Zwei Superteams treffen aufeinander: PSG empfängt Manchester City in der Champions-League-Gruppenphase (21 Uhr im LIVETICKER). Trotz des Final-Charakters gibt es einen Favoriten. SPOX und Goal blicken auf die aktuelle Form, Probleme und die Schlüssel zum Sieg.
Platz zwei gegen Platz sieben. Das ist vielleicht die nüchternste Gegenüberstellung der beiden Teams, die das absolute Topspiel des zweiten Champions-League-Spieltags austragen. Manchester City ist Zweiter im UEFA-Klubkoeffizienten-Ranking, PSG Siebter.
Deutlich spektakulärer als einstellige Zahlen sind aber natürlich zehnstellige Zahlen! 1,06 Milliarden Euro hat Manchester City allein in den vergangenen fünf Jahren für Transfers ausgegeben. PSG hingegen befand sich im "Sparkurs" und gab daher "nur" 840 Millionen Euro aus.
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Für viel Geld bekommt man auch namhafte Spieler. Spätestens bei diesem Vergleich der beiden Superteams wird der Begriff Spitzenspiel deutlich: Messi, Neymar, Mbappe, De Bruyne, Grealish, Mahrez, Guardiola, Pochettino. Selbst ohne die fehlenden Ramos (Oberschenkel), Di Maria (gesperrt) und Gündogan (Oberschenkel) ist das ein Star-Aufmarsch sondergleichen.
Doch was erwartet uns tatsächlich von dem Spiel der beiden Fußball-Schwergewichte? SPOX und Goal werfen einen Blick auf die aktuelle Form und Probleme.
Aktuelle Form: So lief der Saisonstart für PSG und City
PSG:
- Bisherige Pflichtspielbilanz: 8 Siege, 1 Unentschieden, 1 Niederlage
Ist es töricht, nach acht von 38 Ligaspielen zu behaupten, die Meisterschaft in Frankreich sei entschieden? Was vor dem Saisonstart zu erwarten war, ist eingetreten: PSG führt die Ligue 1 mit bereits neun Punkten Vorsprung auf den Zweitplatzieren Lens an.
gettyDer Erfolg in der Liga bringt allerdings keinerlei Ruhe ins PSG-Umfeld. Es brodelt und kracht mehr denn je beim Scheich-Klub.
Ja, von dieser Mannschaft ist deutlich mehr zu erwarten. Dafür, dass PSG aufgrund von Verletzungen und Belastungssteuerung in den bisher zehn Pflichtspielen dieser Saison mit zehn verschiedenen Aufstellungen spielte, läuft es doch ganz gut. Sergio Ramos und Juan Bernat, zwei potenzielle Stammspieler, standen beispielsweise noch keine Sekunde auf dem Platz.
Unter dem nochmals verstärkten Brennglas der Öffentlichkeit wird allerdings jede klitzekleine Abweichung vom theoretischen Ideal einer Sportmannschaft zum Riesenproblem hochstilisiert.
In Montpellier oder Straßburg würde man sagen: Dieses neu zusammengestellte Team muss sich erst noch finden. In Paris aber wird scheinbar das spektakuläre Scheitern der überbezahlten Superstars herbeigesehnt.
Manchester City:
- Bisherige Pflichtspielbilanz: 6 Siege, 1 Unentschieden, 2 Niederlagen
Die frühen Saisonniederlagen gegen Leicester im Supercup und Tottenham am 1. Spieltag liegen bereits über sechs Wochen zurück. Blendet man diese beiden Spiele aus, steht City bei fast perfekter Punkteausbeute und 18:3 Toren. Platz zwei in der Premier League.
Am vergangenen Wochenende schlug der amtierende englische Meister in Chelsea einen der beiden wohl härtesten Konkurrenten in dieser Saison mit 1:0. Am Sonntag wartet mit dem FC Liverpool der andere. Dazwischen die Reise nach Paris - es gibt leichtere Programme.
Dennoch: City präsentiert sich bisher defensiv sicher und offensiv variabel. Wie für PSG gilt auch für die Mannschaft von Pep Guardiola: ein gelungener Saisonstart - trotz einiger Probleme.
Probleme: PSG-Superstars stehen sich auf den Füßen
PSG: Der XXL-Umbruch braucht noch Zeit:
Gigi Donnarumma, Sergio Ramos, Achraf Hakimi, Georginio Wijnaldum, Lionel Messi: Fünf vermeintliche Stammspieler verpflichtete PSG im Sommer.
Das klingt erstmal super. Dieser XXL-Umbruch ist selbst beim individuellen Talent der Spieler aber keine sofortige Erfolgsgarantie. Das Pariser Star-Ensemble ist noch nicht eingespielt. Aufgrund der Genialität von Neymar, Messi, Mbappe und auch Angel Di Maria wird der beste Angriff aller Zeiten erwartet. Noch stehen sich die Stars vorne etwas auf den Füßen: Neymar und Mbappe in den linken Halbräumen, Messi und Di Maria in den rechten Halbräumen.
Bisher standen die vier allerdings nur 76 Minuten gemeinsam auf dem Platz - beim 2:1-Sieg gegen Olympique Lyon. Neymar, Messi und Mbappe hatten immerhin schon insgesamt 127 Minuten gemeinsam das Vergnügen.
Messi fehlte bereits in fünf Spielen aufgrund einer Knochenprellung oder wegen Trainingsrückstands. Auch Neymar stieg nach dem Copa-America-Finale gegen Kumpel Messi erst verspätet ins Mannschaftstraining ein - vier verpasste Spiele.
Das zieht sich durch die Mannschaft. 16 Kaderspieler verpassten in der laufenden Saison schon Ligaspiele.
Mauricio Pochettino hat das Team in der vergangenen Saison mittendrin von Thomas Tuchel "on the flight" übernommen. Die Vorbereitung war die erste Chance, seine Spielidee auch im Training intensiv einzustudieren. Das war aufgrund der ganzen Ausfälle aber nicht möglich. Stattdessen bleibt Pochettino wie schon in der Vorsaison nur: Belastungssteuerung, Taktik-Theorie und die Stimmung hochhalten.
optaEgo-Reibereien:
Der letzte Punkt nimmt im Vergleich zur Vorsaison augenscheinlich einen noch größeren Teil ein. Die wenigsten Fußballer nehmen gern auf der Bank Platz. Wieso sollte das bei den Topverdienern der Branche anders sein?
- Donnarumma vs. Navas: Neuzugang Donnarumma bleibt aktuell nur die Backup-Rolle hinter Keylor Navas. Der kennt seine Vordermänner immerhin schon und zeigt sich in starker Früh-Form. "Beide Torhüter zeigen außergewöhnliche Leistungen, selbst im täglichen Training", sagte Pochettino zum Zweikampf im Tor. Dass Donnarumma davon angefressen ist, ist nur logisch.
- Messi-Auswechslung: Auch Messis Lächeln ist kurzzeitig wieder verschwunden. Während der ewige Kontrahent Cristiano Ronaldo bei Manchester United voll eingeschlagen hat, läuft es bei La Pulga in Paris noch überhaupt nicht. In erster Linie liegt das daran, dass Messi nicht spielen kann. 190 Minuten hat er erst für PSG auf dem Platz gestanden. Dass Pochettino seinen neuen Superstar nicht in der Frühphase der Saison unnötig verbrennen will, ist nachvollziehbar. Dass Messi beim Stand von 1:1 gegen Lyon gern weiterspielen würde, ist auch klar. Entsprechend genervt war er von seiner Auswechslung in der 76. Minute. "Wir sind hier, um Entscheidungen zu treffen. Ob es den Leuten gefällt oder nicht", sagte Pochettino im Anschluss.
- Mbappe vs. Neymar: Der dritte "große" Streitpunkt bei PSG. Mbappe war im Spiel gegen Montpellier (2:0) offenbar genervt davon, dass Neymar ihn angeblich nicht anspiele. Ein Gedanke, der nicht optimal für das Mannschaftsklima, aber in jedem Team der Welt gang und gäbe ist.
Es sind kleine Ego-Reibereien, die Pochettino moderieren muss. Stellt sich der (individuelle) Erfolg bald ein, dürfte der PSG-Zug aber ins Rollen kommen. Gegen City aber ist PSG der Außenseiter, wenngleich die Individualkünstler jederzeit aufdrehen könnten.
gettyManchester City: Der fehlende Stürmer
Die Skyblues sind das eingespieltere Team. Das ist auch nötig. Etwas polemisch könnte man behaupten: Anstatt mit drei Weltklasse-Stürmern spielt Manchester City ohne Stürmer.
Das war auch über weite Strecken der vergangenen Saison so. Das Problem ist nicht, dass die Mannschaft dadurch keine Tore erzielt, ganz im Gegenteil. Wenn City die Pressingmomente nutzt und sein variables Positionsspiel aufzieht, ist jede Defensive in Gefahr.
Dem Vorjahresfinalisten fehlt es jedoch an Konstanz. Dieses Level an Spielwitz, Disziplin und Kreativität jedes Spiel gegen tiefstehende Gegner hochzuhalten, ist eine Mammutaufgabe, die auch Guardiola nicht stemmen zu können scheint.
"Wenn wir ein Spiel verlieren, sagen die Leute, wir brauchen einen Stürmer. Wir müssen einfach besser spielen, um ein besseres Ergebnis zu erzielen. Wir wissen, dass wir keinen Stürmer mit 25 Saisontoren im Kader haben, aber das müssen wir mit Teamwork ausgleichen. Jeder muss sich einbringen, das ist das Wichtigste", entgegnete Guardiola jüngst den City-Kritikern.
Auch im Spiel gegen Chelsea ließ die offensive Durchschlagskraft trotz der 15 Torabschlüsse zu Wünschen übrig: Nur vier Schüsse gingen auf das Tor von Chelsea. Allerdings: City-Keeper Ederson musste kein einziges Mal auf der Linie klären. Damit wären wir bei den Schlüsseln zum Sieg.
Der Schlüssel zum Sieg:
Manchester City: Angriffspressing
Spieler wie Kevin De Bruyne oder Neuzugang Jack Grealish stechen aus dem Kollektiv Manchester City trotz allem heraus. Dennoch ist wie schon gegen Chelsea die defensive Teamarbeit der X-Faktor.
Mit Defensive ist bei City in erster Linie das Angriffspressing gemeint. Phil Foden und dahinter De Bruyne, Grealish und Gabriel Jesus zeigten gegen Chelsea in dieser Hinsicht eine außergewöhnliche Leistung. 53 Balleroberungen hatte Manchester City gegen die Blues (Saisonbestwert) - fünf davon in der gefährlichen Zone, im letzten Angriffsdrittel.
PSG: Achraf Hakimi
Der einzige Neuzugang, der unter Pochettino regelmäßig Top-Leistungen abruft, ist der Ex-Dortmunder Hakimi. Neben Presnel Kimpembe absolvierte Hakimi die meisten Spielminuten aller PSG-Stars.
In zehn Spielen sprangen dabei schon fünf Scorerpunkte heraus, darunter auch der Doppelpack beim 2:1-Sieg gegen Metz.
Hakimi fügt dem PSG-Spiel auf der rechten Abwehrseite vor allem offensiv eine neue Dimension hinzu. Sein Offensivdrang ist nicht mit dem von Thomas Meunier oder Alessandro Florenzi vergleichbar. Durch seine Tempoläufe, bei denen er im letzten Drittel Top-Speed erreicht, ist der Marokkaner extrem schwer zu verteidigen.
Mit dem Ball in den eigenen Reihen steht Hakimi extrem hoch und bietet eine weitere Option für einen vertikalen Spielaufbau, der von Kimpembe mit Diagonalbällen forciert wird.
Mit dem Ball am Fuß ist Hakimi zudem variabel: Oft sucht er den Zug in die Box, zieht aber immer wieder auch zur Grundlinie. Hakimi wartet auf Unordnung des Gegners. Seine Hereingaben aus dem Dribbling heraus sind schwer zu verteidigen, da er sie vom Sechzehnereck mit Rückwärtsdrall in die Mitte chippt.
PSG - Manchester City: Voraussichtliche Aufstellungen
Paris: Navas - Hakimi, Marquinhos, Kimpembe, Nuno Mendes - Herrera, Paredes, Gueye - Messi, Mbappe, Neymar
Manchester City: Ederson - Walker, Dias, Laporte, Cancelo - Bernardo Silva, Fernandinho, De Bruyne - Mahrez, Foden, Grealish
PSG - Manchester City: Angeberwissen I
"Ich weiß es nicht", sagte der Spanier am Montag auf der Pressekonferenz auf die Frage, wie man Messi, Neymar und Mbappe verteidigen soll. Man möchte meinen, dass Mentor Guardiola das Spiel seines Ziehsohns Messi sehr wohl zu verteidigen weiß. Aber: Gegen Mannschaften von Guardiola war Messi in bisher sechs Spielen sechsmal erfolgreich (4 Tore gegen City, 2 gegen den FC Bayern).
PSG - Manchester City: Angeberwissen II
Das vermeintliche Traumtrio liefert noch nicht? Vielleicht ändert sich das ausgerechnet gegen Manchester City. Kommt PSG selbst ins letzte Angriffsdrittel, könnte es für die Engländer haarig werden: Messi (124), Neymar (110) and Mbappe (70) sind seit der Saison 2018/19 die Spieler mit den meisten erfolgreichen Dribblings in der UEFA Champions League.