Die Ruhrpott-Idylle "anne Castroper" ist dahin: Beim Bundesliga-Schlusslicht VfL Bochum herrscht große Unruhe - und Trainer Thomas Reis ist nach dem Wirbel um seine Person "absolut angenervt".
Mit dem Nachbarn Schalke 04 soll er verhandelt haben, der Abschied des Erfolgscoaches nur noch eine Frage der Zeit sein. "Nein", sagte Reis am Donnerstag, "ich habe meine Verträge immer respektiert." Er sei Trainer des VfL und werde es "noch eine Weile sein".
Die Aufregung um den Coach, der Bochum zum Aufstieg 2021 und zum Klassenerhalt 2022 führte, kommt zur Unzeit. Nach vier Niederlagen ist der VfL mit null Punkten Tabellenletzter, die vor allem aus wirtschaftlichen Gründen erneut umgekrempelte Mannschaft hat sich noch nicht gefunden, Sebastian Schindzielorz, neben Reis der Vater des Erfolges, verabschiedete sich, der oft beschworene Zusammenhalt bröckelt. Für den neuen Sportchef Patrick Fabian, seit Donnerstag offiziell im Amt, heißt es deshalb: "Es ist essenziell, ein ruhiges Umfeld zu haben."
Die Bild-Zeitung hatte berichtet, dass Reis im Sommer um die Freigabe aus seinem bis 2023 laufenden Vertrag gebeten habe, um zum Aufsteiger Schalke wechseln zu können. Die lange angekündigte Vertragsverlängerung mit dem 48-Jährigen hat Bochum erst einmal auf den Winter vertagt. Auch Klubboss Hans-Peter Villis wollte Kontakte mit Schalke nicht bestätigen: "Es gab immer viele Gerüchte, aber das sind Interna, die auch Interna bleiben." Villis betonte, man wolle mit Reis weiterarbeiten, "das ist auch heute noch so. Wir haben Vertrauen in Thomas Reis."
Eine eindeutige Jobgarantie für die nächsten Wochen wollten die Verantwortlichen ihrem Coach aber nicht geben. "Es ist erst mal der Wunsch, Ergebnisse zu bekommen", sagte Fabian: "Ich bin nicht hier, um Ultimaten auszusprechen oder Garantien zu geben." Mit Blick auf die Partien am Samstag (15.30 Uhr im Liveticker) gegen Werder Bremen und eine Woche später bei Schalke 04 betonte Villis: "Es gibt kein Junktim: Verliert er die nächsten beiden Spiele, dann geht er."
Reis weiß: "Natürlich wird man als Trainer an Ergebnissen gemessen." Er wolle sich jetzt ganz auf das Bremen-Spiel konzentrieren, um "unsere ersten drei Punkte" zu holen, "was danach passiert, interessiert mich im Moment einen Feuchten." Doch es arbeitet in ihm. Die Berichte nehme er "sehr persönlich". Vor allem der Eindruck, dass er aus finanziellen Gründen wechseln wolle, ärgere ihn "maßlos". Denn: "Meine Person wird in ein Licht gerückt, das ich nicht verdient habe." Und dann fügte er - ausdrücklich im Konjunktiv - an: "Wenn es so gewesen wäre, wie lange wäre die Geschichte jetzt her?"