Das Offensivspiel
Wer glaubt, die Mourinho-Elf ist nur aufgrund der starken Defensivleistung so erfolgreich, der täuscht sich. Inter hat auch in der Offensive eine enorme Qualität, wenngleich Inters Spiel vor allem in der Champions League nicht darauf ausgelegt ist, eine Partie mit hohen Ballbesitzzeiten und Spielkontrolle zu bestimmen. Im Offensivspiel soll der Ball vielmehr schnell in die gegnerische Hälfte gebracht werden.
In der Spieleröffnung greifen Keeper Julio Cesar wie auch die beiden Innenverteidiger deshalb häufig auf lange Bälle zurück. Wird der Ball kurz und flach nach vorne getragen, wandert er meist zu einem der beiden Sechser und von dort oft zu Sneijder. Die beiden defensiven Mittelfeldspieler haben damit ihren offensiven Auftrag erledigt.
Wie Cambiasso rücken auch Motta/Stankovic bei eigenen Angriffen kaum mit nach vorne, sondern halten das Zentrum und verschaffen somit anderen Spielern Freiheiten.
Maicon macht Druck über rechts
Einer davon ist Maicon. Anders als Javier Zanetti, sein Pendant auf links, marschiert der Rechtsverteidiger häufig mit nach vorne und bekommt, weil Eto'o einrückt, meist die komplette Außenbahn zur Verfügung (siehe Bild 1 bis 5).
Überzahl schaffen auf der Außenbahn oder klassisches Hinterlaufen, wie es bei den Bayern Robben und Lahm häufig praktizieren, findet bei Inter nur selten statt. Dafür hat Maicon im Idealfall allerdings mehr Zeit und Raum für seine dynamischen Antritte und scharfe Flanken aus dem Halbfeld.
Der Brasilianer ist ein Schlüssel in der Offensive, die große Stärke Inters ist allerdings die offensive Flexibilität. Im Defensivverhalten haben Eto'o, Pandew/Balotelli, Sneijder und Milito klare Aufgaben zu erfüllen, kommt der Ball allerdings in die Offensive, hat dieses Quartett alle Freiheiten.
Ohne Plan oder völlig spontan läuft es allerdings auch im Offensivspiel nicht ab. Die Idee: Andauernde Positionswechsel. Trägt Inter den Ball kontrolliert nach vorne, bewegen sich alle Akteure des Offensiv-Quartetts - und zwar variierend zwischen vertikalen und horizontalen Laufwegen.
Sneijder als fixe Anspielstation
Heißt beispielsweise: Milito startet aus dem Sturmzentrum parallel zur gegnerischen Viererkette nach außen, während Pandew von der linken Außenbahn Richtung Mitte einläuft und Eto'o auf der Gegenseite für den weiten Diagonalpass mit Tempo in die Schnittstelle zwischen Außen- und Innenverteidiger geht (siehe Bild 6 bis 10).
Während Milito, Pandew/Balotelli und Eto'o für Geschwindigkeit und damit Bewegung in der eigenen Offensive sowie der gegnerischen Defensive zuständig sind, geht Sneijder nur selten mit Tempo nach außen oder in die Tiefe, sondern dient als fixe Anspielstation im offensiven Zentrum und fungiert als Ballverteiler (im Idealfall per Direktpass) oder sucht selbst den Abschluss aus der zweiten Reihe (siehe Bild 8 und 9).