Torsten Lieberknecht schüttelte nach dem Schlusspfiff den Kopf und hockte enttäuscht auf seiner Bank, die Spieler von Darmstadt 98 lagen regungslos auf dem Boden: Für die Lilien ist der Abstieg aus der Fußball-Bundesliga nach einem 0:1 (0:1) gegen den SC Freiburg wohl nur noch eine Frage der Zeit. Bereits kommende Woche kann der bittere Gang in die zweite Liga auch rechnerisch perfekt sein.
Weil Ritsu Doan (37.) entscheidend traf, wartet Darmstadt nun schon seit 190 Tagen auf einen Ligasieg. Auch gegen Freiburg zeigten die Hessen viel zu wenig, um doch noch Hoffnung zu schöpfen, nach Spielende herrschte eine gespenstische Stille im Stadion. Am kommenden Spieltag würde der Abstieg bei eigenem Patzer feststehen, sollten die auf dem Relegationsplatz liegenden Mainzer punkten.
Immerhin: Als die erste Enttäuschung verflogen war, klatschen die Spieler mit den Fans in der Kurve ab. "Die Leute hier haben ein hervorragendes Fingerspitzengefühl. Entscheidend ist, dass wir uns nicht auseinander treiben lassen", sagte Torhüter Marcel Schuhen bei DAZN. Freiburgs Michael Gregoritsch lobte die Hessen: "Wir wussten: Heute muss alles an Arbeit verrichtet werden."
Lieberknecht wurde durch die Niederlage zum alleinigen Rekordhalter, als erster Bundesliga-Trainer konnte er in 22 Spielen nacheinander nicht dreifach punkten. Freiburg hofft derweil auf ein Happy End der Ära Christian Streich. Mit dem dritten Auswärtssieg in Serie stellten die Breisgauer den Vereinsrekord ein und schlossen im Rennen um Europa punktemäßig zum siebtplatzierten FC Augsburg auf.
Lieberknecht hatte seit der Niederlage im Kellerduell gegen Mainz in der Vorwoche keine große Hoffnung mehr auf den Klassenerhalt. "Wir haben einen gesunden Realismus. Das große Wunder, was wir gebraucht hätten, ist noch größer geworden", sagte der 50-Jährige. Dennoch werde sein Team bis zum Schluss alles geben. Kämpferisch konnte Lieberknecht seiner Mannschaft mal wieder nichts vorwerfen, von Beginn an waren die Lilien giftig in den Zweikämpfen.
Doch in Abwesenheit des verletzten Toptorschützen Tim Skarke mangelte es wie so oft an spielerischen Lösungen, die beste Umschaltaktion verschenkte Oscar Vilhelmsson mit einem zu ungenauen Querpass auf Aaron Seydel (28.). Da auch Freiburg ohne den gesperrten Lucas Höler wenig einfiel, spielte sich die Partie lange Zeit nur im Mittelfeld ab. Erst nach einer halben Stunde gab es ernste Torraumszenen.
Gregoritsch stand nach Flanke von Doan am zweiten Pfosten völlig blank, verzog aber um Zentimeter (33.). Kurz darauf war der Japaner nach Doppelpass mit Gregoritsch dann selbst sehenswert per Schlenzer erfolgreich.
Nach dem Wechsel riskierte Darmstadt mehr, riss das Spiel an sich. Bis auf einen Abschluss von Tobias Kempe (55.) fehlten allerdings die Hochkaräter. Meist mangelte es an Kreativität und Genauigkeit im letzten Drittel. Freiburg versuchte derweil nur noch zu verwalten und lauerte auf Konter.