BVB im Kadercheck: Viele Fragezeichen für ein neues Gesicht - einer hat Senkrechtstarter-Potential

Vorab: Die Schwarz-Gelben sind von extremen Verletzungssorgen geplagt. Auf der Pressekonferenz vor dem Aufeinandertreffen bestätigte Coach Marco Rose das Fehlen mehrerer Stammspieler.
© getty

Klar ist: Borussia Dortmund steht nach einer holprigen Saison vor einem Umbruch des Kaders. Unklar ist jedoch, welche Ausmaße dieser bereits ab Sommer annehmen wird. Ein Blick auf die Perspektiven der einzelnen Spieler.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

 

 

Diese Spieler werden auch 2022/23 beim BVB spielen

  • Gregor Kobel: Torwart, 24 Jahre, Vertrag bis 2026, 40 Pflichtspiele

Es deutete sich früh an, mittlerweile ist es Gewissheit: Der vor der Saison für 15 Millionen Euro vom VfB Stuttgart losgeeiste Schweizer ist der Dortmunder Königstransfer geworden. Kobel erlaubte sich so gut wie keine Fehler, sondern reihte vielmehr zahlreiche starke Leistungen aneinander.

Mit Kobel dürfte der BVB auf Jahre hinaus Ruhe auf der Position des Torhüters haben. Der 24-Jährige strotzt zudem vor Ehrgeiz und Energie, was Merkmale des neuen Dortmunder Gesichts sein sollen. Kobel wird wichtiger Bestandteil einer kommenden Achse der Mannschaft sein.

  • Raphael Guerreiro: Abwehr, 28 Jahre, Vertrag bis 2023, 25 Pflichtspiele, 5 Tore

Zuletzt gab es Gerüchte, dass der BVB darüber nachdenken könnte, Guerreiro bei einem außerordentlich guten Angebot abzugeben - nur noch im Sommer wäre nach aktuellem Vertragsstand mit ihm Kasse zu machen.

Ein echter Linksverteidiger wird der Portugiese in diesem Leben nicht mehr, dazu sind seine Defensivschwächen zu eklatant. Im Mittelfeld ist Guerreiro deutlich besser aufgehoben und machte dort seine besten Spiele für Dortmund. Um ihm diese Rolle zu geben, müsste allerdings ein Linksverteidiger von Format kommen.

  • Mats Hummels: Abwehr, 33 Jahre, Vertrag bis 2023, 32 Pflichtspiele, 1 Tor

Man darf gespannt sein, wie der BVB die Konstellation moderieren wird, dass neben Hummels künftig mit Niklas Süle und dem wahrscheinlichen Neuzugang Nico Schlotterbeck zwei weitere Spieler Ansprüche auf einen Stammplatz in der Innenverteidigung anmelden werden.

Hummels wird weiterhin wichtig für das Team bleiben, seine Einsatzzeiten könnten sich aber reduzieren, selbst wenn er fit bleibt. Dass der Verein auf dieser längst neuralgischen Position versucht, die Probleme zu beheben, sollte aber auch in Hummels' Interesse sein.

  • Thomas Meunier: Abwehr, 30 Jahre, Vertrag bis 2024, 26 Pflichtspiele, 2 Tore

Der Rechtsverteidiger hat sich nach seinem schwachen ersten Jahr merklich gesteigert, kämpfte allerdings im Saisonverlauf auch sechsmal gegen Verletzungen an. Aktuell ist er seit Ende Februar mit einem Sehnenriss außer Gefecht gesetzt.

Seit dem Abgang von Achraf Hakimi ist der BVB auf dieser Position qualitativ unzureichend besetzt. Hier müsste nachgelegt werden, da Meunier auch weit weg davon ist, durchweg zu überzeugen.

  • Mateu Morey: Abwehr, 22 Jahre, Vertrag bis 2024, 0 Pflichtspiele

Die Situation des Spaniers spielt in den Gedanken hinein, der gerade bei Meunier festgehalten wurde: Morey hat nach seiner vehementen Verletzung im Mai 2021 zuletzt zwar wieder das Lauftraining aufgenommen, doch eine wirkliche Alternative für den Start der kommenden Saison ist er nicht.

Zumal der gebürtige Mallorquiner erst noch nachweisen muss, wie schnell er erstens nach seiner langen Ausfallzeit wieder auf dem Damm sein kann, um dem BVB zu helfen, und ob er zweitens die Qualität und Konstanz mitbringt, die man sich bei seiner Verpflichtung im Sommer 2019 versprochen hat. Morey bleibt daher vorerst ein großes Fragezeichen.

  • Soumaila Coulibaly: Abwehr, 18 Jahre, Vertrag bis 2024, 0 Pflichtspiele

Der Franzose kam mit Kreuzbandriss und ohne Profispiel aus der PSG-Jugend nach Dortmund und hatte erst einmal seine Reha zu beenden. Ende Oktober feierte er schließlich sein Comeback und kommt bislang auf neun Einsätze bei der U23 in der 3. Liga sowie vier Spiele mit der U19 in der Youth League. Coulibaly fehlte zuletzt jedoch erneut mit einer Schulter-Verletzung.

Der 18-Jährige wird zur kommenden Saison häufiger bei der ersten Mannschaft zu sehen sein, muss dann aber auch einen Schritt nach vorne machen, damit er sich als Innenverteidiger Nummer vier oder fünf etablieren kann. Aufgrund der Verletzungsmisere stand er bereits zweimal im Kader der Profis.

  • Jude Bellingham: Mittelfeld, 18 Jahre, Vertrag bis 2025, 41 Pflichtspiele, 6 Tore

Bei Bellingham bedarf es nur weniger Worte: Der Engländer hat sich rasend schnell entwickelt, gehörte in der holprigen Saison zu den konstantesten Dortmundern, ist längst Führungsspieler und auf dem Weg zur Weltklasse.

Mit seiner Gier, der leidenschaftlichen Spielweise und seiner Emotionalität, ist Bellingham so etwas wie der BVB-Spieler aus dem Bilderbuch. Von dieser Sorte Profis, die wissen, wie der Verein tickt, benötigt der Klub mehr - dann wird es auch wieder etwas mit der Identifikation mit der Mannschaft.

  • Giovanni Reyna: Mittelfeld, 19 Jahre, Vertrag bis 2025, 13 Pflichtspiele, 2 Tore

Reyna erlebte ein Seuchenjahr und reihte Anfang April an seine monatelange Verletzung direkt wieder eine ernsthafte muskuläre Blessur. Diesen erneuten Rückschlag wird der US-Amerikaner erst einmal psychisch verkraften müssen.

Ungeachtet dessen ist Reyna ein Versprechen für Dortmunds Zukunft und langfristig in der Lage, die Rolle von Marco Reus als Zehner zu übernehmen. Das belegten seine bisherigen Leistungen. Das nächste Jahr sollte aber tunlichst von der ersehnten Stabilität geprägt sein.

Niklas Süle wird nach der Saison ablösefrei zu Borussia Dortmund wechseln.
© getty
Niklas Süle wird nach der Saison ablösefrei zu Borussia Dortmund wechseln.
  • Mahmoud Dahoud: Mittelfeld, 26 Jahre, Vertrag bis 2023, 30 Pflichtspiele, 2 Tore

Dahoud spielt schon seit 2017 beim BVB und fand in den vergangenen zwei Spielzeiten endlich Zugang zur Mannschaft, nachdem er zuvor regelmäßig auf der Bank saß. Bei Dahoud verhält es sich ähnlich wie mit Julian Brandt - Licht und Schatten können sich innerhalb kürzester Zeit abwechseln.

Grundsätzlich ist Dahoud ein guter Stratege mit feiner Technik und toller Übersicht, auch wenn ihm auf der Sechs die körperliche Robustheit gegen den Ball allzu oft abgeht. Sollte die Borussia im defensiven Mittelfeld personell nachlegen, was durchaus angebracht wäre, würde es für Dahoud wieder schwieriger, auf Spielzeit zu kommen.

  • Emre Can: Mittelfeld, 28 Jahre, Vertrag bis 2024, 26 Pflichtspiele, 5 Tore

Auch Can ist weit davon entfernt, durch konstante Leistungen das Team weiterzubringen. Seine Polyvalenz ist in Zeiten der permanenten Verletzungsmisere ein Segen, für ihn als Spieler jedoch auch etwas Fluch, denn fest verorten kann man Can kaum.

Der Defensivspieler streute immer wieder haarsträubende Fehler in sein Spiel ein, die zu Gegentoren führten. Wirklich unumstritten war Can nie seit seinem Wechsel zum BVB im Januar 2020. Leidenschaft und Feuer bringt er mit, seine Darbietungen müssen aber deutlich besser werden.

  • Marco Reus: Mittelfeld, 32 Jahre, Vertrag bis 2023, 38 Pflichtspiele, 13 Tore

Gewissermaßen ist die aktuelle eine typische Reus-Saison: Die Zahlen lesen sich super (24 Torbeteiligungen in 26 Bundesligaspielen), es waren einige Glanzlichter dabei, allerdings tauchte der Kapitän auch einige Male ab, anstatt in komplizierten Situationen voranzugehen.

Dass er angesichts seiner Klasse, der Wirkung nach innen und der Tatsache, das Gesicht des Vereins zu sein, unumstritten ist, steht außer Frage. Reus wird auch in der nächsten Spielzeit wichtiger Baustein beim Unterfangen sein, das Dortmunder Team umzustrukturieren.

  • Donyell Malen: Angriff, 23 Jahre, Vertrag bis 2026, 38 Pflichtspiele, 9 Tore

Kein Spieler wurde in diesem Jahr so oft von Marco Rose öffentlich bewertet wie der 30 Millionen Euro schwere Neuzugang, dem der Trainer phasenweise zu Recht Mängel attestierte. Malen kam mit deutlichem körperlichen Rückstand nach Dortmund und erwischte keinen guten Start.

Der Niederländer wurde schließlich besser und erarbeitete sich zwischenzeitlich während des Ausfalls von Erling Haaland einen kleinen Lauf, doch diesem fehlte die Konstanz. Malen muss vor allem mehr Torgefahr ausstrahlen. Er sei "noch lange nicht am Ende der Entwicklung angekommen, wir erwarten uns deshalb von ihm in Zukunft eine weitere Steigerung", machte der baldige Sportdirektor Sebastian Kehl kürzlich im kicker klar.

Donyell Malen kam für 30 Millionen Euro von der PSV Eindhoven und unterschrieb bis 2026.
© getty
Donyell Malen kam für 30 Millionen Euro von der PSV Eindhoven und unterschrieb bis 2026.
  • Julian Brandt: Mittelfeld, 25 Jahre, Vertrag bis 2024, 37 Pflichtspiele, 7 Tore

Auch wenn sich immer wieder Gerüchte um ihn ranken, ist nicht damit zu rechnen, dass Brandt den Verein verlässt - wie er der WAZ kürzlich selbst bestätigte: "Ich beschäftige mich momentan nicht mit Wechselgedanken. Ich habe immer noch extreme Lust auf diesen Verein und denke nicht, dass meine Zeit hier zu Ende ist."

Das Hauptproblem bei ihm ist seine Flatterhaftigkeit, die er trotz 17 Torbeteiligungen auch in dieser Saison nicht abstellen konnte. Rose sagte vor nicht allzu langer Zeit richtigerweise, Brandt würde die Nachhaltigkeit in seinem Spiel fehlen - erst dann würde er mehr als nur ein technisch Hochbegabter.

  • Luca Unbehaun: Torwart, 21 Jahre, Vertrag bis 2023, 0 Pflichtspiele

Seit 2016 schon hütet Unbehaun für Dortmund das Tor, drei Jahre später bekam er einen Profivertrag. Der ehemalige Bochumer ist mehr oder weniger die Nummer eins der U23, fiel jedoch zweimal verletzt aus.

Nach der Verpflichtung von Herthas Marcel Lotka, der für die U23 eingeplant, mittlerweile jedoch Stammkeeper der Berliner ist, könnte es zwischen Lotka und Unbehaun ein Duell um die Nummer zwei hinter Kobel geben.