Lässig und in Badelatschen stand Manuel Neuer am Samstagabend noch beim TV-Interview in der Allianz Arena. "Der Plan ist, dass ich, solange ich fit bin und Spaß habe, spielen möchte. Ist doch ein guter Plan, oder?", sagte Neuer lachend am Sky-Mikrofon über seine Zukunft, nachdem er mit seinem 310. Sieg den Bundesliga-Rekord von Vorstandsboss Oliver Kahn eingestellt hatte.
Doch keine 24 Stunden später meldete sich der Torhüter des FC Bayern aus dem Krankenbett, nachdem er sich einer Operation am rechten Kniegelenk unterzogen hatte. Der Zeitpunkt des Eingriffs kommt durchaus überraschend, gerade auch mit Blick auf die zurückliegende zweiwöchige Bundesliga-Pause. Neuer hatte laut Bild schon seit Ende der Hinrunde mit Knieproblemen zu kämpfen.
Er entschied sich aber zunächst für eine konservative Behandlung. In den vergangen Wochen dosierte er immer wieder das Training und legte mitunter Pausen ein. Da das Knie eine Reaktion zeigte, entschied er sich doch für den Eingriff.
Am Sonntagvormittag wurde Neuer in Funktionskleidung bei einer Bergwanderung am Riederstein in der Nähe seines Wohnortes am Tegernsee gesehen. Die Frage liegt nahe, ob er zu diesem Zeitpunkt schon die Kniebeschwerden hatte oder sich diese sogar erst auf der Wanderung entscheidend verschlimmerten. Auf Anfrage von SPOX und GOAL, ob ein Zusammenhang zwischen diesem Ausflug und der Operation im weiteren Tagesverlauf bestehe, wollte der FC Bayern keinen Kommentar abgeben und verwies auf das am Sonntagabend kommunizierte Statement.
Neuer fehlt dem FC Bayern in der Champions League
Darin war lediglich von einer erfolgreichen Operation am rechten Kniegelenk die Rede. Es sei "eine kleine OP" gewesen, schrieb Neuer auf Instagram und gab sich kämpferisch: "Alles ist super gelaufen, sodass ich zeitnah mit dem Aufbautraining beginnen kann. Drückt mir die Daumen! Bis ganz bald auf dem Platz." Ganz so schnell wird Neuer wohl aber nicht wieder auf dem Platz stehen. Der FC Bayern teilte noch recht vage mit, dass man "in den kommenden Wochen" auf Neuer verzichten müsse. Laut Bild muss er aufgrund des Eingriffs am Innenmeniskus vier bis sechs Wochen pausieren.
In der Bundesliga heißen die Gegner in dieser Zeit VfL Bochum, Greuther Fürth, Eintracht Frankfurt, Bayer Leverkusen, TSG Hoffenheim und Union Berlin. Zudem fehlt Neuer den Bayern im Champions-League-Achtelfinale gegen Red Bull Salzburg (16. Februar und 8. März).
Als Vertreter des 35-Jährigen rückt daher wieder Sven Ulreich in den Fokus. Der 33-Jährige war zuletzt bei der 1:2-Niederlage zum Rückrundenauftakt gegen Borussia Mönchengladbach für Neuer eingesprungen, als dieser sich noch in Corona-Isolation befand.
Ulreich, der nach einjährigem Intermezzo beim Hamburger SV zu Saisonbeginn nach München zurückgekehrt war, merkte man dabei etwas die fehlende Wettkampfpraxis an. Bei beiden Gegentoren machte er keine allzu glückliche Figur. Zwar war er beide Male am Ball, konnte aber den Einschlag jeweils nicht verhindern.
FC Bayern: Ulreich rückt als Neuer-Vertreter in den Fokus
Nachdem er in der Hinrunde wegen eines Innenbandrisses im Knie noch lange gefehlt hatte, muss Ulreich sich in den nächsten Wochen erneut als Neuer-Vertreter beweisen. Dass er dazu in der Lage ist, hat Ulreich bereits in der Saison 2017/18 gezeigt, als Neuer mit einem Mittelfußbruch lange ausfiel. In 47 Pflichtspielen hielt er 17-mal seinen Kasten sauber. Und auch wenn ein Patzer im Halbfinal-Rückspiel der Champions League das Aus gegen Real Madrid praktisch besiegelte, wählten ihn die Fans anschließend zum Spieler der Saison.
Entscheidenden Anteil daran hatte der damalige Trainer Jupp Heynckes. "Es war brutal wichtig, dass Heynckes mir Selbstvertrauen gab und sein Vertrauen aussprach. Davor war es so, dass Carlo Ancelotti nicht auf mich stand, wenig Vertrauen in mich hatte, wenig kommunizierte", sagte Ulreich einst dem kicker.
Der aktuelle Coach Julian Nagelsmann hatte zu Jahresbeginn auch keine Bedenken, Ulreich zu Einsätzen zu verhelfen. "Er ist erfahren, hat schon ein paar Bundesliga-Spiele auf dem Buckel", betonte Nagelsmann damals. 222 Partien sind es genau. Allein 176 für den VfB Stuttgart, von dem Ulreich 2015 für 3,5 Millionen Euro erstmals zu den Bayern gewechselt war. Weil er noch mal Lust auf eine Rolle als Stammkeeper verspürte, ging er in der Saison 2020/21 zum HSV, kehrte nach verpasstem Aufstieg und auf Initiative von FCB-Torwarttrainer Toni Tapalovic zurück. Nach Nübels Leihe zur AS Monaco wurde die Lücke somit mit einem verlässlichen Backup geschlossen.
Ulreich spielt auch um eigene Zukunft
Für Ulreich geht es in den kommenden Wochen als Neuer-Vertreter auch um seine eigene Zukunft, schließlich läuft sein Vertrag am Saisonende aus. Ein neuer Einjahresvertrag scheint nicht ausgeschlossen, zumal Nübels Leihe nach Monaco auf zwei Jahre angesetzt ist und seine starken Leistungen zuletzt auch andere Klubs aufmerksam werden ließen.
Für Neuer selbst fällt aus sportlicher Sicht die momentane Zwangspause sicher in einen verkraftbaren Zeitraum. Im Saisonendspurt, wenn es um die Titel geht, will er wieder voll angreifen und den Sieg-Rekord in der Bundesliga weiter ausbauen. Und dann seinen Vertrag verlängern? Eine Weiterbeschäftigung über 2023 hinaus gilt als wahrscheinlich, auch wenn die schon mehrfach kolportierte Einigung noch ein Stück entfernt ist.
FC Bayern: Die kommenden Spiele
Termin | Wettbewerb | Gegner |
Samstag, 12.02., 15.30 Uhr | Bundesliga | VfL Bochum (Auswärts) |
Mittwoch, 16.02., 21 Uhr | Champions League | RB Salzburg (Auswärts) |
Sonntag, 20.02., 15.30 Uhr | Bundesliga | SpVgg Greuther Fürth (Heim) |
Samstag, 26.02., 18.30 Uhr | Bundesliga | Eintracht Frankfurt (Auswärts) |