SPOX: Herr Dost, wo haben Sie eigentlich die Champions-League-Auslosung fürs Viertelfinale verfolgt?
Bas Dost: Ich habe sie mir zusammen mit einem Freund bei mir zuhause in Zwolle angeschaut. Ich habe schon vorher gesagt: 'Es wird Real Madrid.' Und dann kommt es wirklich so. Im Endeffekt war es aber egal, wen wir zugelost bekommen. Wenn man unter den letzten acht Mannschaften steht, weiß man, dass man einen schweren Gegner bekommt.
SPOX: Aber Real Madrid zu Gast in Wolfsburg...
Dost: Klar, das ist ein Traumlos. Das werden zwei geile Spiele.
SPOX: Darf man im Viertelfinale nicht auch mal träumen, gerade gegen so einen Gegner?
Dost: Natürlich dürfen wir träumen. Als man uns zu Beginn der Saison in die Gruppe mit PSV Eindhoven, ZSKA Moskau und Manchester United gelost hat, haben wir uns das Ziel gesetzt, weiterzukommen. Wir haben uns dort genauso verdient durchgesetzt wie im Achtelfinale gegen Gent. Jetzt liegt die Favoritenrolle aber beim Gegner. Die meisten erwarten, dass Real weiterkommt, was für uns nicht so schlecht ist. Wir haben nichts zu verlieren und wollen gegen einen Gegner dieser Größenordnung zeigen, wozu wir eigentlich im Stande sind.
SPOX: Was wäre Ihr schönstes Szenario im Bernabeu? Nach einem 0:0 im Hinspiel erzielt Bas Dost kurz vor Schluss das 1:0?
Dost: (lacht) Mir ist es egal, wer das Tor schießt. Wenn wir auf diese Art weiterkommen, unterschreibe ich das aber gerne so.
SPOX: Pünktlich dazu sind Sie wieder fit. Wie fühlt es sich an, nach so vielen Wochen endlich wieder auf dem Platz zu stehen?
Dost: Es fühlt sich gut an, ich bin froh, wieder in Wolfsburg zu sein. Nach der OP ging es erst einmal langsam voran. Eine Verletzungspause ist immer eine schwere Zeit. Die Lust, wieder mitzumachen, ist daher riesig.
SPOX: Schon im vergangenen Jahr setzte Sie eine Verletzung länger außer Gefecht. Was schoss Ihnen durch den Kopf, als es Sie in diesem Winter wieder traf?
Dost: Am Tag der Diagnose war ich richtig sauer. Diese Wut, schon wieder nicht mitwirken zu können, hält ein paar Stunden an, danach muss man aber weitermachen. Ich habe versucht, es positiv zu sehen: Denn die Freude, nach der Verletzung wieder spielen zu können, ist umso größer. Trotzdem ist es nicht schön, während meiner Zeit in Wolfsburg schon ein ganzes Jahr verletzt gewesen zu sein, das macht natürlich keinen Spaß.
SPOX: Nach dem Pokalsieg im vergangenen Sommer sang ganz Wolfsburg den Song "Türlich, Türlich" von Das Bo, in dem es heißt: "Bass, Bass, wir brauchen Bass." Man dichtete den Text auf Ihren Namen um. Nach dem sportlichen Verlauf der letzten Wochen könnte man meinen, das Lied ist passender denn je?
Dost: (lacht) Das müssen andere entscheiden. Sportlich lief es in den letzten Wochen nicht immer perfekt für uns. Ich weiß auch, dass ich für die Mannschaft wichtig sein kann, das hat die Vergangenheit bewiesen. Deshalb nervt es mich auch so sehr, dass ich das in den letzten Monaten nicht zeigen konnte.
SPOX: Womit tut sich die Mannschaft auf dem Platz aber immer wieder so schwer?
Dost: Wir haben in einigen Spielen die Freude vermissen lassen. Generell ist es aber auch gar nicht so einfach, eine so starke Saison wie die letzte zu bestätigen. Jeder hat erwartet, dass wir das wieder schaffen. Bis jetzt sind wir aber weit davon entfernt, auf den Plätzen eins bis vier mitzumischen. Man spürt, wie der Druck zunimmt. Wir haben immer noch die Chance auf eine gute Platzierung, müssen jetzt aber endgültig aufwachen.
SPOX: Sie erleben gerade Ihr viertes Jahr in Wolfsburg und stehen bei 46 Treffern in 108 Pflichtspielen für den VfL. Wie zufrieden sind Sie selbst mit Ihrer bisherigen Zeit in Deutschland?
Dost: Es gab gute und schlechte Zeiten und in allen Phasen habe ich viel gelernt. Gerade 2015 lief super. Wenn ich aber meine gesamte Dauer in Wolfsburg betrachte, bin ich nicht voll zufrieden. Ich habe mehr von mir erwartet. Als ich damals zum VfL kam, war ich amtierender Torschützenkönig in Holland. Nach dem Wechsel hat mir aber alles zu lange gedauert. Ich wollte zeigen, was ich drauf habe, jedoch bekam ich nicht von Anfang an die Chance dazu. Gemessen an dem, was ich kann, war in den dreieinhalb Jahren mehr drin. Da spielen natürlich auch die Verletzungen mit rein.
SPOX: Während Ihrer sehr erfolgreichen Phase im letzten Jahr entstand im Internet ein kleiner Hype um Ihren Namen. Unter dem Hashtag #Dostfilm wurden Titel berühmter Filme umgedichtet, etwa Dostbusters, Final Dostination, 007 - ein Quantum Dost oder Basterix und Dostelix. Welcher hat Ihnen am besten gefallen?
Dost: Ich nutze weder Instagram, noch Facebook oder Twitter, sodass mir solche Dinge oftmals vorenthalten bleiben. Meine Freunde machen mich aber immer wieder drauf aufmerksam oder leiten mir lustige Inhalte weiter. Ich finde so etwas kreativ und kann auf jeden Fall mitlachen. Es freut mich, wenn ich bei den Fans gut ankomme und auch die Medien lobende Worte finden.
SPOX: Fühlte es sich dennoch ein bisschen so an, als habe monatelang niemand etwas von Ihnen gewollt und plötzlich, durch Ihre Trefferserie, kamen alle an?
Dost: Nein, das Gefühl hat man mit 18 oder 19, wenn man noch neu ist in der großen Fußballwelt. Mittlerweile kenne ich das Geschäft. In dem Moment, in dem man erfolgreich ist, wird man auch in der Öffentlichkeit sehr groß gemacht. Umso kleiner scheint man aber zu sein, wenn man mal zwei oder drei Monate raus ist - sei es nur durch eine Verletzung. Das gefällt mir nicht. Das mediale Interesse fühlte sich natürlich gut an, jedoch neigt man auch zur Übertreibung: Es war mir fast schon zu viel Aufmerksamkeit.