Farke macht Gladbach zum Überraschungsteam der Saison
von Jochen Tittmar
Mir persönlich würde zur Begründung meiner These ja ein simpler Satz reichen: Ich glaube daran, weil Daniel Farke bislang überall starke Arbeit abgeliefert hat und ich mir sehr gut vorstellen kann, dass er das bei den Fohlen genauso tun wird.
Gut, ich hole etwas aus: Farke hat in den sechs Wochen, die er jetzt in Gladbach ist, eine positive Grundstimmung in den Verein und sein Umfeld gebracht. Gewiss, das war nach der enorm turbulenten Vorsaison nicht die allergrößte Kunst. Dennoch personifiziert er bereits jetzt deutlich stärker als Sportdirektor Roland Virkus den Aufbruch in ein neues Kapitel.
Ganz wichtig dabei ist, dass die Spieler fast durch die Bank begeistert von Farke und seiner auf dominantem Ballbesitz fußenden Spielphilosophie sind, wie aus diversen Interviews und Medienrunden schon früh in der Zusammenarbeit hervorging. Es ist zwar mit Vorsicht zu genießen, aber dennoch: Sieben Partien coachte Farke bislang, Gladbach verlor keine einzige.
Ich denke auch, der Borussia wird zugutekommen, dass der Erneuerungsprozess fernab von internationalen Verpflichtungen voranschreiten kann. Die klassischen englischen Wochen fallen weg, es bleibt mehr Zeit für Training und Regeneration.
Dazu ist Gladbach gewissermaßen eine Wundertüte. Die Erwartungen sind nach dem miesen Vorjahr zurückgeschraubt und man kann ein wenig aus der Rolle des Underdogs agieren. Zusammen mit dem freilich weiterhin mehr als ordentlichen Kader und dem in meinen Augen sehr guten Trainer wird Farke die Borussia zum Überraschungsteam der Saison entwickeln.
Mario Götze zeigt's der Welt noch mal
von Maximilian Lotz
Spätestens nach seiner starken Vorstellung im DFB-Pokal in Magdeburg ist Mario Götze wieder in aller Munde. Nach zwei Jahren bei der PSV Eindhoven hat sich der WM-Held von 2014 eindrucksvoll zurückgemeldet und nicht nur sein Trainer Oliver Glasner gerät ins Schwärmen.
"Hervorragend", beurteilte der Coach der Frankfurter Eintracht Götzes Leistung anschließend. Er habe sich "super zwischen den Linien bewegt", mit dem ersten Kontakt gekonnt die Gegner ins Leere laufen lassen, immer wieder die Mitspieler eingesetzt und nicht zuletzt habe Götze laut Glasner "diesen weiträumigen Blick, wenn dich der Gegner presst, dann die richtige Lösung parat zu haben, das ist schon allerhöchste Kunst".
In der Tat war Götze in jeder Szene die Spielfreude anzusehen. Und zugleich die Reife, die den mittlerweile 30-Jährigen auszeichnet. Ob mit oder ohne Ball - Götze ist der neue Taktgeber im Offensivspiel der Frankfurter, schafft durch intelligente Laufwege Räume oder spielt den auslösenden Steilpass für den nächsten Angriff.
Auch dank Glasner. "Er lässt mir natürlich auch die Freiheiten", sagte Götze. "Ich glaube, ich kann vielleicht das Puzzleteil in dem System sein." Nicht nur in Frankfurt, sondern auch wieder in der Nationalmannschaft. Laut Sport Bild soll Götze bereits auf Hansi Flicks Liste für die WM stehen, der Bundestrainer gratulierte ihm auch zum Wechsel nach Frankfurt.
Götze entschied sich frühzeitig und bewusst für die Eintracht. Damit hat er beispielsweise Timo Werner etwas voraus, schließlich sucht dieser noch nach einer passenden Lösung für die neue Saison. Und die anhaltenden Formschwankungen eines Leroy Sane lassen dessen Platz bei Flick auch durchaus wackeln.
Vor fünf Jahren bestritt Götze sein bislang letztes von 63 Länderspielen. Damit weitere dazukommen, muss er zeigen, dass er sein ganzes Können nicht nur an einem lauen Sommerabend in Magdeburg abrufen kann, sondern auch auf größerer Bühne. In der Bundesliga etwa zum Auftakt gegen seinen Ex-Klub Bayern München oder nächste Woche im Supercup gegen Real Madrid und dann im Herbst in der Champions League. Wenn er sich seine Leichtigkeit und Spielfreude bewahrt, sollte ihm das locker gelingen. Und dann wird Götze es auch bei der WM nochmal allen zeigen ...