Vor dem Bundesliga-Showdown am Samstag spricht Serge Gnabry vom FC Bayern München im Interview mit DAZN und SPOX über seine Entwicklung und ein ganz spezielles Lob. Zudem stärkt er FCB-Trainer Niko Kovac den Rücken.
"Das sieht aus wie bei Apple hier", scherzte Serge Gnabry, als er die eigens für ihn aufgebaute Bühne auf dem tatsächlich mit Silicon-Valley-Flair ausgestatteten Adidas-Campus in Herzogenaurach betrat. Das neueste Mitglied in der namhaften Testimonial-Familie des Ausrüsters präsentierte sich den Mitarbeitern gut gelaunt, nahm sich Zeit, um einige Selfie-Wünsche zu erfüllen.
Im Anschluss erschien der deutsche Nationalspieler vom FC Bayern München zum Interview. Gnabry sprach über das entscheidende Duell am kommenden Samstag gegen Eintracht Frankfurt, zog eine persönliche Saisonbilanz und äußerte sich zu Trainer Niko Kovac. Zudem verriet er, warum RB Leipzig zu einer Großmacht im deutschen Fußball heranreifen könnte.
Serge, am Samstag kommt es zum absoluten Meister-Showdown. Wäre ein Titelgewinn vor heimischem Publikum emotionaler als bei einem Auswärtsspiel?
Gnabry: Ich hätte es gerne schon in Leipzig festgemacht, dann hätte ich jetzt eine entspanntere Woche. Der FC Bayern wurde seit vielen Jahren nicht mehr zuhause Meister. Ich hoffe, das sind gute Vorzeichen, dass wir am Samstag mit unseren vielen Fans die Schale feiern dürfen.
spoxDer FC Bayern hat die zuletzt in der Bundesliga schwächelnde Eintracht aus Frankfurt zu Gast. Was erwarten Sie von der SGE?
Gnabry: Das ist das letzte Spiel, sie haben danach Pause - und sie müssen unbedingt gewinnen, um ihre Chance auf die Qualifikation für die Champions League zu wahren. Die werden genau wie wir alles geben, aber wir sind fest entschlossen, die Meisterschaft zu holen.
Von Dortmund-Boss Watzke kam eine kleine Spitze. Er sagt, dass der FC Bayern "alles verlieren" könnte. Was halten Sie ihm entgegen?
Gnabry: Dass wir zwei Titel gewinnen.
Wie ordnen Sie die Saison der Dortmunder ein?
Gnabry: Dortmund hat eine brutale Saison gespielt mit dieser jungen Truppe. Bevor es in die Rückrunde ging, hatten sie neun Punkte Vorsprung. Sie haben dann oft durch Kleinigkeiten ihre Spiele verloren und den Vorsprung damit eingebüßt. Dennoch sollte jeder die Leistung des BVB anerkennen.
Und wie würden Sie die Spielzeit aus Ihrer persönlichen Sicht zusammenfassen?
Gnabry: Ohne Titel ist es keine gute Saison. Das ist der Hauptgrund, warum ich zum FC Bayern gewechselt bin. Der Teamsport steht immer über der eigenen Leistung. Dementsprechend ist es wichtig, am Ende beide Titel zu holen.
Uli Hoeneß würde der Saison eine 1- geben, sollten beide Titel geholt werden, Hasan Salihamidzic gäbe eine 2+. Welche Schulnote würden Sie verteilen?
Gnabry: Ich würde eine glatte 1 geben.
Sie haben sich schnell bei Ihrem neuen Klub etabliert. Wie beurteilen Sie diesen Werdegang?
Gnabry: Verantwortung zu übernehmen, jede Woche zu spielen und den Rhythmus zu haben, fühlt sich natürlich sehr gut an.
Welchen Anteil hat Niko Kovac daran?
Gnabry: Er hat mir das Vertrauen gegeben, weil er mich immer wieder aufgestellt hat. Ich versuche, dieses Vertrauen mit harter Arbeit unter der Woche und guten Leistungen in den Spielen zurückzuzahlen.
Trotz der Chance aufs Double wird Ihr Trainer immer wieder infrage gestellt. Wie wird diese Unruhe in der Mannschaft aufgenommen?
Gnabry: Das ist ein Thema in den Medien. Ich versuche, mich so gut es geht da rauszuhalten. Man kann nie alle Nebengeräusche abstellen, aber wir arbeiten jeden Tag mit dem Trainer zusammen und versuchen, das Bestmögliche herauszuholen.
Sie wurden von Herrn Hoeneß als "größte Überraschung der Saison" bei den Bayern bezeichnet. Was löst solch ein Lob in einem jungen Spieler aus?
Gnabry: Von einer Person wie Uli Hoeneß so gelobt zu werden, ist ein schönes Gefühl. Er ist schon so lange im Fußballgeschäft dabei. Er hat schon viele Spieler beim FC Bayern kommen und gehen gesehen. Wenn er so etwas sagt, gibt mir das noch einen Extra-Schub, mehr Selbstbewusstsein und die Motivation, so weiterzumachen.
Er deutete allerdings auch an, dass Sie nicht als Stammspieler eingeplant wurden, als man Sie von Hoffenheim zurückholte. Waren Sie von Beginn an optimistisch, dass es dennoch reichen würde?
Gnabry: Ich bin mit dem Ziel gekommen, mich durchzusetzen. Darauf habe ich von Anfang an hingearbeitet und so soll es bleiben.
Am Samstag hieß es gegen Leipzig am Ende 0:0, im Pokalfinale stehen sich die beiden Klubs erneut gegenüber. Mit Hinblick auf die Zukunft: Wird RB unter Neu-Coach Julian Nagelsmann noch stärker?
Gnabry: Das glaube ich definitiv. Wenn man sich die Entwicklung von Hoffenheim insgesamt und von jedem einzelnen Spieler im Speziellen anschaut, denke ich, dass er in Leipzig mit diesem Kader und dieser Vereinsstruktur noch einmal viel bewirken wird.
Sie kennen Nagelsmann aus Ihrer Zeit bei Hoffenheim.
Gnabry: Er ist nie zufrieden, versucht immer, seine Spieler positiv zu pushen. Er ist ein Fanatiker, das färbt auf seine Spieler ab. Mir hat er mit dieser Art in diesem einen Jahr sehr geholfen.
Wird RB DER kommende Bayern-Konkurrent?
Gnabry: Das wäre gut möglich. Leipzig war in den letzten Saisons immer oben mit dabei. Sie werden das Team personell weiter verstärken. Ich glaube, dass sie in den kommenden Jahren zu einer Großmacht heranreifen werden.