Frank Kramer und Schalke: Diese Ehe wird nicht lange halten
Von Filippo Cataldo
Beim FC Schalke 04 haben sie einige Dinge richtig gemacht nach dem Aufstieg, am wichtigsten dabei war: Sie sind nicht gleich wieder größenwahnsinnig geworden. Den Schalkern scheint es ernst damit, die Aufgabe demütig anzugehen. Sie scheinen zu wissen, dass es mit der insgesamt recht bundesligaunerfahrenen Mannschaft erst einmal darum geht, in der Liga anzukommen und dann die Klasse zu sichern.
Mit der Wahl des Trainers hat sich der Aufsteiger aber keinen Gefallen getan. Frank Kramer hat zweifellos Ahnung und die richtigen Ideen. Er weiß, was er tut - nur hat es der Coach in seiner Karriere selten geschafft, das auch seinen Mannschaften zu vermitteln.
Seit er 2015 bei der SpVgg Greuther Fürth entlassen wurde, war er bei keinem Klub länger als 13 Monaten tätig. Bei Arminia Bielefeld schaffte er zwar in der Saison 2020/2021 als Nachfolger des beliebten Uwe Neuhaus den Klassenerhalt, jedoch scheiterte er daran, der Mannschaft einen aktiveren Spielstil zu vermitteln. Genau dafür - und um Bielefeld zum Ausbildungs- und Weiterverkaufsverein für hochklassige Talente zu machen - war er aber geholt worden. Stattdessen waren die Auftritte der Arminia in der Endphase der vergangenen Saison unter Kramer im besten Fall blutarm.
Kramer steht als Trainer mittlerweile nicht mehr für Aufbruch. Schalke könnte die letzte Chance als Cheftrainer eines deutschen Bundesligavereins für den ehemaligen DFB-Juniorentrainer sein. Doch dafür ist Schalke 04, Demut hin, Respekt vor der Bundesliga her, nicht der richtige Verein. Die Ehe zwischen Schalke und Kramer wird daher nicht lange halten.
Schalke und Bremen haben mit dem Abstieg nichts zu tun
von Tim Ursinus
Traditionell werden die Aufsteiger mehr oder weniger an vorderster Stelle genannt, wenn es um die Abstiegskandidaten geht. In der Saison 2022/23 ist aber alles etwas anders. Schalke 04 und Werder Bremen hätten den Gang in die Zweitklassigkeit nie antreten dürfen - und werden es nicht noch einmal. Beide Abstiege waren letztlich verdient. Mit dem direkten Wiederaufstieg liegen die jeweiligen Krisen aber hinter den Klubs. Die Rehabilitation wurde längst eingeleitet - und der Neuanfang scheint vielversprechend.
Schalke hat seinen Kader radikal umgebaut: Teure Streichkandidaten wie Ozan Kabak wurden abgegeben - und auf der Habenseite stehen zwölf Neuzugänge. Einzig der Abgang von Ko Ikatura wiegt schwer. Dafür wurde sich auf jeder Position sinnvoll verstärkt. Die Transfers der Talente Tom Krauß und Alex Kral sind klare Ausrufezeichen. Japans Kapitän Maya Yoshida als neuer Abwehrchef, Rechtsverteidiger Cedric Brunner und die Mittelffeldspieler Tobias Mohr sowie Florent Mollet sind weitere logische Transfers.
Die Qualität ist zweifellos vorhanden. Mit dem Schwung des überragenden Endspurts in der vergangenen Saison ist nicht nur der Klassenerhalt realistisch, sondern auch ein gesicherter Mittelfeldplatz in der unteren Tabellenhälfte. Ein guter Saisonstart ermöglicht auch dem kritisch gesehenen Trainer Frank Kramer, die auf Schalke so wichtigen Fans von sich zu überzeugen.
Auch Bremens Transfersommer lief nahezu perfekt. Bis auf Ömer Toprak wurden alle Aufstiegshelden gehalten. Von fünf Stammkräften, darunter Marco Friedl und Torjäger Niclas Füllkrug, wurde der Vertrag verlängert. Amos Pieper und Niklas Stark hieven die Defensive auf ein höheres Niveau. Oliver Burke gleicht die Tempodefizite des Sturmduos Füllkrug und Niklas Dorsch aus. Jens Hage, der an Thomas Delaney erinnert, soll der neue Fädenzieher im Mittelfeld werden.
Das Team von Ole Werner hat Schalke und auch einigen anderen Teams also vor allem eines voraus: die Eingespieltheit. Werder wird zwar nicht mehr dominant spielen können, die Gefahr der Fehleinschätzung ist unter Werner, der dem Team seine Spielidee in Rekordzeit vermittelt hatte, aber nicht gegeben. Zumal dieser Kader - auch dank der intelligenten Transfers - immer für eine Überraschung gut ist und gegen bessere Gegner auch auf konsequenten Konterfußball umschalten kann.
BVB: Jamie Bynoe-Gittens wird der nächste Sancho
von Patricia Seiwert
Bei Borussia Dortmund wird Jamie Bynoe-Gittens in dieser Saison seinen großen Durchbruch erleben. Der 17-Jährige tritt in die Fußstapfen von Jadon Sancho - zu seiner BVB-Zeit immerhin ein sogenannter kommender Weltstar. In den letzten Jahren hat der BVB häufig bewiesen, dass man junge Spieler ins kalte Wasser werfen kann - mit Erfolg.
Bynoe-Gittens hat das notwendige Selbstbewusstsein, er hat bereits selbst gesagt, dass er gerne der neue Sancho wäre. Darüber hinaus ist der Flügelspieler temporeich, gut im Eins-gegen-eins und sammelte schon gegen Ende der letzten Saison erste Einsatzzeiten. Es ist daher angedacht, dass er sich in der neuen Spielzeit eine größere Rolle erarbeiten soll.
Zumal dem BVB die Flügelspieler etwas abhandengekommen sind und Trainer Edin Terzic dazu tendiert, jungen Spielern eine echte Chance zu geben. Zwar können Karim Adeyemi und Donyell Malen dort spielen, aber beide müssen ihre Konstanz erst einmal nachweisen. Selbige fehlte beispielsweise Julian Brandt oder auch Giovanni Reyna, der häufig verletzt fehlte. Bynoe-Gittens muss sich bei dieser Konkurrenz nicht verstecken. Er hat das Zeug, die große schwarz-gelbe Überraschung dieser Saison zu werden.