2. Aufstellung: Rangnick geht bewusst volles Risiko
So kühn die taktische Ausrichtung war - auch mit seiner Aufstellung bewies Rangnick Wagemut und sein derzeit glückliches Händchen. Angesichts der Ausfälle hätte man erwarten können, dass Rangnick behutsamer vorgeht, immerhin fehlte vom Torwart abgesehen auf jeder Position ein Leistungsträger: Metzelder (Abwehr), Kluge (Mittelfeld) und Huntelaar (Sturm).
Doch statt sich für die vorsichtigere Variante zu entscheiden und den gelernten Sechser Schmitz ins Mittelfeld zu stellen, ersetzte Rangnick den für die Stabilität so ungemein wichtigen Kluge mit dem begabten, aber häufig unwirksamen Jurado.
Der Spanier, sonst ein Defensivrisiko, sollte als Sechser/Zehner-Hybrid im Spiel gegen den Ball Papadopoulos helfen, nach Ballgewinn jedoch sofort sich hinter die beiden Spitzen schieben und den Angriff lenken.
Eine ungemein schwierige Aufgabe, die Jurado erstaunlich gut ausfüllte, auch wenn ihm, ähnlich wie Baumjohann, als Offensivspieler gelegentlich das Timing fehlte, wann er den ballführenden Gegenspieler direkt angreifen oder lieber abwarten sollte.
Baumjohann zeigte seine bekannten Ballfertigkeiten in sehenswerten Kombinationen mit Jurado, Raul sowie Jefferson Farfan und erledigte seine Defensivaufgaben nicht fehlerfrei, nichtsdestotrotz aber gewissenhaft.
Eine Randgeschichte, die im 2:5-Trubel unterging: Mit Baumjohann und dem nicht minder laufstarken Hans Sarpei wurde die linke Seite von zwei Spielern besetzt, die unter Felix Magath in die 4. Liga zu Schalke II herabgestuft worden waren - und in Mailand fast schon beiläufig Maicon, den vielleicht besten Rechtsverteidiger der Welt, ausschalteten.
Weitere richtige Personalien: Matip überraschend in der Innenverteidigung aufzubieten, obwohl dieser von Magath nur auf der Sechs oder rechts hinten benötigt wurde, und dafür den kantigen und bissigen Papadopoulos als Sneijder-Sonderbewacher ins defensive Mittelfeld zu stellen (Rangnick: "Seine Aggressivität hilft uns").
Noch eine wichtige Entscheidung verknüpfte Rangnick mit einem Seitenhieb in Richtung Magath. Entgegen der Meinung seines Vorgängers sieht Rangnick in Edu einen Keilstürmer, der kraft seiner Physis und Wucht Räume für Raul schaffen soll. Edu erzielte in Mailand zwei Tore. Rangnick süffisant: "Wenn man Edu aufstellt, muss man ihn vorne bringen. Das ist kein Spieler für die Außenbahn."
1. Taktische Ausrichtung: Run'N'Gun
3. Taktische Umstellung - Rückkehr der Hoffenheim-Barca-Vision