Thomas Müller war gut gelaunt, und wie so oft klar in seinen Aussagen. Die wichtigste Botschaft: An einen Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft hat er nicht gedacht und denkt er auch nicht - seine emotionalen "Abschiedsworte", die er Minuten nach dem WM-Aus in die deutschen Wohnzimmer geschickt hatte: Schnee von gestern. Am Montag machte er klar: Falls Bundestrainer Hansi Flick ihn ruft, wird er kommen. "Solange ich Fußballer bin, werde ich immer zur Verfügung stehen", sagte der 33-Jährige im Trainingslager des FC Bayern in Katar, "ich bin absolut zur Stelle, wenn der Trainer mich braucht."
Ja, räumte Müller ein, er habe sich nach dem Vorrunden-Aus der DFB-Auswahl bei der WM "Gedanken gemacht", er sei auch in einem "guten Austausch mit Hansi" gewesen, den Gedanken an einen Rücktritt aber, "den fühle ich nicht". Flick habe ein gutes Angebot an Offensivspielern, ja, aber das sehe er "ganz entspannt", ergänzte er. Und wenn der Bundestrainer zu dem Schluss käme, ihn nicht mehr zu brauchen? "Damit", sagte Müller lächelnd, "kann ich auf jeden Fall umgehen."
Die WM hat Müller jedenfalls verarbeitet. Er sei von seiner Frau Lisa erst mal "in den Arm genommen" worden, "die bringt mich da schon gut in die Spur zurück." Doch zu viel Trübsal dürfe er bei ihr auch wieder nicht blasen, "sonst gibts was hinter die Löffel", berichtete er mit einem Lachen. Und in der Tat ist es ja so: Gedanken an die WM oder die mögliche Teilnahme an der EM 2024 verschwendet Müller ohnehin nicht mehr oder noch nicht. "Ich habe gerade andere Themen."
Die Themen: Müller selbst, und dann der FC Bayern. Erst mal will Müller wieder richtig fit werden, "ich komme aus einer Phase, in der ich verletzt war", erinnerte er. Der Rücken war ihm ab Oktober ein stetes Ärgernis, deshalb gilt: "Mein Ziel ist es, auf dem Platz zu stehen und Spaß zu haben." So bleibt die Frage: Wird er auf dem Platz stehen? Schließlich lief es bis zur WM beim FC Bayern richtig gut, Sieg reihte sich an Sieg - ohne ihn.
"Es hat ohne mich auch funktioniert, und wenn ich wieder dabei bin, funktioniert es hoffentlich auch wieder", sagte Müller, wissend, dass der Trainer weiter die "Qual der Wahl" haben wird in der Offensive. Julian Nagelsmann hat immerhin schon betont, dass Müller "fest in meinen Gedanken" ist, so wie alle Spieler. "Wir brauchen ihn und sind froh, dass er wieder dabei ist." Müller sei ein "bedeutender Spieler für den FC Bayern und für mich".
Wie bedeutend er in topfittem Zustand für Flick ist, wird sich voraussichtlich in der nächsten Länderspielphase Ende März zeigen - gegen wen die DFB-Auswahl dann spielt, steht derzeit nicht fest. Wichtiger bleiben für Müller und den FC Bayern aber ohnehin der 14. Februar und der 8. März: "Ich weiß natürlich auch", sagte er, "dass die Spiele gegen Paris und das Weiterkommen in der Champions League elementar sein werden, wie geschichtsträchtig diese Saison wird."
Müllers Aussagen auf der FCB-Pressekonferenz zum Nachlesen im Ticker:
FC Bayern München - Pressekonferenz mit Thomas Müller im Liveticker
Müller über die Torwart-Thematik: "Der Ulle kommt damit zurecht. Auf den können wir uns immer verlassen. Für Manu ist das eine Vollkatastrophe, das ist klar. Auch der Verein steht vor einer Herausforderung. Die Winter-Transferperiode ist nicht dafür bekannt, Schnäppchen zu machen. Es ist kein einfaches Thema, aber wir werden als Verein das meistern. Es wird eine Entscheidung geben, dafür sind wir gerüstet. Wir sind vor ein paar Jahren mit Ulle auch sehr weit in der Champions League gekommen. Von dem her: Alles gut.
Müller über die Rolle des DFB bei der WM: "Dadurch, dass ich noch Spieler bin, konzentriere ich mich auf mein Tagesgeschäft. Wenn wir alle Spieler bezüglich aller DFB-Entscheidungen fragen würden, dann wäre das alles Käse. Der Erfolg des Verbandes geht und steht mit den sportlichen Erfolgen. Bei dieser WM lag das vielleicht nicht so beisammen. Ich will das aber abhaken und nach vorne schauen."
Müller über den Verbleib von Hansi Flick als Bundestrainer: "Ich habe zu Hansi ein sehr gutes Verhältnis, das hatte aber bezüglich meiner Zukunftsplanung keinen Einfluss. Solange ich Profi bin, stehe ich als deutscher Nationalspieler zur Verfügung. Den Gedanken, zurückzutreten, fühle ich nicht. Falls ich nicht nominiert werde, damit kann ich umgehen. Nicht zu sagen: Hier ist jetzt Stopp."
Müller über die langen Nachspielzeiten: "Ich fand das nicht schlecht mit mehr Nettospielzeit. Die Verbände sollten sich da auf eine gemeinsame Linie einigen. Die ganz extremen Nachspielzeiten mit zehn Minuten plus nach der ersten Halbzeit waren dann vielleicht manchmal etwas zu viel. Wir bräuchten eine Nettospielzeit-Uhr. Die Idee an sich finde ich gut, an der Umsetzung kann man aber noch arbeiten. Dann bekommen Spieler und Zuschauer auch einen Eindruck davon, wie es aussieht."
Müller über die Youngster: "Die Jungs, die hier sind, sind schon sehr fleißig. Wenn ein junger Spieler vor dem Tor steht, dann muss er schießen. Es ist wichtig, frech zu bleiben. Gerade die Offensivspieler. Die Stärken suchen und zu überzeugen. Es ist natürlich nicht so leicht aus der dritten oder vierten Liga. Die Gegenspieler sind auch andere. Bisher sind alle aber super. Ich habe nicht den Eindruck, dass das Niveau darunter leidet."
Müller über Upamecano: "Entgegen mancher Expertenmeinung fand ich ihn letztes Jahr schon sehr gut. Natürlich hat er hier und da Fehler gemacht, aber er hat von seiner Persönlichkeit her einen wahnsinnigen Schritt gemacht. Selbst wenn mal was schiefgeht, beschäftigt er sich während des Spiels damit nicht mehr. Er hat die Chance bekommen und auch genutzt. In der Nationalmannschaft ist er ja auch kritisiert worden und dort ist er mit dem Druck sehr gut umgegangen."
Müller über die Rückrunde beim FC Bayern: "Es ist eine Entwicklung erkennbar. Wir werden eine bessere Rückrunde spielen als letztes Jahr. Der Trainer kennt uns besser, wir kennen den Trainer besser. Wir haben Verbesserungen vorgenommen, sowohl von der Intensität als auch inhaltlich. Wir wissen was der Trainer will. Die Vorzeichen stehen sehr gut. Die Spiele gegen Paris werden elementar werden."
Müller über die fehlende Begeisterung für die Nationalmannschaft: "Natürlich war die Stimmung vor der WM aufgrund der politischen Situation schon angespannt. Es gab eine leichte negative Einstellung gegenüber dem Austragungsort. Da gab es schon negative Stimmung. Das war bei anderen Nationen vielleicht etwas anders. Aber Euphorie kommt natürlich dann auch mit guten Ergebnissen. Nach dem Spiel gegen Spanien haben wir die Erwartungen vielleicht übertroffen und die Leute waren dann wieder da. Nach dem letzten Spiel ist es dann wieder etwas gekippt. Am Ende musst du gewinnen, um die Leute mitzunehmen. Was wir an Arbeit reingesteckt haben, sehe ich keinen Kritikpunkt. Man hat nicht so viele Chancen, wenn man sich nicht anstrengt."
Müller über die Zeit nach der WM: "Es geht relativ schnell. Der Überlebenstrieb ist da evolutionär in uns Menschen drin. Es gibt natürlich Menschen, die nach Kritik eher darunter leiden und sich einen Kopf machen. Die, die dann vorsichtig und ängstlich agieren. Wir beim FC Bayern sind die Spitze der Spieler, die mit Druck umgehen müssen. Ich habe nicht das Gefühl, dass man sich bei uns um jemanden besonders kümmern muss. Ich persönlich hatte schon noch Spaß daran, mir einige WM-Spiele anzuschauen. Meine Frau bringt mich dann immer wieder in die Spur zurück."
Müller über seine Lieblingsposition: "Ich fühle mich in der Mitte gut aufgehoben. Das ist meine ganze Karriere schon so. Da sind meine Stärken. Im Halbraum und in der Box. Ich werde für die Stürmerposition und die Position des Zehners am ehesten ein Kandidat sein. Da wird es auch um Performance gehen."
Müller über die Fitness in seinem Alter: "Dass ich gesund durch Leben gehe, ist ja bekannt. Ich versuche an den Stellschrauben zu drehen, die möglich sind. Wir müssen aber unterscheiden zwischen Leistungsfähigkeit und dem Ergebnis auf dem Platz. Man ist schon länger am Trainingsgelände. Man nimmt sich mehr Zeit für die Vor- und Nachbereitung. Ich versuche immer, eine gute Mischung zu finden. Ich brauche keine Fünf-Stunden-Massage. Es muss schon Sinn ergeben. Wenn man genießen will, darf man es auch genießen. Es muss nicht immer nach einem Fünf-Sterne-Menü schmecken."
Müller über seinen möglichen Rücktritt aus der Nationalmannschaft: "Ich war nach dem Spiel natürlich emotional. Das war ein trauriger Moment, vor allem, weil wir das Spiel gewonnen haben. Aber wir sind passiv ausgeschieden. Ich war mit Hansi in gutem Austausch. Solange ich Profi bin, werde ich der Nationalmannschaft immer zur Verfügung stehen. Wie das der Trainer dann entscheidet, hängt von ihm ab. Das Ziel ist es, mit der deutschen Herren-Nationalmannschaft wieder zurück zum Erfolg zu kommen. Ich bin zur Stelle, wenn mich der Trainer braucht."
Müller über die Nationalmannschaft und die Rückkehr nach Katar: "Man muss sich den einen oder anderen Spruch gefallen lassen. Man versucht das zu verarbeiten. Das hat extrem weh getan. Wir haben aber auch Spieler anderer Nationalmannschaften, denen es ähnlich erging. Wenn man ein Turnier mit 32 Mannschaften spielt, werden 31 nicht gewinnen. In der der Karriere verliert man auf oft große Spiele, obwohl ich in Mannschaften spiele, die deutlich mehr gewinnen als andere. Du musst das verarbeiten können. Am Ende des Tages ist es nur Fußball, das kann man schon von uns verlangen."
Müller über seine Verletzungen: "Dem Rücken geht es gut. Mir geht es insgesamt körperlich sehr gut. Die Phase im Oktober war für mich persönlich natürlich nicht toll. Ich musste die ganze Zeit zuschauen. Aber für den Verein war es gut, wir haben, glaube ich, alle Spiele da gewonnen. Ich versuche mich jetzt einfach so gut wie möglich fit zu machen und der Mannschaft zu helfen. Wir haben da vorne drin sieben oder acht Spieler, die um die Positionen kämpfen. Am Anfang gab es große Diskussionen, als Robert Lewandowski den Verein verlassen hat. Das war klar, dass das auf mehreren Schultern verteilt werden muss. Wir machen das bislang wunderbar. Das hat ohne mich funktioniert und wird dann hoffentlich auch mit mir funktionieren."
Beginn: Thomas Müller ist da. Es geht los.
Vor Beginn: Müller will nach dem enttäuschenden WM-Aus mit der deutschen Nationalmannschaft beim FC Bayern angreifen. Dabei muss er angesichts der großen Konkurrenz um seinen Platz kämpfen. "Grundsätzlich kann Thomas mehrere Positionen spielen, aber die zentraleren liegen ihm am meisten. Da ist er sehr kreativ, was das in Szene setzen von Spielern angeht. Eine der Positionen wird es werden", sagte Trainer Julian Nagelsmann. Wie sieht Müller selbst den Konkurrenzkampf? Und wie steht es um seine Zukunft im DFB-Team? Zu diesen Themen könnte der 33-Jährige am Montag auf der Pressekonferenz Stellung beziehen.
Vor Beginn: Die Bayern haben aktuell mit großen Personalproblemen zu kämpfen. Manuel Neuer, Lucas Hernández und Sadio Mané fehlen bekanntlich langfristig. Zuletzt setzte auch Leon Goretzka mit dem Training aus. Dabei handelte es sich aber wohl nur um Belastungssteuerung.
Vor Beginn: Der FC Bayern bereitet sich aktuell auf die restliche Saison vor. Bereits am Freitag reiste der FCB in die katarische Hauptstadt Doha. Sechs Tage verweilt Coach Julian Nagelsmann mit seinem Team in der Aspire Academy, bevor es für den finalen Feinschliff wieder zurück nach Deutschland geht. Den kompletten Winterfahrplan des FC Bayern findet Ihr hier.
Vor Beginn: Herzlich willkommen zum Liveticker der Bayern-Pressekonferenz mit Thomas Müller. Die PK beginnt um 11.30 Uhr deutscher Zeit.
FC Bayern München: Pressekonferenz mit Thomas Müller im Livestream
Als Alternative zu unserem Liveticker gibt es auf der Webseite des FC Bayern München auch einen kostenlosen Livestream. Diesen findet Ihr direkt beim FC Bayern.
FC Bayern München: Die ersten Spiele des FCB im Jahr 2023
Datum | Uhrzeit | Wettbewerb | Gegner |
13. Januar | 18.00 Uhr | Testspiel | RB Salzburg |
20. Januar | 20.30 Uhr | Bundesliga | RB Leipzig (A) |
24. Januar | 20.30 Uhr | Bundesliga | 1. FC Köln (H) |
28. Januar | 18.30 Uhr | Bundesliga | Eintracht Frankfurt (H) |