"Das hätte funktionieren müssen", sagte Scholl der Bild bezüglich der gescheiterten Zusammenarbeit zwischen Flick und Sportvorstand Hasan Salihamidzic und bezeichnete beide als "überragende Typen". Die Schuld sieht er nicht bei einem der beiden, sondern in der Vereinsstruktur im Gesamten und blickte auf seine Erfahrungen als Coach zurück.
"Ich habe ja vor sechs Jahren die zweite Mannschaft trainiert. Ich wurde auch zerrieben durch diese ganzen internen Konflikte", sagte er. Es werde "mit Gerüchten, Verleumdung, Lügen und Intrigen" gearbeitet. Nach seinem Karriereende arbeitete Scholl im Nachwuchs des FCB sowie zweimal als Trainer der zweiten Mannschaft (81 Spiele zwischen 2009 und 2013), entschied sich am Ende jedoch für seine Tätigkeit als TV-Experte bei der ARD.
Bezüglich der Querelen beim FC Bayern erklärte er weiter: "Das zermürbt auf lange Zeit. Wenn du da nicht stabil bist - auch in der obersten Etage - dann passiert genau so etwas, was wir jetzt sehen. Es geht ein Trainer, der alles gewonnen hat und wieder Meister wird." Die alte Bayern-Familie gebe es zwar "im Kern immer noch, doch es sind so viele neue Leute reingedrängt, die das nicht begreifen".
Scholl kritisiert "Grabenkämpfe" beim FC Bayern
Dabei zog er einen Vergleich zu seinen Anfängen in München im Jahr 1992: "Als ich zu Bayern gekommen bin, gab es 35 Angestellte - heute sind es 500. Das ist unübersichtlich geworden, da gibt es Grabenkämpfe - eine Abteilung gegen die andere." Diese stets vorherrschende Unruhe war seiner Meinung nach auch der Grund dafür, dass Flick um eine Auflösung seines Vertrags bat.
Bereits in der Vergangenheit sorgte der Freistoßexperte mit klaren Aussagen für Aufsehen. Unter anderem kritisierte er die Trainerausbildung beim DFB ("Das ist eine Katastrophe") und ätzte bei der EM 2012 gegen Stürmer Mario Gomez ("Ich hatte zwischendurch Angst, dass er sich wund liegt und mal gewendet werden muss").
Scholl verließ Karlsruhe im Alter von 21 Jahren und blieb dem FC Bayern bis zu seinem Karriereende 15 Jahre später treu. Für den FCB bestritt er 469 Spiele (117 Tore, 115 Vorlagen), wurde achtmal deutscher Meister, fünfmal Pokalsieger und gewann die Champions League. Seine 36 Länderspiele (acht Tore) waren gekrönt vom Gewinn der Europameisterschaft 1996.