Der Trainer ist erst mal aus der Schusslinie, die Saison noch nicht verloren. "Die Champions League muss jetzt der Wettbewerb für uns sein", forderte Thomas Müller nach dem letztlich souveränen Einzug des FC Bayern ins Viertelfinale der Königsklasse. Doch auch beim scheinbar aussichtslosen Kampf um die Meisterschaft wollen die Münchner noch nicht das Handtuch werfen - betonte, bei aller Skepsis, ebenfalls der ewige Thomas Müller.
Champions League hin oder her, "wir wollen trotzdem in der Liga dranbleiben und dem Fußballgott auch schon noch die Chance geben, die Klischees beizubehalten", sagte er. Das Klischee besagt: Leverkusen wird immer höchstens Zweiter. "Es sieht nicht nach Vizekusen aus", räumte Müller ein, aber: "Ein paar Punkte sind noch zu vergeben. Schau'n mer mal." Bei 30 noch zu holenden Zählern müsste Leverkusen allerdings zehn auf den FC Bayern verlieren.
Und es ist sind diese zehn Punkte Rückstand, die Thomas Tuchel noch einmal in Erinnerung rief. "Leverkusen spürt jetzt nicht mehr unmittelbar unseren Atem", sagte der Trainer vor dem Spiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen seinen Ex-Klub FSV Mainz 05. Nein, die Meisterschaft sei "nicht abgeschenkt", aber "es gibt etwas zwischen abgeschenkt und Kampfansage, das heißt Realität". Wenn er versprechen würde, "wir werden Meister", hieße es wohl, "ich bin schizophren oder realitätsfremd".
Unbestritten sei, betonte Tuchel allerdings, dass der Einzug ins Viertelfinale der Champions League einen Schub gegeben habe. "Natürlich helfen uns solche Erlebnisse und Ergebnisse immer, es sollte uns Mut und Vertrauen geben." Und doch sei es wenig sinnvoll, "Ziele zu formulieren" mit Blick auf die Meisterschaft: "Wir müssen gewinnen, gewinnen, gewinnen", es gehe gegen Mainz außerdem darum, "eine neue Stabilität zu finden".
Tuchel wäre wohl gut beraten, weiter auf Müller zu setzen. Wie wertvoll der Routinier ist oder sein kann, zeigte sich nicht zuletzt im bislang wichtigsten Spiel des Jahres: Beim 3:0 im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen ein freilich schwaches Lazio Rom war er an allen drei Treffern beteiligt, einen erzielte er selbst. In diesem "Tod oder Gladiolen"-Spiel, wie es sein großer Förderer Louis van Gaal genannt hätte, verkörperte Müller wie kein Zweiter den unbedingten Siegeswillen.
Wie schon Niko Kovac oder Julian Nagelsmann hat auch Tuchel das einst von van Gaal geprägte Motto "Müller spielt immer" häufig außer Kraft gesetzt. Gemessen an der Statistik vielleicht nicht zu unrecht: Müller kommt in dieser Saison in der Bundesliga bei 22 Einsätzen gerade mal auf einen Treffer und sieben Vorlagen. Aber, immerhin: In den elf Spielen mit Müller in der Startelf holte der FC Bayern im Schnitt etwas mehr Punkte (2,36) als in den 13 ohne ihn (2,15).
Gegen Mainz muss Tuchel seine Anfangsformation zumindest auf einer Position ändern: Der bislang überzeugend spielende Youngster Aleksandar Pavlovic ist gesperrt. Für ihn wird wohl Konrad Laimer neben Leon Goretzka spielen. Joshua Kimmich, deutete Tuchel an, bleibt Rechtsverteidiger. "Ich bin mir nicht sicher, ob es Sinn macht, die Viererkette erneut umzubauen", sagte er, deshalb: "Die Tendenz ist eher, dass Konny im Mittelfeld spielt."
FC Bayern München: Pressekonferenz mit Thomas Tuchel vor Bochum im Liveticker zum Nachlesen
Das war's, die Pressekonferenz mit Thomas Tuchel ist vorbei.
Tuchel über ...
... die Abwehrkette mit Goretzka: "Er macht das sehr gut. Wenn Leon aus der letzten Reihe unser Spiel aufbaut, spielt er sehr klar und hat ein gutes, hartes Passspiel. Er traut sich, durch die Lücken zu spielen und kann unser Spiel eröffnen. Er macht das sehr diszipliniert und auf hohem Niveau. Das war die letzten zwei Spiele das Mittel im Spielaufbau. Das hat explizit auf die Gegner gepasst. Mainz erwarten wir in der Fünferkette. Wir haben es noch nicht entschieden. Das hängt auch davon ab, wie der Gegner formiert ist, mit einem oder zwei Spitzen. Wir haben uns in der Dreierkette bessere Winkel versprochen. Er hat ein gutes Spiel gemacht. Solche Dinge müssen ihm Repertoire sein, um einen kleinen Vorteil zu haben."
... Guerreiro und Davies: "Für Rapha spricht, dass er die letzten Spiele durchgespielt hat und ein wichtiger Teil war in zwei wichtigen Heimsiegen. Beide haben die Qualität, für uns zu starten. Rapha ist einen Tick flexibler, weil er auch im Mittelfeld spielen kann und vielleicht auch auf der acht/zehn. Phonzie ist bereit, hatte zwei Kurzeinsätze. So muss es auch sein, dass nicht jeder aus einer Verletzung heraus sofort wieder direkt startet und die einzige Alternative ist. Das hilft uns, auch wenn es harte Entscheidungen gibt und Spieler um ihren Platz in der Mannschaft kämpfen müssen. Wir müssen abwarten, wie Raphas Daten aus den letzten Spielen sind, ob ein Wechsel Sinn machen könnte. Beide sind Stand jetzt bereit zu starten."
... die bessere Stimmung nach dem Lazio-Spiel: "Alles andere wäre auch verwunderlich. Wir haben eine Nachbesprechung gemacht und verdeutlicht, dass wir eine sehr gute Teamleistung gebracht waren, diszipliniert und in der Ordnung. Das haben sie gut gemacht. Die Stimmung war gut. Das war das Minimalziel, das Viertelfinale der Champions League. Das war auch der Anspruch jedes einzelnen Spielers und der Trainer. Das gibt eine Bestärkung und nimmt Druck von den Schultern. Jetzt hoffen wir, dass wir heute ein gutes Abschlusstraining hinbekommen und morgen ähnlich spielen."
... die Sechserposition und Kimmich: "Ich bin mir nicht sicher, ob es Sinn macht, die Viererkette erneut umzubauen, oder ob wir die Kombination so lassen. Sasha ist wieder im Training, aber noch nicht voll einsatzbereit. Noussair macht leider nicht die erhofften Fortschritte, er kann nicht im Kader sein. Auch wenn Konny da schon gespielt hat: Wir können ihm Mittelfeld einsetzen, das ist die Tendenz, aber die letzte Enscheidung habe ich noch nicht getroffen. Joshua war gegen Lazio gut, ich hoffe, dass er da anknüpfen kann. Das ist auch ein bisschen bezeichnend für seine Saison leider. Ich bin nach wie vor von seinen herausragenden Fähigkeiten überzeugt, er zeigt sie auch im Training auf hohem Niveau. Ich habe die Hoffnung gehabt, dass es ihm hilft, über die Seite etwas freier zu spielen. Gegen Leipzig und Lazio war es sehr gut. Als Rechtsverteidiger hast du im Ballbesitz etwas mehr Freiheiten. In Freiburg war es für ihn ähnlich kompliziert wie für die ganze Mennschaft."
... Pavlovic: "Ich freue mich für ihn, vom ersten Training an hatte er ein Strahlen auf dem Gesicht. Er hat immer gezeigt, was für ein feiner Kerl und toller Teamkollege er ist, wie dankbar er für die Chance ist. Man merkt die kindliche Freude, auf dem Platz zu stehen. Es hilft, dass sein Selbstvertrauen durch sein Spiel kommt. Er hat immer so trainiert, wie er spielt. Wir haben gesehen, was er kann. Bis heute ist er ein toller Teamkollege für alle anderen. Er gibt jeden Tag Energie, man hat ihn gerne um sich. Er spielt mit dem gleichen Selbstbewusstsein, mit der gleichen Qualität, unabhängig vom Rahmen. Er hat sich das im Moment verdient, da gebührt ihm das größte Kompliment."
... Zaragoza: "Bryan fehlt in erster Linie einfach die Sprache. Es ist schwer in Englisch und in Deutsch, das ist ein elementarer Bestandteil. Wir haben den Transfer vorgezogen, um etwas Zeit zu gewinnen und weil wir nicht wussten, wie lange die Ausfallzeiten dann auch sind von Kingsley und Serge, sind also auf Nummer sicher gegangen. Es war mir schon klar, dass der Schritt für ihn sehr groß ist. Das spüren wir jetzt auch. Wir sehen seine Qualität, aber merken, dass die Integration nicht abgeschlossen ist von der sprachlichen Seite. Deshalb bekommt er auch noch Zeit von uns. Alles im Soll."
... Sané und Coman: "Kingsley erwarten wir nach der Länderspielpause zurück, wenn alles gut läuft. Das sind Schlüsselspieler, die uns gefehlt haben. Wir sind froh, wenn sie zurück kommen. Bei Leroy gehe ich davon aus, dass er einsatzfähig ist. Dass er immer wieder mit Schmerzen spielt, sieht man seinem Spiel an. Dass die Art der Beschwerden ein bisschen dazugehört, müssen wir leider akzeptieren. Wir haben im Moment keine Möglichkeit, komplett zu warten, bis er bei jeder Bewegung schmerzfrei ist. Das werden wir so nicht hinbekommen. Er kann durch Schmerz durchspielen, das zeichnet ihn aus. Ich gehe davon aus, dass er nochmal starten kann.
... Serge Gnabry: "Ich glaube, ich habe ihn nur eine Woche erlebt, zuvor war er im Individualtraining. Das war eine extrem lange Pause, davor auch schon. Serge war am Ende der letzten Saison extrem wichtig für uns, hat wahnsinnig wichtige Tore geschossen, auch am Anfang dieser Saison hat er eine sehr wichtige Rolle gespielt. Jetzt müssen wir schauen, es macht nicht viel Sinn, ihn unter Druck zu setzen. Manchmal kommt man sehr schnell wieder in Form und hast danach eine kleine Delle in der Form, manchmal dauert es eine Weile. Das wissen wir alle nicht. Wir haben ihn ganz schnell spielen lassen, auch als Belohnung und Anreiz, dass sich die Plagerei gelohnt hat. Ich hoffe, wir können ihm weiter Minuten geben und er kann noch einmal entscheidend werden."
... die Meisterschaft als Ziel: "Abgeschenkt nicht. Aber es gibt ja etwas zwischen "abgeschenkt" und Kampfansage, und das heißt Realität. Das liegt an ihnen, wie sie darüber berichten. Wenn ich versprechen würde, dass wir Meister werden, würden sie sagen, ich bin schizophren oder realitätsfremd, zurecht. Wenn ich ihnen jetzt sage, dass der Rückstand sehr groß ist, ist das eine realistische Bestandsaufnahme. Wir wollen stabil werden, leider schon zu lange. Das beginnt mit dem nächsten Schritt. Es macht für uns überhaupt keinen Sinn mehr, Ziele zu formulieren in dieser Meisterschaft. Wir müssen gewinnen, gewinnen, gewinnen. Wir haben es auf keinen Fall mehr in der eigenen Hand. Die Punkte, die wir nach dem direkten Duell abgegeben haben, haben die Situation sehr schwer gemacht. Leverkusen spürt nicht unseren unmittelbaren Atem, daran sind wir selbst schuld. Das müssen wir akzeptieren. Das entlässt uns nicht aus der Pflicht, morgen Gas und 100 Prozent zu geben."
... die Hoffnung, das Level aus dem Lazio-Spiel zu halten: "Die Hoffnung ist immer groß, natürlich helfen solche Ergebnisse. Die Art und Weise sollte uns Mut und Vertrauen geben. Wir wollen keine Unterschiede machen in der Wichtigkeit der Spiele, im Trikot der Bayern gilt das Leistungsprinzip. Wir werden morgen von uns das Maximum erwarten. Hoffentlich hat uns das Spiel die Extraportion Sicherheit und Vertrauen gegeben.
... das Training mit dem gebrochenen Zeh: "Ich bin mobiler, als ich erwartet habe. Mittlerweile kann ich einigermaßen beschwerdefrei gehen in diesem riesigen Schuh. Ich bin nachher mit auf dem Platz, für eine, eineinhalb Stunden sollte das eigentlich kein Problem sein. Pässe werde ich keine spielen, aber das sollte keinen Qualitätsabbruch geben."
... sein Auftreten an der Seitenlinie: "Wenn ich nahe am Spielfeldrand sein will, kann es sein, dass ich eine Kiste brauche. Aber es geht Tag für Tag besser. Vielleicht geht es für die Spieldauer auch mit einem stabilen Coach. Ich habe aber auch schon im Sitzen gecoacht, das ist kein Problem und ging auch gegen Lazio. Wir finden eine Lösung."
Thomas Tuchel kommt herein und zeigt als erstes seinen eingegipsten Fuß. "Der große Zeh ist gebrochen", verrät er. Jetzt können die Fragen starten.
FC Bayern München: Pressekonferenz mit Thomas Tuchel vor Bochum heute im Liveticker
Es geht los!
Vor Beginn: Am Samstag ist der FSV Mainz 05 in der Allianz-Arena zu Gast. Anpfiff ist um 15.30 Uhr.
Vor Beginn: Der Trainer des FCB äußert sich am Freitag um 12.30 Uhr zu den wichtigsten Themen nach dem Unentschieden des Rekordmeisters in Freiburg und dem Sieg gegen Lazio.
Vor Beginn: Hallo und herzlich willkommen zum Liveticker der Pressekonferenz des FC Bayern München mit Trainer Thomas Tuchel.
FC Bayern München vs. FSV Mainz 05: Die Infos zum Spiel
- Event: FC Bayern München vs. FSV Mainz 05
- Wettbewerb: Bundesliga, 25. Spieltag
- Datum: 09. März 2024
- Uhrzeit: 15.30 Uhr
- Ort: Allianz Arena (München, Deutschland)
- TV-Übertragung: Sky
- Livestream-Übertragung: SkyGo / WOW
FC Bayern München: Bundesliga beim VfL Bochum - mögliche Aufstellungen
- FCB: Neuer - Laimer, de Ligt, Dier. Guerreiro - Kimmich, Goretzka - T. Müller, Musiala, L. Sané - Kane
- Mainz: Zentner - Widmer, van den Berg, Guilavogui, Caci, Mwene - Krauss, Amiri - Gruda, Lee, Burkardt
FC Bayern München: Die nächsten Spiele des FCB
Datum | Wettbewerb | Gegner |
9. März, 15:30 Uhr | Bundesliga | FSV Mainz 05 (H) |
16. März, 15.30 Uhr | Bundesliga | SV Darmstadt 98 (A) |
30. März, 18.30 Uhr | Bundesliga | Borussia Dortmund (H) |
6. April, 15:30 Uhr | Bundesliga | 1. FC Heidenheim (A) |