Sein Lächeln hatte Rafinha nach dem 3:3 bei Ajax in der Amsterdamer Johan-Cruyff-Arena zumindest nicht verloren, als er durch die Mixed Zone ging. Ein freundlicher Gruß an die anwesenden Journalisten und dann rein in die Kabine der Hausherren, um später mit einem Trikot des niederländischen Rekordmeisters zurückzukehren.
Verspäteter Jerseytausch, nachdem die Jungs vom FC Bayern direkt nach Abpfiff zum Auslaufen verdonnert worden waren. Als er kurz darauf frischgeduscht in Richtung Ausgang marschierte, wuselte sich der kleine Brasilianer an den Absperrgurten vorbei und rief der Dame vom Sicherheitspersonal augenzwinkernd zu: "Ich bin kein Spieler." Die Frau ließ den Schelm gewähren, schenkte ihm keine große Beachtung.
Anders als die Protagonisten von Ajax, die Rafinha im Vorfeld der Begegnung wohl als Schwachstelle im Defensivverbund der Münchner ausgemacht hatten. Besonders, wenn die Gäste versuchten, ihr Aufbauspiel geordnet aufzuziehen, stürzten sich die flinken Angreifer um Dusan Tadic, David Neres oder Mittelfeldmann Donny van de Beek, der sich ebenfalls fleißig am Gegenpressing beteiligte, auf den Rechtsverteidiger, der aufgrund des Wechsels Joshua Kimmichs auf die Sechserposition plötzlich wieder Stammspieler ist.
Gegen die Niederländer durfte er zum vierten Mal in Folge über die volle Distanz gehen. Eine Belastung, die offenbar Spuren bei dem routinierten Ex-Schalker hinterließ.
Kovac: "Jeden dritten Tag auf Top-Niveau spielen, geht nicht"
Dass Trainer Niko Kovac aufgrund diverser Umstände von seinem Modell der ständigen Rotation abgerückt ist, ist bekannt. Im September dieses Jahres erklärte der Kroate allerdings noch im Interview mit Goal und Spox: "Jeden dritten Tag auf Top-Niveau spielen, geht nicht. Das wissen die Spieler und das weiß ich selbst."
Nun musste Rafinha auch ein Stück weit "aus der Not geboren", wie Kovac jüngst verdeutlichte, eben doch jeden dritten Tag ran. Das Resultat: Rafinha wirkte verunsichert, leistete sich gleich von Beginn an teils eklatante Fehlpässe, die von den Gastgebern nicht zwingend genug ausgespielt wurden.
Nicht nur das, auch Ballverluste im Dribbling oder ein mehrmaliges Zuspätkommen gegen einen seiner Gegenspieler, welches schlecht getimte Grätschen nach sich zog und zumeist einen Ajax-Spieler mit schmerzverzerrtem Gesicht zurückließ, gehörten am Mittwochabend zum Rafinha-Repertoire.
Er offenbarte Schwächen, die in der Bundesliga gegen Teams wie zuletzt Nürnberg oder in Bremen eine Woche zuvor nicht derartig auffielen, weil die Genannten nicht mit einer solchen Qualität aufwarten wie Ajax oder vielmehr noch die kommenden Gegner in der Champions League.
FC Bayern: Immer wieder Gerüchte um Benjamin Pavard
Seit Kovac den deutschen Rekordmeister übernommen hat, schwebt das Wort "Umbruch" über der bayrischen Landeshauptstadt. In der jüngeren Vergangenheit bemühte Präsident Uli Hoeneß den geflügelten Begriff höchstselbst immer wieder.
Passt es da zusammen, dass ein 33-Jähriger quasi als A-Lösung auf den defensiven Flügeln gilt und potenzielle Neuzugänge für den Winter, namentlich Benjamin Pavard vom VfB Stuttgart, der immerhin als Stamm-Rechtsverteidiger mit Frankreich die WM gewann, für die Rückrunde offenbar kein Thema sind?
Weil Kovac nicht noch einen "vierten, fünften oder sechsten Innenverteidiger" benötigt, wie er sagte. Generell treffen die Verantwortlichen dieser Tage diverse Aussagen, ob denn im Januar noch jemand kommen soll oder nicht. Während Hoeneß und Kovac nicht davon ausgehen, dass Bewegung in den Kader kommt, sprach Sportdirektor Hasan Salihamidzic davon, dass die Bayern versuchen werden, "etwas zu machen".
FCB: Thiago zurück - Kimmich wieder als Rechtsverteidiger?
Was Rafinha betrifft, der in den vergangenen Jahren ohne Zweifel gute Leistungen gebracht hat, dann, wenn er gebraucht wurde, immer auf den Punkt da war, im Prinzip den Mr. Zuverlässig mimte, könnte dem schon bald wieder die Rolle als Ergänzungsspieler zuteilwerden.
Thiago ist auf dem besten Wege, sich vollständig von seinem Außenbandriss im Sprunggelenk zu erholen. Kovac machte noch am vergangenen Montag klar, dass der Spanier selbstredend neben Kimmich und Leon Goretzka als defensiver Mittelfeldspieler infrage kommt. In Amsterdam wusste dieser gleich nach seiner Einwechslung zu gefallen, holte einen Elfmeter raus und bereitete das zwischenzeitliche 3:2 durch den ebenfalls genesenen Kingsley Coman vor.
Rafinha hatte seinen Vertrag im Mai dieses Jahres um eine weitere Saison verlängert. Ähnlich wie bei seinen Oldie-Kollegen Arjen Robben, der einen Abgang aus München bereits bestätigte, und Franck Ribery, der seine Zukunft selbst noch weitestgehend offenließ, könnte der viermalige brasilianische Nationalspieler nach dann acht Jahren im Trikot der Bayern "adeus!" sagen.
"Ich gelte jedes Jahr als erster Kandidat, der den Verein verlassen könnte. Aber ich bin immer noch hier", gab er noch im April schnippisch zum Besten. Natürlich mit einem Grinsen auf den Lippen, einem lockeren Augenzwinkern. Ob das auch für eine weitere Spielzeit gilt, bleibt aber diesmal tatsächlich fraglich.
Ob das auch für eine weitere Spielzeit gilt, bleibt aber diesmal tatsächlich fraglich.