Bei den vielen FCB-Verletzungen gab es unterschiedliche Vermutungen zu den Ursachen: Einige Experten gaben dem Hybridrasen auf dem Trainingsplatz oder in der Allianz Arena die Schuld.
Sky-Experte Didi Hamann sucht die Schuld hingegen bei Bayern-Cheftrainer Thomas Tuchel: "Irgendwas stimmt da nicht. Entweder trainieren die zu viel oder zu wenig. Mein Gefühl ist, dass die zu wenig trainieren. Das habe ich auch gehört."
Dem geht Müller-Wohlfahrt bei der Welt am Sonntag entschieden dagegen: "Es ist nicht die Schuld des Trainers. Thomas Tuchel hat in Sachen Training und Belastungssteuerung einen sehr guten Ruf. Er ist der Leidtragende, immer wieder muss er die Mannschaft neu formieren. Das ist schon eine enorme Schwächung für einen Klub."
Auch dem Hybridrasen auf dem Trainingsgelände gibt er keine Schuld: "Ganz klares Nein! Ein solcher Rasen ist heute Standard. Einen ähnlichen hatten wir schon unter Pep Guardiola. Der wurde sogar gewechselt, war aber nicht schuld an den Verletzungen damals."
FC Bayern München: Müller-Wohlfahrt sieht die Schuld nicht bei Tuchel oder dem Rasen
Der 81-Jährige sieht eine ganz andere Ursache: "Die Kernspin-Technik. Ihr wird ein deutlich zu hoher Stellenwert eingeräumt. Der Glaube an sie ist viel zu groß geworden. Die moderne Sportmedizin befindet sich nicht im Stillstand, sondern in der Rückentwicklung."
Der Arzt führt weiter aus: "Oft werden die Kernspin-Diagnosen von den Ärzten nicht manuell überprüft oder abgeglichen. Folglich stimmen die Diagnosen oft nicht. Die Sprache des Muskels wird viel zu wenig gehört. Die Technik kann die Hände nicht ersetzen. Das wird sie niemals können."
Für die Bayern geht es am Samstagabend (18.30 Uhr) gegen Union Berlin. Verzichten muss der FCB unter anderem auf die kürzlich verletzten Serge Gnabry, Kingsley Coman und Leroy Sané.
Für Müller-Wohlfahrt wäre die Bayern-Saison "mit weniger Verletzten anders gelaufen, das kann man sicher sagen. Für den Trainer ist es untragbar, dass er ständig Stammspieler ersetzen muss. Und selbst nichts dafür kann."
Er setze vor allem auf eine bessere Prävention: "Sie scheint mir in einigen Vereinen nicht gründlich zu sein. Zu meiner Zeit, unter Heynckes, Hitzfeld und van Gaal waren Muskelverletzungen kein Thema bei uns."
Stattdessen lag der Klub damals "auf Platz eins der Uefa-Statistik, hatten die wenigsten Ausfälle aller europäischen Topklubs. Und da hatten wir so viele englische Wochen wie heute, unter Hitzfeld auch."