Dortmund chancenlos im Bernabeu

Von Daniel Reimann
Gareth Bale (M.) erzielte das 1:0 für Real Madrid nach 176 Sekunden
© getty

Borussia Dortmund hat im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League bei Real Madrid eine klare Niederlage erlitten. Die Mannschaft von Jürgen Klopp unterlag mit 0:3 (0:2) und steht damit vor dem Aus in der Königsklasse.

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Vor 79.000 Zuschauern im Santiago Bernabeu brachte Gareth Bale Real Madrid früh in Führung (3.), Isco legte nach (27.). Nach der Pause erhöhte Cristiano Ronaldo auf 3:0 (57.).

Der Portugiese egalisierte damit den Torrekord in einer Champions-League-Saison von Lionel Messi, der 2011/2012 14 Treffer erzielte. In der 79. Minute musste Ronaldo aber angeschlagen vom Platz.

Dem BVB hilft im Rückspiel am 8. April nur noch ein kleines Wunder, um erneut das Halbfinale zu erreichen.

Immerhin wird dann der in Madrid gesperrte Robert Lewandowski dabei sein.

Die Reaktionen:

Jürgen Klopp (Trainer Dortmund): "Wir haben bereits in der ersten Halbzeit Real zu große Räume gelassen. Das war am Ende das ganze Spiel so. Wir standen nicht kompakt genug und haben so das schnelle 0:1 ermöglicht. Die beiden anderen Treffer haben wir dann aufgelegt. Wir haben uns keine Situation erspielt, um große Kampfansagen zu machen. Aber wir spielen trotzdem."

Marco Reus (Dortmund): "Robert [Lewandowski] ist nicht zu ersetzen. Wir mussten damit klar kommen. Wenn wir die 1. Halbzeit so gespielt hätten wie teilweise in der 2. Halbzeit, wäre mehr drin gewesen. Für das Rückspiel ist das Ergebnis nicht so schön, wir werden uns trotzdem top vorbereiten, dann schauen wir, was noch drin ist."

Carlo Ancelotti (Trainer Madrid): "Ich bin besonders mit der ersten Halbzeit sehr zufrieden. In der zweiten Halbzeit haben wir ein wenig leiden müssen. Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bei Real alles wie erwartet, nachdem di Maria am Nachmittag verletzt absagen musste. Ihn ersetzt Isco im Mittelfeld, im Tor steht Casillas.

Von der BVB-Elf, die in der vergangenen Saison das Halbfinal-Hinspiel bestritt, steht nur ein Quartett zur Verfügung (Weidenfeller, Hummels, Piszczek und Reus). Die Gelbsperre von Lewandowski wird im Sturmzentrum durch Aubameyang kompensiert.

3., 1:0, Bale: Langer Ball auf Benzema, der rechts am Sechzehner nicht gestört wird. Bale stößt ins Zentrum vor und bekommt den Ball über die Zwischenstation Carvajal in den Fuß gespielt. Zwei schnelle Bewegungen und aus elf Metern spitzelt er die Kugel an Weidenfeller vorbei ins Netz.

10.: Ronaldos erster Warnschuss der Partie aus 23 Metern. Gefährlich Aufsetzer, Weidenfeller wehrt zur Seite ab.

12.: Freistoß Madrid aus 19 Metern. Ronaldo mal nicht in CR7-Manier, sondern per Schlenzer - wieder rettet Weidenfeller per Flugparade.

27., 2:0, Isco: Ein bitterer Ballverlust von Mkhitaryan am eigenen Strafraum bringt Isco in Schussposition. Sokratis will das Foul vor dem Strafraum vermeiden und zieht zurück. Der Schlenzer ins linke Eck schlägt unhaltbar für Weidenfeller ein.

31.: Nun tritt Bale zum Freistoß an - gleiches Spiel wie bei Ronaldo zuvor.

48.: Modric spaziert im Mittelfeld ungestört an Mkhitaryan vorbei und sucht Bale in der Spitze. Durm und Hummels viel zu weit weg, doch Weidenfeller siegt im Eins-gegen-eins.

49.: Reus zieht das Tempo an, deshalb hat der BVB Überzahl. Er spielt nach rechts zu Aubameyang, der aus 15 Metern links vorbeizielt.

57., 3:0, Ronaldo: Piszczek spielt vor dem eigenen Sechzehner einen katastrophalen Querpass. Modric geht dazwischen und passt auf Ronaldo. Der Portugiese legt sich den Ball von rechts auf links und trifft aus kurzer Distanz.

59.: Reus dringt von rechts in den Strafraum ein, Casillas wehrt zu kurz ab und Mkhitaryan kommt zentral aus kurzer Distanz zum Abschluss. Aber Pepe wirft sich dazwischen und lenkt den Ball über das Tor.

84.: Was für ein Solo von Bale, der in der eigenen Hälfte von Illarramendi den Ball bekommt und dann Hummels und Sokratis stehen lässt. Der Schuss des Walisers geht über das Tor.

Fazit: Absolut verdienter Sieg für Real. Dortmund kann die zahlreichen fehlenden Leistungsträger auf diesem Niveau einfach nicht ersetzen.

Der Star des Spiels: Luka Modric. Ronaldo und Bale machen Spaß und beiden steht die Entertainer-Rolle. Doch was Modric im Rücken der Offensive veranstaltet, ist kaum hoch genug einzuschätzen. Modric war einmal mehr Motor des Real-Spiels. Ohne Ball schlich er unauffällig durch die Halbräume, mit Ball spielte er clevere und präzise Pässe. Gewann nahezu jeden Zweikampf (82 Prozent) und bereitete zudem das 3:0 sehenswert vor.

Der Flop des Spiels: Henrikh Mkhitaryan. War in der offensiven Mittelfeldzentrale wie verloren. Wählte oft falsche Laufwege, spielte dramatisch viele Fehlpässe (13 Prozent Passquote!) und legte ein indiskutables Zweikampfverhalten an den Tag (13 Prozent erfolgreich). Verhängnisvoll: Sein Ballverlust am eigenen Strafraum vor dem 0:2. Klopp erlöste ihn in der 64. Minute und brachte Hofmann. Ebenfalls auffällig: Die Stellungsfehler und temporäre Zweikampfresistenz von Sokratis und insbesondere Durm.

Der Schiedsrichter: Mark Clattenburg (England). Hatte in einer fairen und meist übersichtlichen Begegnung leichtes Spiel. Ließ sich weder von versuchten Schwalben noch von angemessen harten Zweikämpfen zu Pfiffen verleiten. Sowohl bei Pepes Schubser gegen Mkhitaryan als auch bei Sokratis' Einsatz gegen Ronaldo (45.) blieb die Pfeife zurecht stumm.

Das fiel auf:

  • Dortmund begann mit spürbarem Respekt und zu viel Sicherheitsabstand. Real wusste dies umgehend und gnadenlos zu nutzen. Dass bei dem 0:1 kein BVB-Verteidiger am Mann steht oder den Zweikampf mit dem Ballführenden sucht, ist gegen ein Kaliber wie Real verhängnisvoll.
  • Madrids 4-3-3 unter Ancelotti funktionierte auch gegen Dortmund wie ein Uhrwerk. Hochstehende Außenverteidiger schaffen Raum für die schnelle Ballzirkulation über Modric und Isco auf den Halbpositionen, die gerne in überfallartiges Vertikalspiel ausartet. Dazu hat das Sturm-Trio seine Laufwege optimal aufeinander abgestimmt, wie der Positionswechsel von Benzema und Bale vor dem 0:1 zeigt.
  • Besonders bei Kontern agierte der BVB zu indisponiert, um dem Umschaltspiel von Real beizukommen. Hinzu kam naives Defensivverhalten, wie vor dem 0:2, als Real direkt nach einer Dortmund-Ecke ins Eins-gegen-Eins kam. Mkhitaryans Ballverlust am eigenen Sechzehner war die bittere Krönung.
  • Offensiv machte sich Lewandowskis Fehlen bemerkbar. Aubameyang konnte weder seine Rolle als Ballhalter und -verteiler erfüllen, noch über Einzelaktionen Akzente setzen. Verheerend wirkte sich auch die mangelnde Präzision im Dortmunder Passspiel aus: Zur Halbzeit lag diese bei 80 Prozent, die von Real beinahe zehn Prozent höher (89,2). Durch Fehlpässe machte der BVB selbst einige seiner Konterchancen zunichte.
  • Der BVB konnte auch nach der Pause seine Baustellen nicht beheben. Die Passivität im Mittelfeld brachte die Abwehrspieler oft in die Bredouille. Mit zunehmender Spielzeit wurden die Lücken im Dortmunder Verbund noch größer, sodass Real bei Kontern noch mehr Möglichkeiten hatte. Vorne sorgten Reus und Aubameyang immerhin für Gefahr durch schnelle Schnittstellenpässe, scheiterten aber an mangelnder Präzision im Abschluss.

Real Madrid - Borussia Dortmund: Daten zum Spiel

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