Nach den Transfers der Verteidiger Dayot Upamecano und Omar Richards sowie der kostspieligen Anstellung von Trainer Julian Nagelsmann plant der FC Bayern in diesem Sommer keine bedeutenden Spielerneuverpflichtungen mehr. An den Absichten der Verantwortlichen würde sich nur bei dem einen oder anderen Verkauf etwas ändern. Ein Überblick.
"Zunächst einmal", antwortete Hasan Salihamidzic in einem klubeigenen Interview auf die Frage nach möglichen Neuzugängen, "haben wir ja einen exzellenten Kader, der nach wie vor Potential hat und den wir weiterentwickeln werden".
Man werde den Markt zwar wie immer beobachten, habe seine Hausaufgaben mit den Transfers von Innenverteidiger Dayot Upamecano (22/kam für 42,5 Millionen Euro von RB Leipzig) und Linksverteidiger Omar Richards (23/kam ablösefrei vom FC Reading) aber "früh erledigt" und sei "top aufgestellt", sagte der Sportvorstand und verwies auf "klare wirtschaftliche Limits" der Münchner im Zuge der Corona-Krise.
Limits, die sich zuletzt vor allem bei der Suche nach einem neuen Rechtsverteidiger zeigten. So führten die Münchner im Frühjahr einige Gespräche mit dem Berater von Real Madrids Profi Lucas Vazquez (30), sahen aber in erster Linie aufgrund dessen Gehaltsforderungen von einer Verpflichtung ab. Mit Achraf Hakimi (22), der medial zuletzt immer wieder als potentieller Neuzugang beim deutschen Rekordmeister gehandelt wurde, gab es nicht einmal ernsthafte Verhandlungsrunden.
Der Ex-BVB-Spieler wäre nach Informationen von SPOX und Goaleiner Rückkehr in die Bundesliga alles andere als abgeneigt gewesen, das in Richtung 100 Millionen Euro gehende Gesamtpaket aus Ablöse und Gehalt war den Münchnern aber schlichtweg zu teuer. Hakimi heuert nach einer Saison bei Inter Mailand nun bei Paris Saint-Germain an.
Bayern-Abgänge: Wie geht es mit Tolisso und Coman weiter?
Die Devise an der Säbener Straße ist klar: Top-Transfers sind in diesem Sommer nur dann möglich, wenn der eine oder andere mit einem Wechsel liebäugelnde Spieler wie Corentin Tolisso (26) oder Kingsley Coman (25) gewinnbringend abgegeben wird. Stattdessen soll in der am 7. Juli beginnenden Vorbereitung unter Neu-Coach Julian Nagelsmann zunächst einmal die Jugend vorspielen.
Ein Überblick über die einzelnen Mannschaftsteile.
Tor
Manuel Neuer (35) bleibt gesetzt. Die Besetzung hinter dem Kapitän ist auch klar: Rückkehrer Sven Ulreich (32) vertritt den nach Monaco verliehenen Alexander Nübel (24). Jetzt muss nur noch entschieden werden, wer die Nummer drei wird. Zur Verfügung stehen - Stand jetzt - Ron-Thorben Hoffmann (22) und der von seiner erfolglosen Leihe aus Nürnberg zurückgekehrte Christian Früchtl (21).
Innenverteidigung
An den Gerüchten um eine Verpflichtung von Ex-Real-Star Sergio Ramos (35) ist nach Informationen von SPOX und Goal nichts dran. Der Klub hat Jerome Boateng (32) nicht vor die Tür gesetzt, um einen neuen Routinier zu holen, der sogar noch höhere Gehaltsvorstellungen hat als der Weltmeister von 2014.
Abgesehen davon wäre eine Ramos-Verpflichtung das falsches Signal an Talente wie Tanguy Nianzou (19) und Chris Richards (21), mit denen der Klub mittel- bis langfristig plant. Hohes Potenzial sehen die Verantwortlichen zudem in Justin Che (17), der nach seiner Leihe allerdings vorerst zum FC Dallas in die MLS zurückgekehrt ist und möglicherweise im Winter zurück an die Isar kehren könnte.
Zuletzt gab es auch Gerüchte aus Südamerika um ein mögliches Interesse des FCB am ecuadorianischen Talent Piero Hincapie von Atletico Talleres. Der 19-Jährige ist nach Informationen von SPOX und Goal allerdings überhaupt kein Thema an der Säbener Straße.
Trotzdem könnte unter Umständen noch etwas auf der Innenverteidiger-Position passieren. Das hängt vor allem davon ab, wie es mit Niklas Süle (25) weitergeht. Bisher sind die Verantwortlichen mit den Beratern des Nationalspielers noch nicht auf einen Nenner bezüglich einer Verlängerung seines 2022 auslaufenden Vertrages gekommen, ein Verkauf bis Ende August gilt daher nicht als ausgeschlossen. Sollte Süle gehen, hätte Nagelsmann mit Upamecano und Lucas Hernandez (25) nur zwei auf Top-Niveau gestandene Innenverteidiger plus den unter Hansi Flick nur als Rechtsverteidiger agierenden Benjamin Pavard (25).
Außenverteidigung
Links ist alles klar: Alphonso Davies (20) spielt, Omar Richards fordert den Kanadier heraus. Auf der rechten Seite steht neben Pavard noch immer Bouna Sarr (29) im Kader, den der Klub aber am liebsten noch bis Ende August loswerden möchte. Je nach System - Nagelsmann ist ein Fan der Dreierkette - bräuchte es also noch einen offensiver als Pavard denkenden Schienenspieler.
Serge Gnabry (25) nahm diese Rolle bereits bei der TSG Hoffenheim unter Nagelsmann ein. Auf die Frage, ob er dort wieder spielen würde, antwortete der Nationalspieler Interview mit SPOX und Goal Ende Mai jedoch: "Lieber nicht. Generell macht es mir auf einer offensiveren Position mehr Spaß."
Alternativen gibt es nach den nicht zustande gekommenen Deals mit Vazquez und Hakimi kaum. Josip Stanisic (21) aus der zweiten Mannschaft wurde kürzlich mit einem Profivertrag bis 2023 ausgestattet, dürfte aber vornehmlich in der Regionalliga zum Einsatz kommen. Nagelsmann will sich - wie bei dem einen oder anderen jungen Spieler - erst einmal während der Vorbereitung ein grobes Bild von ihm verschaffen. Auch Chris Richards, der während seiner Hoffenheim-Leihe meistens innen in der Dreierkette verteidigte, wäre eine Option für die rechte Seite.
Defensives Mittelfeld
Eduardo Camavinga (18/Stade Rennes) und Florian Neuhaus (24/Borussia Mönchengladbach) sind für die Münchner nach wie vor interessant, ähnlich wie Hakimi aber mit Preisschildern von bis zu 50 Millionen Euro zu teuer.
Ohne einen Verkauf von Tolisso, dessen Vertrag 2022 ausläuft, dürfte sich nichts tun. Salihamidzic und Co. hoffen auf einen Durchbruch von Marc Roca (24) unter Nagelsmann, außerdem steht in Sachen Mittelfeld im Moment ohnehin die Vertragsverlängerung von Leon Goretzka (26) für die Verantwortlichen an erster Stelle.
Das aus Eindhoven zurückgekehrte Eigengewächs Adrian Fein (22) hat derweil keine Perspektive, seine Berater sind auf der Suche nach einem neuen Verein.
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Der Klub plant im offensiven Mittelfeld fest mit Thomas Müller (31) und Jamal Musiala (18). Darüber hinaus soll Christopher Scott (19), Spielmacher aus der U23, die Chance bekommen, sich in der Vorbereitung unter Nagelsmann zu beweisen. Michael Cuisance (21) steht wie schon im vergangenen Sommer zum Verkauf.
Auf den Flügeln bleibt abzuwarten, was mit Coman passiert. Die Bayern sind entspannt, was die Situation des bis 2023 unter Vertrag stehenden Franzosen betrifft, sie würden ihn nur bei einem Betrag von mindestens 80 Millionen Euro abgeben.
Nur in diesem Fall könnte das Thema Callum Hudson-Odoi (20) an Fahrt aufnehmen. Die jüngsten Spekulationen um ein erneutes FCB-Interesse wurden nach Informationen von SPOX und Goal in erster Linie von Hudson-Odois Umfeld gestreut, um dem FC Chelsea Druck zu machen. Der Grund dafür: Die englische Nachwuchshoffnung kommt unter Blues-Coach Thomas Tuchel kaum zum Einsatz.
Wer könnte bis auf Gnabry und Leroy Sane (25) noch auf den Außenbahnen agieren, falls Coman geht? Die Bayern sehen den vielseitig einsetzbaren Musiala als mögliche Alternative, mit Armindo Sieb (18) soll außerdem ein weiteres Talent aus den eigenen Reihen bei Nagelsmann vorspielen.
Selbst Eric Maxim Choupo-Moting (32) wäre wie teils schon unter Flick als Außenbahnspieler einsetzbar. Nagelsmann plant mit dem Kameruner, der vor kurzem seinen Vertrag um zwei Jahre verlängerte, aber in erster Linie als Backup für den unverkäuflichen Weltfußballer Robert Lewandowski (32). Keine Zukunft bei den FCB-Profis hat nach seiner misslungenen Parma-Leihe Joshua Zirkzee (20).