Der Lückenspieler
Sechs K.o.-Spiele in der Champions League, fünf Siege, nur drei Gegentore: Inters Bilanz in der K.o.-Phase ist herausragend - und ganz eng mit dem Namen Esteban Cambiasso verknüpft.
Der Argentinier stand in allen sechs Partien über 90 Minuten auf dem Platz, ist seit Monaten in blendender Verfassung und der Schlüsselspieler in Mourinhos Defensivkonzept. Denn: Cambiasso antizipiert Spielsituationen unheimlich gut und hat ein überragendes Stellungsspiel. Da stört es wenig, dass der 29-Jährige nicht unbedingt der spritzigste ist.
Cambiasso ist der defensive Taktgeber. Er entscheidet, wann Inter frühzeitig Druck erzeugt oder sich tief in die eigene Hälfte zurückfallen lässt. An ihm orientieren sich der zweite Sechser und die beiden Außenspieler.
Und: Cambiasso schließt die wenigen Lücken in Inters Defensivverbund. Schaltet sich beispielsweise Rechtsverteidiger Maicon ins Spiel nach vorne ein, schiebt Cambiasso in dessen Rücken leicht nach rechts und gibt bei Ballverlust und Gegenangriff, wenn nötig, sogar den Rechtsverteidiger, bis Maicon zurück ist (siehe Bild 1 bis 3).
Oder: Wird der Druck auf die eigene Viererkette zu groß bzw. zieht ein gegnerischer Angreifer einen Innenverteidiger aus dem Zentrum, lässt sich Cambiasso als zusätzliches Glied in die Abwehrkette fallen und verringert dadurch den entstandenen Abstand zwischen den einzelnen Teilen der Viererreihe erheblich, wodurch Anspiele in den Strafraum kaum mehr möglich sind, ohne dass ein Inter-Spieler Zugriff hat (siehe Bild 4 bis 7).
In die Offensive schaltet sich Cambiasso dagegen nur äußerst selten ein, den langen Weg aus dem defensiven Mittelfeld in die Spitze geht er kaum. Die Spieleröffnung und vor allem -verlagerung läuft allerdings häufig über den Argentinier, der nach Ballabgabe seinem Pass sofort hinterher schiebt, um auch im Offensiv-Spiel keine zu großen Lücken entstehen zu lassen und dadurch bei Ballverlust schnellstmöglich eingreifen zu können.