, 16 Pflichtspiele

83 Pflichtspiele hat der Franzose seit seinem Wechsel aus Paris im Sommer 2017 schon verpasst, nur in 89 Fällen stand er auf dem Platz. Es ist sehr unklar, ob es angesichts seiner Verletzungsanfälligkeit (zwölf Ausfälle) mit Zagadou und Dortmund noch etwas wird.

Die Anlagen des 1,96 Meter großen Innenverteidigers sind hervorragend, doch Zagadou fehlt seit langer Zeit jeglicher Rhythmus - und dadurch finden individuelle Fehler wie zuletzt vor dem 0:2 in München regelmäßig Einzug in sein Spiel. Trotz des angeblichen Abbruchs der Verhandlungen wird davon ausgegangen, dass der BVB mit ihm noch einmal verlängert.

  • Marin Pongracic: Abwehr, 24 Jahre, Vertrag bis 2022, 22 Pflichtspiele

Bei Pongracic steht dagegen fest, dass er keine Zukunft bei der Borussia hat. Das Leihgeschäft mit dem VfL Wolfsburg wird trotz Kaufoption nach einer Saison enden, da der Innenverteidiger zwar einigermaßen solide auftrat, aber zu selten wirklich überzeugte.

Hinzu kam der Wirbel um sein berüchtigtes Twitch-Interview, das innerhalb des Klubs schlecht ankam und ihm auch in Wolfsburg keine neuen Freunde beschert hat. Mit dem VfL befindet sich Pongracic ohnehin im Rechtsstreit. Er wird sich einen gänzlich neuen Verein suchen müssen.

  • Nico Schulz: Abwehr, 29 Jahre, Vertrag bis 2024, 23 Pflichtspiele

Ein neuer Verein für Schulz - das wäre das Szenario, das sich der BVB nicht zum ersten Mal während einer Transferperiode vorstellt. Seit er 2019 zu Dortmund wechselte, ist der Linksverteidiger in einem sportlichen Negativ-Kreislauf gefangen.

Die Borussia ist seit längerer Zeit gewillt, diesen zu durchbrechen - der hochdotierte Vertrag des 29-Jährigen und eine schlechte Verhandlungsposition des Vereins verhinderten dies bislang. Auch im Sommer wird dies schwierig. Sollte ein Verkauf gelingen, wird für Dortmund unter dem Strich ein Millionen-Verlust stehen.

  • Felix Passlack: Abwehr, 23 Jahre, Vertrag bis 2023, 13 Pflichtspiele

"Felix ist ein Riesen-Junge, der diesen Verein lebt, der immer da ist und in jedem Training Gas gibt", sagte Rose kürzlich über Passlack. Wenn dieser jedoch gewillt ist, regelmäßiger zu spielen, werden ihm die warmen Worte des Trainer nicht viel helfen.

Der meist als Rechtsverteidiger eingesetzte Passlack pendelte in dieser Saison zwischen Bank und Tribüne. Auf Besserung dieses Zustands sollte er in Dortmund nicht hoffen.

  • Marcel Schmelzer: Abwehr, 34 Jahre, Vertrag bis 2022, 0 Pflichtspiele

Am 17. Juni 2020 stand das BVB-Urgestein bei einem Heimspiel gegen Mainz zuletzt auf dem Feld. Seitdem fehlt er nach einer Knie-OP und absolviert seine Reha, die immer wieder von Rückschlägen gepflastert war.

Im Oktober begann er beim DFB den Lehrgang "Players Pathway", der sich zur "frühzeitigen Berufsorientierung" unter anderem an betagte Spieler wendet. Viel deutet darauf hin, dass Schmelzer seine Karriere beenden wird - einen solch geräuschlosen Abschied hat der integrativ sehr wichtige Linksverteidiger nicht verdient.

  • Reinier: Mittelfeld, 20 Jahre, Vertrag bis 2022, 18 Pflichtspiele

Das Leihgeschäft mit Real Madrid endet zum Saisonende und wird nicht verlängert. Reinier dürfte in die Liste der Transferflops Einzug halten. Vor allem dann, wenn die Informationen der Marca stimmen, wonach Dortmund für ihn über 13 Millionen Euro berappen musste.

Der Brasilianer hatte im Sommer 2020 zwar keinen leichten Start beim BVB, kam aber auch anschließend nie auf das nötige Niveau und spielte unter drei Trainern keine Rolle. Wenn er auflaufen durfte, wirkte er wie ein Fremdkörper ohne Bindung zum Spiel.

Zwei Jahre spielte Youssoufa Moukoko in der U17 des BVB unter Sebastian Geppert.imago images
  • Axel Witsel: Mittelfeld, 33 Jahre, Vertrag bis 2022, 38 Pflichtspiele, 2 Tore

Offiziell verkündet worden ist noch nichts, doch dass der Verein den auslaufenden Kontrakt des Belgiers noch einmal verlängert, ist beinahe ausgeschlossen. Kumpel Meunier plauderte Anfang Februar aus, dass es Witsel wohl woanders hinziehen würde.

Diese Entscheidung ergibt für beide Seiten Sinn, denn der Sechser ist mittlerweile längst nicht mehr der dominante Aktivposten, der er noch zu Beginn seiner Zeit in Dortmund war.

  • Erling Haaland: Angriff, 21 Jahre, Vertrag bis 2024, 27 Pflichtspiele, 25 Tore

Alles wartet auf Haalands Entscheidung: Geht er oder bleibt er? Wie SPOX und GOAL erfahren haben, gibt es ein "Gentlemen's Agreement" zwischen Dortmund und der Entourage des Norwegers, durch das sich beide Seiten verpflichtet haben, einen Abgang des Torjägers in diesem Sommer nicht zu verhindern, wenn ein zufriedenstellendes Angebot für Dortmund eintrifft, das über den oft kolportierten 75 Millionen Euro liegt.

Der BVB sagt seit Wochen, dass er gerne baldmöglichst Planungssicherheit bekommen möchte, hat sich aber natürlich dennoch längst mit Nachfolge-Kandidaten beschäftigt. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass Haaland den Verein verlassen wird.

  • Thorgan Hazard: Angriff, 29 Jahre, Vertrag bis 2024, 30 Pflichtspiele, 6 Tore

"Ich wüsste nicht, warum ich gehen sollte. Ich bin bei einem Spitzenverein, der in der Champions League spielt und wo ich regelmäßig spiele", sagte der Belgier zuletzt und man kann ihn angesichts eines gut dotierten Vertrags gewiss verstehen. Auch aufgrund zahlreicher Verletzungen rutschte Hazard in dieser Saison aber aus dem Kreis der Stammspieler.

Dass er grundsätzlich zu Roses Spielstil passt und gute Statistiken aufwies, solange er gesund war, dürfte ihm einen weiteren Platz im Kader zusichern. Dortmund sei allerdings gesprächsbereit, sollte ein ordentliches Angebot für Hazard eintreffen. Gerüchte um ihn gibt es genug, zuletzt galt die AC Milan als interessiert.

  • Youssoufa Moukoko: Angriff, 17 Jahre, Vertrag bis 2023, 19 Pflichtspiele, 1 Tor

Seine erste volle Profisaison hatte sich der Youngster gänzlich anders vorgestellt: Moukoko wurde mehrfach von Verletzungen ausgebremst und fand nie in einen Rhythmus, um häufiger eine echte Alternative im Angriff zu sein. Moukoko muss diese Rückschläge nun erst einmal verkraften, nachdem es zuvor in seiner Laufbahn nur nach oben ging.

Es überraschte daher, dass sein Berater Patrick Williams Ende Januar in der Bild in die Offensive ging: "Da machen wir uns natürlich Gedanken, was das Beste für die Zukunft ist." Höchstens ein Leihgeschäft wäre denkbar. Moukokos Vertrauter Sebastian Geppert sagte im Interview mit SPOX und GOAL: "Man muss ihm einfach Zeit lassen. Ich bin fest davon überzeugt, dass er in Zukunft eine sehr große Rolle spielen wird."

  • Marius Wolf: Mittelfeld, 26 Jahre, Vertrag bis 2024, 32 Pflichtspiele, 3 Tore

Wolf hat sich im dritten Anlauf als Rollenspieler etabliert, was an seinen soliden Leistungen, aber auch an den zahlreichen Verletzten während der Saison lag. Der Ex-Frankfurter wirft stets alles in sein Spiel und bietet auf unterschiedlichen Positionen ein ordentliches Leistungsniveau an.

Mehr als das ist es jedoch nicht und es hat Gründe, weshalb ihn der BVB bereits zweimal verlieh. Wolf besitzt in Dortmund einen üppig dotierten Vertrag und wird diesen ungern aufgeben wollen. Dennoch ist ein erneutes Leihgeschäft nicht undenkbar, sollte er während der Saisonvorbereitung sehen, dass seine Aktien schlechter stehen als momentan.

  • Steffen Tigges: Angriff, 23 Jahre, Vertrag bis 2024, 15 Pflichtspiele, 3 Tore

Seit Anfang März fällt der Torjäger der U23 mit einem Verrenkungsbruch des Sprunggelenks aus und wird noch reichlich Zeit benötigen, um wieder fit zu sein.

Tigges gilt weiterhin als Kandidat für einen Wechsel, im vergangenen Sommer war der 1. FC Köln auf ihn scharf. Im Profiteam ohne Perspektive.

  • Stefan Drljaca: Torwart, 23 Jahre, Vertrag bis 2022, 0 Pflichtspiele

Vor zwei Jahren kam der Keeper aus Hoffenheim als offizielle Nummer vier zum BVB, duellierte sich dann aber mit Unbehaun um den Platz als Nummer eins bei der U23. Die häufigeren Einsätze bekam Unbehaun.

Drljaca wird den Verein ablösefrei verlassen - aller Voraussicht nach zieht es ihn zum VfB Stuttgart.

Die Situation der Leih- und Nachwuchsspieler

  • Ansgar Knauff: Mittelfeld, 20 Jahre alt, Vertrag bis 2023, seit Januar 2022 bei Eintracht Frankfurt, 15 Pflichtspiele, 3 Tore

Bis Sommer 2023 ist Knauff noch an die SGE verliehen. Bislang läuft die Leihe so, wie man es sich wünscht, wenn man einen Spieler verleiht: Der schnelle Außenbahnspieler bekommt reichlich Einsatzminuten und hat seit Januar beinahe schon die 16 Pflichtspiele erreicht, die er für den BVB zuvor absolvierte.

Es ist der Plan der Borussia, Knauff im nächsten Jahr als gereiften Bundesligaspieler zurück zu bekommen. Die Anlagen bringt der 20-Jährige jedenfalls mit, um den Sprung zu schaffen und auch das beim BVB erforderliche Niveau zu erreichen.

  • Jamie Bynoe-Gittens: Angriff, 17 Jahre, Vertrag bis 2023, 14 Pflichtspiele, 10 Tore in der U19

"Wir kommen jetzt in die Phase, in der Kaderentscheidungen getroffen werden und Gespräche laufen", sagte Rose vor kurzem. "Natürlich gucken wir dabei auf unseren starken Nachwuchs und die talentierten Spieler in der U23 und U19." Bestätigt ist, dass Bynoe-Gittens zum Profikader der neuen Saison gehören wird.

Laut Bild soll sich sein Vertrag am 18. Geburtstag (8. August 2022) um drei Jahre bis 2026 verlängern. Bynoe-Gittens spielte in der U19 eine bärenstarke Saison, durfte zuletzt schon zweimal in der Bundesliga ran und "gibt uns im Eins-gegen-eins etwas, was wir im Kader so gar nicht haben", wie Rose sagte. Der Engländer hat in jedem Fall Senkrechtstarter-Potential.

  • Abdoulaye Kamara: Mittelfeld, 17 Jahre, 14 Pflichtspiele in der U23

Bei seiner Verpflichtung im vergangenen Sommer ließ der BVB nur wissen, dass der Franzose "einen langfristigen Vertrag" unterschrieben habe - allerdings einen für die Profis.

31 Pflichtspiele (3 Tore, eine Vorlage) hat Kamara bislang bei U19 und U23 absolviert. Der defensive Mittelfeldspieler braucht in jedem Fall noch eine weitere Saison in der 3. Liga, um sich an den Seniorenbereich zu gewöhnen.

Jamie Bynoe-Gittens kam 2020 von Manchester City zum BVB.getty
  • Göktan Gürpüz: Mittelfeld, 19 Jahre, 26 Pflichtspiele, 2 Tore in der U19

Kurz vor Weihnachten hat der BVB den Vertrag von Gürpüz und dessen Bruder Gökdeniz, der in der U17 kickt, "langfristig verlängert" und zugleich bestätigt, dass der 19-Jährige Teil von Roses Bundesligakader wird.

Bereits jetzt trainiert der technisch hoch veranlagte und temporeiche Gürpüz immer wieder bei den Profis mit, absolvierte im Sommer das Trainingslager und kommt seitdem auf vier Kaderplätze. In dieser Saison wurde er erstmals in die U19 des DFB berufen. Gürpüz dürfte zur neuen Spielzeit vorwiegend bei den Profis trainieren und in der U23 spielen.

  • Lion Semic: Abwehr, 18 Jahre, Vertrag bis 2022, 20 Pflichtspiele, 3 Tore in der U19

Der pfeilschnelle Rechtsverteidiger feierte gegen Wolfsburg sein zweiminütiges Bundesligadebüt. Sein Vertrag läuft Ende Juni aus, seine Zukunft ist noch ungeklärt - die Borussia möchte den umworbenen 18-Jährigen unbedingt halten.

Das sollte gelingen. Semic ist seit 2017 Borusse und wird intern geschätzt. Auch er dürfte künftig häufiger im Profitraining auftauchen und Minuten in der 3. Liga erhalten.

  • Tom Rothe: Abwehr, 17 Jahre, Vertrag bis 2024, 27 Pflichtspiele, 3 Tore

Aus dem Nichts kam der Linksverteidiger gegen Wolfsburg zu seinem Bundesligadebüt, markierte auf Anhieb ein Tor und zeigte eine ordentliche Leistung. Beim Benefizspiel gegen Dynamo Kiew traf er erneut.

Im Verein hält man enorm viel vom Neuzugang aus St. Pauli, der Physis, Ausdauer, Geschwindigkeit und Spielintelligenz mitbringt - bereits ein ziemlich komplettes Paket. Bei Rothe könnte der Sprung nach oben schneller gehen als erwartet.