Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger und Thomas Müller: Jan Pienta hat einige der prägendensten deutschen Nationalspieler der jüngeren Vergangenheit entdeckt. Im Interview mit SPOX und GOAL erzählt die 78-jährige Scouting-Legende des FC Bayern München seine Geschichte.
Dieser Artikel wurde im Januar 2023 veröffentlicht
Herr Pienta, Sie sind mittlerweile 78 Jahre alt und scouten immer noch für den FC Bayern. Wie lange wollen Sie das denn noch machen?
Jan Pienta: Bis es mit mir vorbei ist. Ich habe einen unbefristeten Vertrag. Ohne Fußball geht es nicht. Zum Glück habe ich eine Frau, die das toleriert. Neulich hat mich bei Bayern jemand aus der Buchhaltung gefragt: "Kannst du das überhaupt noch mit 78?" Da habe ich erzählt, dass ich jeden zweiten Tag zehn Kilometer jogge.
Wie sieht Ihr Scouting-Alltag aus?
Pienta: Aktuell scoute ich für die U15. Das ist schwierig, weil in dieser Altersklasse die meisten Talente schon abgegrast sind. Ich bin dafür zuständig, die letzten Nadeln im Heuhaufen zu finden. Meistens schaue ich mir zwei, drei Spiele pro Wochenende an. Aber nur im Großraum München, weiter fahre ich nicht. Wir haben mittlerweile über 30 Scouts. Die sollen durch die Gegend fahren und sich erst einmal beweisen. Wenn bei anderen Scouts Uneinigkeit über einen Spieler herrscht, werde ich nach meiner Meinung gefragt. Ich irre mich auch manchmal, aber nicht so oft.
Werden Sie für spezielle Spiele eingeteilt?
Pienta: Nein, das entscheide ich eigenständig. Ich gehe das ganz systematisch an. Am Anfang jeder Saison warte ich zwei, drei Spieltage ab. Dann gehe ich zu den Mannschaften ganz oben in der Tabelle. Die jeweiligen Trainer frage ich immer, ob bei den bisherigen Gegnern gute Talente dabei waren.
Wie viele von Ihnen empfohlene Spieler landen im Schnitt pro Jahr beim FC Bayern?
Pienta: Manchmal gar keiner, manchmal ein paar auf einmal. Letztes Jahr habe ich zwei beim SV Waldeck Obermenzing entdeckt: Nicklas Böhnke und Fabio Dill, die spielen jetzt beide bei der U16. Meine letzte Entdeckung, die es in den Profifußball geschafft hat, ist Jamie Lawrence. Mit seiner Körpergröße von zwei Metern ist er mir bei einem Spiel in Heimstetten direkt aufgefallen. Jamie war bei Bayern mal im Profikader, aktuell spielt er für Magdeburg.