BVB steckt in der Klemme! Von diesen Spielern muss sich Dortmund im Sommer trennen

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Plötzlich ist Verkaufskandidat Thomas Meunier bei Borussia Dortmund wieder zum Stammspieler mutiert. Dies ist Beleg für ein großes Dilemma in der Kaderplanung. Der BVB steckt auf der Position des Rechtsverteidigers nun in der Klemme. Sportdirektor Sebastian Kehl muss spätestens im Sommer unumgängliche Entscheidungen treffen.

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Die Baustelle mit Engpass hat Borussia Dortmund gerade noch rechtzeitig vor dem Jahresauftakt geschlossen bekommen. Die Leihe von Ian Maatsen hat dem BVB die größten Sorgen auf der Position des Linksverteidigers nach der Abwesenheit von Ramy Bensebaini genommen. Erst recht dann, wenn der Niederländer in Zukunft ähnlich anschauliche Leistungen zeigt wie bei seinem Bundesligadebüt in Darmstadt.

Auf der gegenüberliegenden Seite hat sich an der Baustelle ohne Engpass jedoch nichts getan und wird es aller Voraussicht nach auch nicht mehr. Der langwierige Ausfall Julian Ryersons, dem besten Dortmunder Außenverteidiger, wiegt schwer - eben gerade deshalb, weil der Norweger auch hinten links hätte verteidigen können.

Diese Option ist seit dem Nikolaustag futsch und dadurch zeigt sich besonders im neuen Jahr das große Dilemma der Dortmunder Kaderplanung hinten rechts. Dort stand nun Thomas Meunier zum vierten Mal in Folge in der Startelf eines Bundesligaspiels.

Das ist allein deshalb beachtlich, da der Belgier den Verein unbedingt verlassen sollte. Auf 8,5 Millionen Euro wird sein Jahressalär geschätzt. Entsprechende Leistungen, die dieses abstrus hohe Gehalt rechtfertigen würden, hat Meunier nie gebracht.

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BVB: Thomas Meunier hätte Borussia Dortmund um ein Haar bereits verlassen

Vor allem nicht konstant. Das lag auch an seiner Verletzungsanfälligkeit, die just zu einem Zeitpunkt zunahm, als er mehr und mehr zum Verkaufskandidaten wurde. Meunier verpasste im Großen und Ganzen ein gesamtes Jahr mit diversen Muskelverletzungen. Als er notgedrungen am 14. Spieltag gegen RB Leipzig erstmals in die Anfangsformation rutschte, hatte er über 14 Monate kein Bundesligaspiel von Beginn an bestritten.

Um ein Haar wäre Meunier aber gar keine Option mehr für die Borussia gewesen. "Es war eigentlich abgeschlossen, aber es war am Ende ein Stühlerücken. Ein Spieler musste noch gehen, damit ich kommen konnte", sagte er im Dezember zur belgischen Zeitung Het Laatste Nieuws. Der anvisierte Wechsel im Sommer zum FC Brügge scheiterte.

Nun ist es nicht so, dass Dortmund ohne Meunier und nach Ryersons Ausfall keine weiteren Möglichkeiten mehr gehabt hätte, um rechts hinten einen Spieler zu positionieren. Allen voran Marius Wolf ist dort die erste Alternative, auch Niklas Süle und Emre Can haben schon ausgeholfen. Und mit dem ewig verletzten Mateu Morey steht seit ein paar Wochen auch wieder ein Kandidat zumindest theoretisch zur Verfügung.

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BVB muss spätestens im Sommer korrigierend eingreifen

Diese Auswahl jedoch zeigt, wie bieder die Borussia in Sachen Rechtsverteidiger aufgestellt ist: Meunier soll schon lange gehen, muss nach langer Verletzungspause aber plötzlich wieder regelmäßig spielen. Wolf hat in der laufenden Saison bislang enttäuscht und nicht den nötigen nächsten Schritt gemacht, den es benötigt, um dem BVB auf Dauer wirklich weiterzuhelfen. Süle darf nicht einmal mehr als Innenverteidiger ran und bekam von Sportdirektor Sebastian Kehl einen öffentlichen Rüffel.

Ohne Ryerson, der seine Sache stets mit viel Willen und Kampfkraft gut erledigte, wird es arg dünn auf der Rechtsverteidigerposition. Diese Attribute kann man Spielern wie Meunier oder Wolf genauso wenig vorwerfen wie mangelnde Identifikation mit dem Klub. Doch beide stoßen beim BVB gleichermaßen an ihre persönlichen Grenzen. Man muss nicht erst in diesen Wochen konstatieren, dass ihre individuelle Qualität am Ende nicht ausreicht, um die Westfalen dauerhaft weiterzubringen.

Hier muss Kehl zwingend spätestens im Sommer korrigierend eingreifen und einen echten Herausforderer für Ryerson an Land ziehen. Sich dazu sowohl von Meunier, als auch von Wolf zu trennen, deren beide Verträge auslaufen, ist unumgänglich. Nach vier (Meunier) beziehungsweise sechs Jahren (Wolf) im Verein muss dieser Schritt nun erfolgen, um einerseits auf die allenfalls durchschnittlichen Leistungen der beiden Spieler zu reagieren und auch die Mannschaft an dieser neuralgischen Stelle deutlich zu verstärken.

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BVB: Marius Wolf muss in Bälde eine echte Alternative werden

Jetzt während der Winter-Transferperiode dürfte gerade in Sachen Meunier wohl nichts mehr passieren. Dies ist ein weiterer Beleg dafür, wie sehr der BVB dort mittlerweile in der Klemme steckt. Nachdem Wolf zuletzt mit einem Infekt mehrere Trainingstage verpasste, ist der 32-Jährige angesichts der erwähnten Unzulänglichkeiten der anderen Kandidaten tatsächlich zur einzig denkbaren Option geworden.

"Plan A ist es, in Dortmund zu spielen. Plan B ist, woanders eine Lösung zu finden. Da ich nur noch sechs Monate Vertrag habe, ist dem Verein klar, dass es schwierig sein wird, durch meinen Verkauf Geld zu verdienen", sagte Meunier zuletzt dem belgischen Rundfunksender RTBF.

In dieser unguten Gemengelage wäre es wünschenswert, wenn zumindest Wolf in Bälde wieder eine echte Alternative würde. Zwar kann die Borussia den im Sommer nicht für den Champions-League-Kader gemeldeten Meunier nachmelden, so dass er beim Achtelfinale gegen die PSV Eindhoven, das am 20. Februar mit dem Hinspiel in der Niederlande beginnt, zur Verfügung stehen kann. Ob Ryerson bis dahin wieder spielfit sein wird, ist ohnehin ungewiss.

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BVB: Thomas Meunier gegen Darmstadt mit meisten Dortmunder Balleroberungen

"Ich bin ein wenig gezwungen, auf eine Entscheidung des Vereins zu warten. Es wird auch für sie nicht unbedingt einfach sein, eine Entscheidung zu treffen, da Ryerson zwei Monate ausfällt und Ramy Bensebaini zum Afrika-Cup fahren wird. Wenn der Verein mich bittet, zu bleiben, ist es dann nur, um eine vorübergehende Abwesenheit zu überbrücken, oder weil er an mich glaubt?", fragte Meunier.

Zwar kam Meunier gegen Darmstadt zusammen mit Nico Schlotterbeck auf die meisten Balleroberungen beim BVB und erhielt schon zuvor ein Lob von Trainer Edin Terzic, der seine Leistungen im Training als "herausragend" einstufte und "die physischen Qualitäten" des Belgiers herausstellte. Doch die Antwort auf Meuniers gestellte Frage dürfte aus Sicht des Vereins vielmehr lauten: Wir müssen deshalb an dich glauben, damit du uns eine vorübergehende Abwesenheit überbrücken kannst.

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BVB: Die restlichen Bundesligaspiele von Borussia Dortmund im Januar 2024

DatumWettbewerbGegner
20. Januar, 15.30 UhrBundesliga1. FC Köln (A)
28. Januar, 17.30 UhrBundesligaVfL Bochum (H)