100 Millionen Euro wird der VfB Stuttgart durch den Einstieg von Porsche und dessen Tochterfirma MHP erhalten. Im Gegenzug tragen die Schwaben ihre Heimspiele künftig in der "MHPArena" aus.
Viel Geld für Transfers wird Sportdirektor Fabian Wohlgemuth trotzdem nicht zur Verfügung haben. Der Verein ist von den roten Zahlen während der Corona-Pandemie noch immer schwer gebeutelt. Mit dem Invest soll, getreu dem schwäbischen Leitsatz "schaffe, schaffe, Häusle baue", behutsam umgegangen werden. Die Nachhaltigkeit steht im Vordergrund, weshalb auch die Löcher in der Infrastruktur und der Digitalisierung gestopft werden sollen.
Etwas mehr Spielraum hat der Deal mit dem neuen Haupt- und Trikotsponsor "Winamax" freigeräumt. Der französische Online-Wettanbieter ist dem Vernehmen nach für 6,5 Millionen Euro pro Jahr bis vorerst 2026 beim VfB eingestiegen.
Doch reicht das Geld, um den Kader des VfB Stuttgart, der trotz großer Anerkennung in der allgemeinen Wahrnehmung zuletzt zweimal um den Abstieg spielte, zu verstärken? Oder herrscht gar kein Bedarf mehr? Und welche Spieler könnten den Verein noch verlassen?
SPOX gibt einen Einblick in die Gerüchteküche rund um den VfB.
VfB Stuttgart, Transfers und Gerüchte: Diese Spieler haben den Verein verlassen
- Abgänge: Florian Müller (SC Freiburg, 1 Million Euro), Alou Kuol (Central Coast Mariners, 0,2 Millionen Euro), Antonis Aidonis (Aris Saloniki, Innenverteidiger), Wahid Faghir (SV Elversberg, Leihe), Matej Maglica (Darmstadt 98, Leihe), Tanguy Coulibaly (vereinslos), Tiago Tomás (Leih-Ende, VfL Wolfsburg), Juan José Perea (Leihe, Hansa Rostock), Ömer Beyaz (Leihe, Hatayaspor)
Bis auf Coulibaly, mit dem keine Vertragsverlängerung erzielt werden konnte, waren alle bisherigen Abgänge beim VfB Stuttgart geplant. Auch eine Trennung von Tomás war nach Ende des Leihgeschäfts mit Sporting Lissabon abzusehen. Die vereinbarte Kaufoption in Höhe von 15 Millionen Euro war nicht zu realisieren.
Durch eine Klausel, die Ex-Sportchef Sven Mislintat in den Vertrag verankert hatte, verdienen die Schwaben aber an dem Verkauf an den VfL Wolfsburg (zehn Millionen Euro mit Boni) mit. Bis zu 1,5 Millionen Euro könnte der VfB bei Erreichen aller Boni einstreichen.
Dass Müller den Verein verlassen hat, dürfte niemanden überrascht haben. Der Keeper hatte in der Vorsaison seinen Stammposten an Fabian Bredlow verloren. Auf der Torhüter-Position wurde deshalb reagiert. Dazu später mehr.
Außerdem wurden in Perea und Beyaz zwei Spieler per Leihe abgegeben, die in dieser Saison kaum Chancen auf Einsatzzeiten bekommen hätten. Momo Cisse und Gil Dias haben dem Vernehmen nach ebenfalls keine Zukunft mehr im Verein. Luca Pfeiffer, Clinton Mola und der verletzte Thomas Kastanaras (per Leihe) gelten ebenfalls als Streichkandidaten. Der Kader ist mit 33 Spielern schließlich völlig überfüllt.
VfB Stuttgart, Transfers und Gerüchte: Diese Spieler wurden verpflichtet
- Zugänge: Serhou Guirassy (Stade Rennes, 9 Millionen Euro), Woo-yeong Jeong (SC Freiburg, 2,8 Millionen Euro), Jovan Milosevic (Vojvodina, 1,2 Millionen Euro), Maximilian Mittelstädt (Hertha BSC, 0,5 Millionen Euro), Matej Maglica (0,45 Millionen Euro), Jamie Leweling (Union Berlin, Leihe mit Kaufoption), Deniz Undav (Brighton & Hove Albion, Leihe mit Kaufoption), Alexander Nübel (Leihe, FC Bayern München)
Die wohl wichtigste Personalie wurde bereits vor den Relegationsspielen gegen den Hamburger SV geklärt. Torjäger Guirassy, die Stuttgarter Lebensversicherung im Kampf um den Klassenerhalt, wurde für eine ordentliche Stange Geld fest verpflichtet.
In Undav wurde eine weitere Alternative für den Sturm geholt, der ein anderer Spielertyp ist. Der 27-Jährige kann auch als Hängende Spitze hinter Guirassy agieren, holt sich die Bälle auch mal aus dem Mittelfeld.
Dazu wurde der Kader für kleinere Summen sinnvoll verstärkt. In Mittelstädt hat Sebastian Hoeneß endlich einen defensivorientierten Linksverteidiger bekommen und besitzt somit eine Alternative zu dem deutlich offensiveren Borna Sosa (falls dieser bleibt). Mit Jeong hat die Offensive an Vielseitigkeit gewonnen. Neben seiner Variabilität hat der erst 23-Jährige obendrein noch viel Entwicklungspotenzial. Seine Qualitäten hatte er in Freiburg nur gelegentlich aufblitzen lassen.
Außerdem gelang dem VfB mit Milosevic ein kleiner Transfer-Coup. Der 17-Jährige gehört zu den größten Nachwuchsstürmern des 2005er-Jahrgangs. Bekanntheit erlangte der 1,92 Meter große Serbe durch den Halbfinal-Einzug bei der U17-WM, mit fünf Treffern wurde er Torschützenkönig des Turniers. Interessant: Milosevic sagte sogar einigen Top-Klubs (Atlético Madrid, Red Bull Salzburg, Benfica Lissabon, Roter Stern Belgrad) ab.
Coulibaly wird zudem durch Leihgabe Leweling ersetzt, der sich in seiner ersten Saison bei Union Berlin nicht durchsetzen konnte. Ruft er sein Potenzial ab, welches der Flügelspieler schon in seiner ersten Bundesliga-Saison für Greuther Fürth gezeigt hatte, könnte er für fünf Millionen Euro gehalten werden.
Darüber hinaus wurde die Lücke auf der Torhüter-Position geschlossen. Nübel wird sich mit Bredlow um den Stammplatz streiten, die Bayern-Leihgabe hat aktuell die Nase vorn. Womöglich wird die Debatte aus der Vorsaison durch ihn beendet.
VfB Stuttgart, Transfers und Gerüchte: Mögliche Abgänge
VfB Stuttgart, Transfers und Gerüchte: Gehen drei Star-Verteidiger?
Neben den schon genannten Streichkandidaten drohen noch drei schmerzhafte Abgänge aus der Abwehr: Borna Sosa, Konstantinos Mavropanos und Hiroki Ito - um die beiden Erstgenannten ranken sich mal wieder hartnäckige Gerüchte, mit Letzterem winkt ein sattes Transferplus.
Bei Sosa ist zwar noch nicht wirklich etwas konkret, er selbst ließ seine Zukunft aber zuletzt offen. "Wenn etwas Gutes kommt für den Verein und mich, werden wir sprechen", sagte er. Angeblich soll aus der Serie A unter anderem die AS Roma Interesse zeigen, aus England Nottingham Forest.
Der kroatische Nationalspieler sagte passend dazu, dass ihn Italien und auch Spanien reizen würden. England wäre aber "perfekt" für ihn. Dahingehend ist die Gerüchteküche noch kühl. Womöglich erstickt eine Reise von Sosa zu einem anderen Klub aber auch ein weiteres Mal im Keim.
Zumal der VfB durch den Porsche-Deal nicht mehr unbedingt auf einen Verkauf von seinen Leistungsträgern angewiesen ist. Das gilt auch für Mavropanos, bei dem die Konkurrenz allerdings deutlich größer ist.
An dem Griechen sollen gleich mehrere hochkarätige Klubs interessiert sein. Besonders in Italien steht der 25-Jährige hoch im Kurs.
Angeblich hätten Inter Mailand, Juventus Turin, die SSC Neapel und der FC Turin ihre Fühler nach ihm ausgestreckt. Sie alle suchen nach einem neuen Innenverteidiger. Außerdem soll Atlético Madrid wie schon im Winter an Mavropanos dran sein.
Und Ito? Da hat ausgerechnet Ex-Sportdirektor Sven Mislintat seine Finger im Spiel. Der neue Kaderplaner von Ajax Amsterdam soll großes Interesse an dem Mann haben, den er einst für lediglich 400.000 Euro verpflichtet hatte. Im Raum steht eine Ablösesumme von 16 Millionen Euro - das würde einer Preissteigerung von unfassbaren 4.000 Prozent entsprechen.
VfB Stuttgart, Transfers und Gerüchte: Geht der einzige DFB-Kicker?
In Josha Vagnoman droht der VfB Stuttgart einen weiteren Verteidiger in diesem Sommer zu verlieren. Der U21-EM-Teilnehmer und A-Nationalspieler (ein Einsatz bislang) ist laut den Stuttgarter Nachrichten in den Fokus von Borussia Dortmund gerückt.
Demnach würde der 22-Jährige ins Anforderungsprofil passen, da der BVB dem Vernehmen nach eine Verstärkung auf der Rechtsverteidiger-Position sucht. Dabei hängt jedoch auch vieles von einem Abgang von Thomas Meunier, der von der Gehaltsliste soll, ab.
Konkrete Gespräche zwischen der Borussia, Vagnoman und dem VfB sollen allerdings noch nicht stattgefunden haben. Problematisch dürfte auch sein, dass Vagnoman für einige Wochen wegen einer Ermüdungsreaktion im Mittelfuß fehlt.
VfB Stuttgart, Transfers und Gerüchte: Horrorszenario im Sturm?
Im Sturm könnte dem VfB Stuttgart tatsächlich ein Horrorszenario drohen. Denn Guirassy könnte den Verein tatsächlich schon wieder verlassen. Der Stürmer ließ sich in seinen kürzlich unterschriebenen Vertrag nämlich eine Ausstiegsklausel schreiben - und diese kann noch bis zum 20. August gezogen werden.
Interesse soll Nottingham Forest zeigen. Laut kicker würde der Premier-League-Klub ernsthaft darüber nachdenken, die Klausel zu ziehen.
VfB-Coach Hoeneß glaubte zuletzt zwar nicht an einen Abschied von Guirassy, der nach dem Abgang von Sasa Kalajdzic endlich das Stürmer-Problem bei den Schwaben gelöst hatte, ist aber nach eigener Aussage auf alles vorbereitet. "Unabhängig davon hofft man als Trainer natürlich, die besten Spieler halten zu können", erklärte er im kicker.
Immerhin kann der VfB wohl mit einer Summe zwischen 15 und 20 Millionen Euro rechnen, wenn Guirassy den Abflug macht. Geld, welches dann unbedingt in einen neuen Stürmer fließen müsste. Einen Kandidaten soll es bereits geben (siehe unten).
Denn mit Undav allein wären die Fähigkeiten von Guirassy nicht abgedeckt. Die Leihgabe vom englischen Klub Brighton verfügt nicht über dieselbe Präsenz im Strafraum und ist mit 1,78 Meter deutlich kleiner als der 1,87 Meter große Nationalspieler von Guinea. Gemeinsam würden sie sich hingegen ergänzen.
VfB Stuttgart, Transfers und Gerüchte: Mögliche Zugänge
VfB Stuttgart, Transfers und Gerüchte: Wer könnte Guirassy ersetzen?
Derzeit geistert nur ein Name um den Neckar, wenn es um die mögliche Nachfolge von Guirassy geht: Vangelis Pavlidis.
Der in Deutschland nicht ganz so bekannte Stürmer hatte sich zuletzt in den Niederlanden bei AZ Alkmaar und in der Nationalmannschaft Griechenlands einen Namen gemacht. Eine deutsche Vergangenheit hat er dennoch vorzuweisen.
Pavlidis spielte in der Jugend für den VfL Bochum und später im Nachwuchs von Borussia Dortmund. Der 24-Jährige, der in der vergangenen Saison in wettbewerbsübergreifend 40 Pflichtspielen auf 22 Treffer und 14 Assists kam, soll rund zehn Millionen Euro kosten.
Darüber hinaus ist möglich, dass U17-Tormaschine Milosevic schon deutlich früher als erwartet auf einige Minuten in der Bundesliga kommt.
VfB Stuttgart, Transfers und Gerüchte: Wirbel um tschechisches Talent
Für den Flügel soll Matej Jurasek ein Thema in Stuttgart sein. Das behauptet zumindest der Vorsitzende der Geschäftsführung von Slavia Prag. Jaroslav Tvrdik sagte auf einer Pressekonferenz: "Wir haben drei Angebote für Matej Jurasek. Der Klub, der am aktivsten ist, ist vermutlich Stuttgart, sie wollen den Spieler wirklich sehr und haben ein Angebot von acht Millionen Euro abgegeben. Da ist dann für mich schon eine Grenze erreicht, an der ich mich frage, ob ich das überhaupt ablehnen kann."
Wenig später dementierte Wohlgemuth eine Offerte allerdings. "Ein solches Angebot hat es von unserer Seite weder mündlich noch schriftlich gegeben. Da versucht jemand, schlau zu sein und mit uns an der Preisschraube zu drehen."
Ein Interesse an Jurasek, der noch einen Vertrag bis 2027 besitzt und in der Vorsaison neun Tore und sieben Assists erzielte, verneinte der VfB-Sportdirektor jedoch nicht aktiv.
VfB Stuttgart, Transfers und Gerüchte: Wiedersehen mit Hoeneß?
Ein Kandidat für das zentrale Mittelfeld soll laut der Bild-Zeitung Angelo Stiller von der TSG Hoffenheim sein. Der ehemalige Spieler von Bayern München hatte unter Hoeneß im Kraichgau und bei den FCB-Amateuren einst eine große Rolle gespielt.
In der vergangenen Saison war das nicht der Fall. Bei seinem 20 Einsätzen in der Bundesliga kam der 22-Jährige meist von der Bank.
Eine dritte Zusammenarbeit mit Hoeneß könnte für Stiller also der richtige Schritt sein, so richtig heiß soll das Interesse derzeit aber noch nicht sein.
VfB Stuttgart, Transfers und Gerüchte: Talent oder Bayern-Profi? Zwiespalt im Mittelfeld
Auch im offensiven Mittelfeld könnte sich noch etwas tun. Laut der Bild-Zeitung hat der VfB Interesse an einem weiteren Münchner. Demnach denken die Schwaben über eine Verpflichtung von Malik Tillman nach.
Der 21-Jährige, der in der vergangenen Saison an die Glasgow Rangers ausgeliehen war, wird kaum über die Rolle des Ergänzungsspielers beim deutschen Rekordmeisters hinauskommen. Ein Zustand, den sich Stuttgart zunutze machen könnte.
Deshalb soll am Neckar über eine Leihe von Tillmann nachgedacht werden. Ein Modell, dass auch die Bayern bevorzugen. Gleichzeitig könnte er seinen noch bis 2024 datierten Vertrag an der Säbener Straße vorzeitig verlängern. Konkurrenz gibt es angeblich von Eintracht Frankfurt.
Eine Tillman-Leihe würde aber einem anderen Talent im VfB-Kader die Chance auf die lange erhoffte Spielzeit verbauen. Lilian Egloff will nach mehreren Verletzungen endlich durchstarten - und das muss er wohl auch.
Der 20-Jährige steht vor einer entscheidenden Saison. Nach seinem Mittelfußbruch in der Spielzeit 2020/21 hinkte er zuletzt hinterher und schaffte es nur selten in den Profi-Kader. Auch eine Leihe oder ein Verkauf mit Rückkaufoption scheint denkbar, in der Vorbereitung konnte sich Egloff jedoch nicht wirklich beweisen. Zudem soll er ein Angebot der Verlängerung mit leistungsbezogenen Klauseln zunächst ausgeschlagen haben. Auch eine Leihe scheint eine Option zu sein.
VfB Stuttgart im Kadercheck: Fazit
Abschließend lässt sich sagen, dass der VfB in der noch jungen Transferperiode schon vieles richtig gemacht hat. Es wurde sich sinnvoll verstärkt und für die Baustellen (Tor und Offensive) sind Spieler verpflichtet worden, die den Kader auf ein höheres Level hieven können. Nur in der Verteidigung könnte es eng werden, wenn sich die Gerüchte - vor allem um Mavropanos und Ito - bewahrheiten sollten. Gleichzeitig wäre dann aber auch genügend Geld da, um zu reagieren.
Doch zunächst muss weiterhin kräftig ausgemistet werden. Selbst bei den Abgängen von Cisse, Dias, Mola und Pfeiffer wäre der Kader mit 29 Spielern noch deutlich zu voll. Allerdings drohen diese auch zu Ladenhütern zu werden, während andere Spieler wie Guirassy eigentlich nicht abgegeben werden sollen.
Ruhe kehrt am Neckar also frühestens am 1. September ein, wenn das Transferfenster schließt. Doch dann muss der Kader - nach zwei verkorksten Jahren weit unter den eigenen Möglichkeiten - auch endlich das abrufen, was in ihm steckt. Ansonsten wartet die nächste Chaos-Saison.