"Ich war hin- und hergerissen zwischen meinem Kopf und meinem Herzen. Mein Herz hat gesagt: 'Du wirst das hier so sehr vermissen. Du wirst den Stolz vermissen, für dein Land zu spielen. Du wirst das Gefühl vermissen, mit den Jungs zusammen zu sein", schrieb Neuer und führte aus: "Aber wenn ich für den nächsten Zyklus in die Mannschaft gekommen wäre, hätte ich für die Weltmeisterschaft 2026 unterschrieben, wo ich 40 Jahre alt sein werde. Im Moment fühle ich mich in meinem Körper sehr gut, aber niemand kann in die Zukunft blicken."
Neuer weiter: "Vielleicht hätte ich auch die Euro gewinnen können, aber ich bereue nichts. Wenn mein Sohn aufwächst und die Leute darüber reden, dass sein Vater für Deutschland gespielt hat, hoffe ich, dass mein Vermächtnis darin besteht, dass ich ohne Angst gespielt und meinen Mannschaftskameraden geholfen habe, jeden Tag besser zu werden."
Der Moment des Rücktritts sei richtig gewesen. "Was die Nationalmannschaft betrifft, so werde ich meine ehemaligen Mannschaftskameraden als Fan beobachten. Ich weiß euch alle zu schätzen, für die Arbeit, die wir gemeinsam geleistet haben, für die Erinnerungen, die wir geteilt haben, für all das Lachen und die Witze", erklärte er und betonte hinsichtlich der WM 2026: "Baut weiter auf dem auf, was wir begonnen haben."
Nach Toni Kroos, Thomas Müller und Ilkay Gündogan ist Neuer der bereits vierte Spieler in kürzester Zeit, der den DFB den Rücken gekehrt hat. Wie auch Müller und Gündogan wird der Kapitän des FC Bayern München seine Karriere aber noch nicht beenden.
Manuel Neuer: "Das Schlimmste war das Bangen"
“Mit 38 Jahren habe ich immer noch diese kindliche Leidenschaft für den Fußball", schrieb Neuer: "Wenn ich in 20 Metern Entfernung einen Ball auf dem Rasen liegen sehe, muss ich hinlaufen und etwas damit machen. An dem Tag, an dem ich nicht mehr hinüberlaufe, um den Ball zu holen, weiß ich, dass es Zeit ist, damit aufzuhören."
Nach seinem schweren Sturz beim Skifahren im Dezember 2022 hatte Neuers Karriere schon einmal gehörig auf der Kippe gestanden. "Das Schlimmste war das Bangen. In einem Moment ist man noch beim Skifahren, im nächsten starrt man auf eine Krankenhauswand und denkt, dass einem diese Leidenschaft, die ein Leben lang Teil der eigenen Identität war, genommen werden kann. Ich war verängstigt. Ich werde nie vergessen, wie erleichtert ich war, als sie mir sagten, dass ich wieder gesund werde", beschrieb er den Weg zurück auf den Platz.
323 Tage später feierte Neuer Ende Oktober letztlich sein Comeback. Er "sei stolz, dass er nie aufgegeben habe“, doch der Ex-Schalker habe "weiter gekämpft. Und mit der Hilfe meiner Familienmitglieder, Freunde und Mannschaftskameraden kehrte ich im Oktober 2023, weniger als sieben Monate vor der Europameisterschaft, auf den Platz zurück".
"Ein kleines Wunder": Manuel Neuer über sein Comeback
Dementsprechend hatte sich Neuer auch über seine Nominierung für die Heim-EM, bei der er jedes Spiel bestritt, gefreut. "Als ich in den Kader für das Turnier berufen wurde, war das eine der stolzesten Leistungen meines Lebens. Ein kleines Wunder."
Neuers Vertrag beim deutschen Rekordmeister läuft noch bis 2025, eine Vertragsverlängerung scheint nicht ausgeschlossen zu sein. Zunächst verfolgt Neuer nach der titellosen Vorsaison aber das Ziel, "Bayern zu helfen, zurückzukehren, wo wir hingehören".
Dennoch wird bereits über seine Nachfolge spekuliert. Die besten Karten soll derzeit der noch bis 2026 an den VfB Stuttgart verliehene Alexander Nübel haben.