"Ich wäre auch sauer gewesen, natürlich": Thierry Henry kann Jude Bellinghams Frust wegen Kylian Mbappé gut verstehen

Von Oliver Maywurm
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© getty

Real musste gegen Milan den nächsten Dämpfer einstecken, auch Mbappé enttäuschte wieder. Henry dröselte danach die Probleme auf.

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Der ehemalige Weltklassestürmer Thierry Henry hat nach Real Madrids 1:3-Niederlage gegen die AC Milan in der Champions League am Dienstagabend ausführlich erklärt, warum Stürmerstar Kylian Mbappé seiner Meinung nach der Hauptgrund für die Probleme der Königlichen in der bisherigen Saison ist.

Henry sieht - genau wie unter anderem auch Ex-Real-Torjäger Karim Benzema - die hauptsächliche Problematik darin, dass Mbappé eher ein linker Flügelstürmer ist als ein klassischer Mittelstürmer und sich noch an die ihm bei Real zugeordnete Position gewöhnen muss. "Er muss lernen, als Nummer 9 zu spielen und den Willen und die Gier entwickeln, ständig in die Tiefe durchzustarten", begann Henry in seiner Rolle als TV-Experte beim US-Sender CBS Sports seine Analyse.

Dem Weltmeister von 1998 fiel beim Spiel gegen Milan besonders auf, dass sehr häufig Jude Bellingham aus dem Mittelfeld heraus dem ballführenden Mitspieler den tiefen Laufweg anbot, was als zentrale Spitze eigentlich vornehmlich Mbappés Aufgabe sein sollte. Doch der Franzose kam in den gezeigten Szenen stattdessen meist entgegen.

"Nicht immer, aber sehr häufig, ist es Bellingham, der versucht, diesen Lauf zu machen. Ich weiß, dass das ab und zu passieren kann - aber doch nicht jedes Mal", bemängelte Henry. Dadurch entstehe "eine gewisse Frustration" bei Bellingham und Mbappés anderen Teamkollegen.

Real Madrid CF v FC Barcelona - La Liga EA Sports
© Getty Images

Klartext von Henry: "Glaubt ihr, Bellingham macht diese Läufe gerne?"

"Ich weiß, dass Mbappé keine Nummer 9 ist und das nicht die Dinge sind, die er gerne macht. Aber glaubt ihr, Bellingham macht diese Läufe gerne?", gab Henry zu bedenken. "So kannst du keine Spiele gewinnen."

Er könne auch gut nachvollziehen, warum Bellingham bei seiner Auswechslung in der 74. Minute seinem Frust freien Lauf ließ, eine Trinkflasche weg kickte. "Ich wäre auch sauer gewesen, natürlich", so der 47-Jährige.

Mbappé werde für Real sicher mit der Zeit wertvoller werden, führte Henry weiter aus. "Denn er kann nicht schlechter werden als heute. Man verlangt nicht von ihm, ständig Bälle festzumachen wie Didier Drogba. Das ist nicht sein Spiel. Man verlangt auch nicht, dass er sich den Ball schnappt und stets an allen Gegenspielern vorbei läuft - das geht eben nicht immer. Aber einen Lauf in die Tiefe kann man von ihm immer verlangen. Egal, ob du Neuner bist, Flügelspieler oder Zehner: Einen Lauf in die Tiefe kannst du immer machen."

Zudem warf Henry die Frage auf, wie ein Real mit Mbappé überhaupt eine Balance zwischen Defensive und Offensive finden kann. Dabei falle schwer ins Gewicht, dass Rodrygo im Vergleich zur vergangenen Saison seltener spiele. "Es ist sehr schwierig. Rodrygo war für sie vergangene Spielzeit nach Ballverlust essenziell, jetzt sitzt er auf der Bank. Natürlich hat er nicht die Effizienz eines Vinicius, aber er stellte die Balance im Spiel ohne Ball her."

Thierry Henry sieht schwierige Aufgabe für Carlo Ancelotti bei Real Madrid

Es werde eine komplizierte Aufgabe für Trainer Carlo Ancelotti "eine Lösung zu finden, in der all diese Spieler co-existieren können. Im Moment ist es schlichtweg nicht gut genug. Das ist nicht Real Madrid", so Henry. Dennoch traue er Ancelotti zu, jene Lösung zu finden: "Wenn es einen Typen gibt, der dazu in der Lage ist, dann definitiv er."

Real muss nach der Niederlage gegen Milan in der Champions League um einen Platz unter den ersten Acht der Tabelle und die damit verbundene direkte Qualifikation für die K.o.-Phase bangen. In LaLiga hat man bereits neun Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Barcelona, allerdings noch ein Nachholspiel in der Hinterhand.

Mbappé persönlich hat derweil in den vergangenen sechs Pflichtspielen für Real lediglich ein Tor erzielt. Insgesamt kommt der 25-Jährige, im vergangenen Sommer von Paris Saint-Germain nach Madrid gewechselt, für die Königlichen bisher auf acht Treffer und zwei Assists in 15 Einsätzen.