Unfassbares Drama von Madrid! Der FC Bayern München verlor zwar das Rückspiel bei Real Madrid mit 1:2, setzte sich aber mit 3:1 im Elfmeterschießen durch. Am 19. Mai steht der FC Bayern im eigenen Stadion im Champions-League-Finale gegen den FC Chelsea.
Cristiano Ronaldo brachte Real schnell 2:0 in Führung (5./Elfm., 14.), Arjen Robben verkürzte in der 27. Minute per Foulelfmeter auf 1:2.
Im Elfmeterschießen scheiterten Ronaldo und Kaka an Neuer, Kroos und Lahm an Casillas. Ramos schoss über das Tor und Schweinsteiger schoss die Bayern ins Finale, in dem allerdings mit Gustavo, Badstuber und Alaba drei Spieler wegen zu vielen Gelben Karten gesperrt sind.
Reaktionen:
Jupp Heynckes (Trainer FCB): "Das war eine magische Nacht. In den ersten 15 Minuten hatten wir große Schwierigkeiten. Dann haben wir über weite Strecken überragenden Fußball geboten. Ich freue mich besonders für meine Spieler und die Verantwortlichen im Klub."
Sami Khedira (Real): "Wir waren sehr sehr nahe dran, hatten Pech im Elfmeterschießen. Wir sind alle sehr niedergeschlagen. Wir haben nahezu perfekt angefangen und dann ein bisschen aufgehört Fußball zu spielen. Wir haben es verpasst, das dritte Tor nachzulegen. Wir müssen das jetzt erst mal verdauen."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Mourinho entscheidet sich im Gegensatz zum Hinspiel auf der linken Verteidigerposition für Marcelo anstelle von Coentrao. Keine Überraschung nach der schwachen Leistung des Portugiesen in München.
Auch bei den Bayern die erwartete Aufstellung. Heynckes schickt Schweinsteiger ins Rennen, Müller bleibt wieder nur die Bank.
4., Elfmeter für Real: Marcelo flankt von links auf den zweiten Pfosten. Di Maria nimmt das Ding volley, Alaba wirft sich in den Schuss und blockt den Ball mit der Hand. Kassai gnadenlos - Elfer für Real und Gelb für Alaba.
5., 1:0, Ronaldo: Unten rechts schlägt's ein, Neuer in der falschen Ecke.
8.: Alaba geht auf links durch drei Madrilenen durch und flankt auf den langen Pfosten. Robben knallt den Ball völlig freistehend aus vier Metern in den Himmel.
14., 2:0, Ronaldo: Bayern viel zu weit weg von den Leuten. Özil spielt aus halbrechter Position den völlig freien Ronaldo an, der geht drei Schritte auf Neuer zu und schiebt den Ball cool ins linke untere Eck.
26., Elfmeter für Bayern: Hoher Ball von halblinks auf Gomez, der im Laufduell mit Pepe am Elferpunkt umgestoßen wird. Kassai zeigt wieder auf den Punkt, wieder korrekt.
27., 2:1, Robben: Schuss nach links unten, Casillas ist noch dran, aber der Ball ist drin.
31.: Benzema zieht links im 16er an Boateng vorbei und schießt aufs lange Eck. Haarscharf vorbei.
36.: Robben steckt perfekt durch auf Gomez, der scheitert mit einem Schuss von halbrechts aus 13 Metern an Casillas.
48.: Flanke Ribery von rechts, Gomez am Elferpunkt mit dem Scheitel dran - knapp links am Tor vorbei.
69.: Ronaldo-Freistoß aus knapp 30 Metern. Der Ball kommt scharf, aber zentral aufs Tor, Neuer packt zu.
70.: Langer Ball auf Ronaldo, der von rechts ans linke 16er-Eck zu Benzema abspielt. Direktschuss mit der Innenseite - zwei Meter drüber.
86.: Klasse Angriff der Bayern über Ribery und Robben auf links. Querpass auf Gomez, der zögert viel zu lange mit dem Schuss und wird von Pepe und Ramos entscheidend gestört.
102.: Gustavo kriegt nach seinem x-ten Foul die Gelbe Karte und fehlt im Finale.
104.: Auch der starke Badstuber kriegt Gelb für ein Foul im Mittelfeld an Benzema. Auch er ist gesperrt für das Finale.
Elfmeterschießen:
0:1 Alaba
Neuer hält gegen Ronaldo
0:2 Gomez
Neuer hält gegen Kaka
Casillas hält gegen Kroos
1:2 Alonso
Casillas hält gegen Lahm
Ramos schießt übers Tor
1:3 Schweinsteiger
Blogs@Spox: Eine Analyse in Adrenalin
GettyDer Star des Spiels: Manuel Neuer. Nach sechs Sekunden haute der Bayern-Torhüter über den Ball - eine heftige Schrecksekunde, die ohne Folgen blieb. Ansonsten eine sehr konzentrierte Leistung des Bayern-Keepers ohne eine weitere klitzekleine Unsicherheit. Im Elfmeterschießen parierte Neuer die ersten beiden Real-Elfmeter in Weltklassemanier.
Der Flop des Spiels: Angel di Maria. Fünf starke Minuten hatte der Argentinier gegen einen zu Beginn nervösen Alaba. Danach kam nichts mehr vom Flügelstürmer, außer einer permanenten Fallsucht, verlorenen Zweikämpfen und Fehlpässen. Nach 75 Minuten kam Kaka für ihn.
Der Schiedsrichter: Viktor Kassai hatte gleich mehrere knifflige Situationen zu lösen, lag aber bei beiden Elfmetern richtig. Bei der Beurteilung der Zweikämpfe lag der Ungar allerdings einige Male daneben. Kassai hat schon souveränere Leistungen gezeigt. Allerdings war die Aufgabe auch bockhart.
Analyse: Horrorstart für die Bayern. Real vom Anpfiff weg im fünften Gang, die Münchner dagegen gedanklich immer einen Schritt zu spät. Alonso zog Reals Angriffsspiel in die Breite mit drei genialen Diagonalbällen auf Di Maria, der zu Beginn Katz und Maus spielte mit Alaba. Fast schon logisch, dass der Österreicher nach vier Minuten den Elfmeter verursachte.
Für die Bayern war der Gegentreffer ein Signal zur Attacke. Robben vergab umgehend die riesen Ausgleichschance. Wie entblößt von irgendwelchen taktischen Vorgaben spielten beide Teams in der Folge bedingungslos nach vorne. Ronaldo nutzte eine der großen Lücken in der Bayern-Defensive zum 2:0.
Doch die Münchner blieben hartnäckig und vor allem extrem zielstrebig. Mitte der ersten Hälfte erspielten sich die Gäste klare Feldvorteile. Kroos, Schweinsteiger und Gustavo hatten das Zentrum gegen Khedira und in den Zweikämpfen behäbigen Alonso im Griff, Robben zog öfter in die Mitte, um von dort Angriffe einzuleiten, Gomez glänzte als mitspielender Stürmer und wählte immer wieder den perfekten Laufweg.
Probleme im Spielaufbau bekamen die Bayern nur dann, wenn Real intensives Pressing spielte, was die Königlichen allerdings nicht konsequent verfolgten. Die Hausherren machten zudem in der Defensive einen katastrophalen Eindruck, was die Bayern zu einer Vielzahl von Torchancen nutzten. Was das Offensivspiel beider Teams anging, hat die Champions League lange keine bessere Halbzeit erlebt. Die Fehlerquote in den Defensivreihen war aber ebenso legendär.
Das unglaubliche Tempo der ersten Halbzeit zeigte nach der Pause Wirkung. Beide Mannschaften standen aber deutlich geordneter, wobei die Bayern weiterhin leichte Feldvorteile hatten, den Ball aber öfter mal in den eigenen Reihen hielten.
Beim Versuch, den Ball schnell zu machen, wurden beide Teams zunehmend ungenau im Passspiel. Die Schlussphase geriet zum puren Nervenspiel, beide versuchten Fehler zu vermeiden, versuchten aber auch ab und zu, den finalen Stoß zu setzen.
In der Verlängerung begannen die Bayern sehr passiv, Real legte noch einmal Tempo vor, kam aber zu keinen Torchancen, weil die Münchner defensiv sehr konzentriert zu Werke gingen und viele Bälle im letzten Moment zurückeroberten.
Beide Mannschaften waren am Ende verständlicherweise stehend K.o. und hatten nicht mehr den Drive, das Spiel in der Verlängerung zu entscheiden.
Im Elfmeterschießen waren die Bayern den einen Tick nervenstärker und stehen verdient in ihrem Traumfinale.
Real - Bayern: Fakten zum Spiel