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Aus BVB-Sicht lässt sich (einmal mehr) festhalten, dass die Schwarz-Gelben Verstärkung für die rechte Abwehrseite benötigen.
Drei Thesen zum Supercup 2021.
1. Das Altbewährte funktioniert beim FC Bayern: Es braucht (noch) keine Nagelsmann-Revolution
Zweites Pflichtspiel, erster Titel: Klar, es ist nur der Supercup, und klar, Julian Nagelsmann hat am Dienstagabend zu einem gewissen Teil die Früchte der Arbeit von Hansi Flick geerntet, doch das 3:1 bei Borussia Dortmund darf der neue Trainer des FC Bayern durchaus als persönlichen Triumph verbuchen.
Sein Schlüssel zu diesem Triumph ist nämlich so simpel wie untypisch für jemanden der als eine Art Innovator und Revolutionär vorgestellt wurde: Nagelsmann verkopft sich nicht zu sehr, er will nicht zu schnell zu viel Neues - und tut seiner Mannschaft nach einer strapaziösen Saison 2020/21 damit einen großen Gefallen.
Von der in Hoffenheim und Leipzig häufig praktizierten Grundordnung mit einer Dreier- respektive Fünferabwehrkette fehlt bisher jede Spur, Nagelsmann setzt auf das seit Jahren bewährte 4-2-3-1 und experimentiert in puncto Personal ebenso wenig herum. Muss er ja auch nicht. Die Achse steht und funktioniert, erst recht in den großen Spielen: Hinten hält Manuel Neuer alles, was es zu halten gibt, im Mittelfeld bilden Joshua Kimmich und Leon Goretzka das zuverlässige Herzstück und an vorderster Front läuft Robert Lewandowski mithilfe seiner "Zuarbeiter" um Thomas Müller weiterhin wie ein Uhrwerk.
Für Nagelsmann besteht also kein Grund, den FC Bayern auf Biegen und Brechen neu zu erfinden. Gewiss: Er muss mittel- bis langfristig neue taktische Elemente ins Spiel der Münchner bringen, zudem in Sachen Personal ein größeres Augenmerk auf die Förderung junger Spieler legen, die in die Fußstapfen der Routiniers treten können. Das tut er auch schon, wie das Beispiel Josip Stanisic zeigt. Doch solange Neuer, Lewandowski und Co. so performen wie gegen den BVB, braucht es an der Säbener Straße zumindest in dieser Saison weder eine große taktische noch eine große personelle Revolution.
Umso wichtiger ist aus Bayern-Sicht, dass die genannten Leistungsträger fit durch die Saison kommen. In der Breite fehlt es weniger als zwei Wochen vor der Schließung des Transferfensters nämlich nach wie vor an Qualität, darüber sollte auch der Supercup-Sieg nicht hinwegtäuschen. Nagelsmann selbst betonte nach dem Spiel: "Wir schauen immer, was auf dem Transfermarkt geht. Wenn noch Spieler kommen, freuen wir uns. Wenn nicht, freuen wir uns auch, weil wir eine sehr gute Mannschaft haben."
2. In dieser Form muss der FC Bayern mit Süle verlängern
Einer der, wenn nicht sogar der größte Trumpf des Rekordmeisters in Dortmund: Die Defensive hat sich deutlich gefestigter als noch beim Liga-Auftakt gegen Borussia Mönchengladbach präsentiert (1:1). Vor allem gelang es der Nagelsmann-Elf, Erling Haaland über weite Strecken der Partie kaltzustellen. Gerade das aus Niklas Süle und Dayot Upamecano bestehende Innenverteidiger-Pärchen harmonierte hervorragend miteinander, beide gewannen mehr als die Hälfte ihrer Zweikämpfe und überzeugten - anders als ihre Gegenüber - mit sicherem und zuverlässigem Spielaufbau.
"Wir haben sehr gut verteidigt, waren sehr aggressiv. Niki und Upa waren sehr stabil in der Kette. Es war von beiden ein Schritt nach vorne", lobte Nagelsmann nach dem Abpfiff.
Vor allem die momentane Verfassung von Süle ist durchaus als Überraschung einzustufen. Der 25-Jährige, bei der EM nur Bankdrücker und in den vergangenen Jahren für gewöhnlich ohnehin mit ein paar Kilos zu viel auf den Rippen aus der Sommerpause zurückgekehrt, hinterlässt unter seinem ehemaligen Hoffenheimer Förderer Nagelsmann einen erstaunlich fitten und wachen Eindruck. Knüpft er in den kommenden Wochen und Monaten an diese Form an, müssen die Bayern seinen 2022 auslaufenden Vertrag verlängern. Ein Verkaufskandidat ist er in diesem Sommer sowieso nicht mehr. Nagelsmann plant mit ihm. Zu Recht.
3. Ein neuer Rechtsverteidiger würde dem BVB guttun
"Ich habe viel Positives gesehen", sagte BVB-Trainer Marco Rose nach dem Spiel. Seine Mannschaft habe sich gerade offensiv einiges zugetraut und einige aussichtsreiche Chancen erarbeitet. Mag sein. Wie so oft in der jüngeren Vergangenheit brach dem BVB gegen die eiskalten Bayern aber einmal mehr eine zu schwache Defensivleistung das Genick.
Manuel Akanjis verheerender Fauxpas vor dem dritten Bayern-Tor war dabei nur die Spitze des Eisbergs. Gerade Felix Passlack auf der rechten Abwehrseite wirkte mit und ohne Ball komplett überfordert, die ersten beiden Gegentreffer kamen über seine Seite zustande.
"Felix hat sich in der Vorbereitung für diese Aufgabe qualifiziert", nahm Rose den 23-Jährigen nach dem Spiel in Schutz, "wir sind sehr froh, ihn zu haben." Dennoch sollte klar sein, dass auf dem höchsten Niveau mehr Qualität gefragt ist. Auch der coronabedingt derzeit nicht zur Verfügung stehende Thomas Meunier ist keine 1A-Lösung, wenn man sich seine Debüt-Saison in Erinnerung ruft und zugleich an die Auftritte seines Vorgängers Achraf Hakimi zurückdenkt.
Keine neue, aber wieder einmal deutlich gewordene Erkenntnis: Ein neuer Rechtsverteidiger würde dem BVB guttun.