Miroslav Klose ist zurück. Tor in der Bundesliga in Karlsruhe, Tor in der Champions League gegen Florenz. Der Stürmer des FC Bayern München hat seine Form wieder gefunden und strotzt nur so vor Selbstbewusstsein.
Am Tag nach dem 3:0-Erfolg in der Königsklasse über den AC Florenz traf SPOX den 30-jährigen Nationalstürmer im Pressegespräch an der Säbener Straße.
Der Stürmer zeigte sich dabei irritiert über Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack, erklärte, woran es beim FC Bayern noch hakt und empfahl Bastian Schweinsteiger, am besten nie aus München wegzugehen.
Frage: Herr Klose, wie haben Sie das Interview von Michael Ballack aufgenommen, indem er sich für Torsten Frings stark macht und indirekt den Bundestrainer kritisiert?
Miroslav Klose: Ich habe heute morgen davon gehört. Ich kann nur von meiner Person sprechen und sagen, dass der Trainer mit jedem spricht. Er versucht jeden so ins Bild zu setzen, dass man das auch versteht. Ob er jetzt weniger mit Torsten Frings gesprochen hat oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Ich kann nur sagen, dass ich an Stelle von Michael Ballack das anders angegangen wäre. Ich hätte das nicht so in der Öffentlichkeit hingestellt.
Frage: Wie hätten Sie es anders gemacht?
Klose: Ich hätte das intern geklärt. Es waren ja jetzt zehn Tage Zeit, mit dem Trainer zu reden.
Frage: Teilen Sie das Gefühl von Michael Ballack, dass verdiente Spieler im DFB-Team mehr und mehr aufs Abstellgleis geschoben werden?
Klose: Ich habe absolut nicht das Gefühl. Lutscher (Spitzname von Frings, Anm. d. Red.) hat über 80 Länderspiele gemacht und ist damit ein Bestandteil unserer Mannschaft. Es ist doch so wie hier beim FC Bayern München: Wir haben einen großen Kader mit vielen guten Spielern - da sitzt man eben mal ein, zwei Spiele auf der Bank. Aber das heißt ja nicht, dass man damit raus ist oder gar, dass der Trainer nicht mehr mit dem Spieler plant.
Frage: Aber sollte es nicht so sein, dass die erfahrenen Spieler einen gewissen Bonus haben?
Klose: Klar, wenn man 80 Länderspiele hat, sollte man meinen, dass man einen gewissen Bonus hat. Ich habe genau so viele Länderspiele, aber das heißt ja nicht, dass ich mich jetzt zurücklehnen kann. Wenn ich Podolski, Helmes oder Gomez sehe, sehe wie die sich aufdrängen - natürlich würde ich es denen gönnen zu spielen. Aber noch sage ich: Noch stehe ich hier und bringe meine Leistung. Wenn das mal nicht mehr der Fall sein sollte, dann spielt der andere. Das kenne ich doch persönlich aus meiner Zeit beim 1. FC Kaiserslautern. Da waren Leute wie Olaf Marschall gesetzt und irgendwann hat mich der Otto (Rehhagel, Anm. d. Red.) auch spielen lassen. Egal ob alt oder jung - der bessere soll spielen. Das ist das Prinzip, das im Fußball Gang und Gäbe ist.
Frage: Sie sind einer der erfahrenen Spieler im DFB-Team. Sehen Sie da Vermittlungsbedarf?
Klose: Nein. Klar ist es ein Problem, das jetzt hochgekocht wird. Aber das müssen die beiden (Löw und Ballack, Anm. d. Red.) schon selbst lösen. Was soll ich da eingreifen?
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Frage: Ist das nicht schlecht für die Hierarchie und Harmonie im Team?
Klose: Ob das jetzt schlecht für die Harmonie oder Hierarchie ist, weiß ich nicht. Es ist aber sicherlich nicht von Vorteil, wenn man eine öffentliche Diskussion zwischen Trainer und Kapitän hat.
Frage: Beim FC Bayern gab es auch eine Diskussion um den Kapitän. Jetzt spielt Mark van Bommel wieder.
Klose: Ja, und wir haben jetzt mit Mark zwei Spiele gewonnen. Seine Leistung ist bestimmt noch nicht bei hundert Prozent, das weiß er selbst. Wer Mark kennt, der weiß, dass er sich total für die Mannschaft einbringt und der absolute Leader ist.
Frage: Bastian Schweinsteiger spielt derzeit auf hohem Niveau. Wie wichtig ist er für das Spiel des FC Bayern?
Klose: Er ist momentan wirklich sehr wichtig für uns. Er hat manchmal noch die Tendenz, das Spiel langsam zu machen, aber er variiert das immer besser und ist damit schwerer ausrechenbar. Ich würde mir wünschen, dass er hier bleibt und verlängert. Ich glaube nicht, dass es europaweit einen besseren Verein als den FC Bayern München gibt mit diesen Möglichkeiten. Wenn ich ein junger Spieler wäre, würde ich lieber heute als morgen verlängern.
Frage: Bei Ihnen läuft es momentan auch immer besser. Das Ergebnis harter Arbeit?
Klose: Auf alle Fälle ist das Selbstvertrauen zurück und auch die Leichtigkeit. Wenn mal nicht so läuft, arbeite ich noch mehr. So bin ich. Ich habe mir versucht die Sicherheit im Training zu holen und da war es nur eine Frage der Zeit, dass ich das auch auf dem Platz umsetze.
Frage: Sind Sie schon bei hundert Prozent?
Klose: Nein.
Frage: Sondern?
Klose: Ich weiß nicht wie viel Prozent genau, aber bei hundert bestimmt nicht.
Frage: Fühlen Sie sich jetzt als Stürmer Nummer eins bei Bayern?
Klose: Das ist mir so was von Latte.
Frage: Aber das wäre immerhin besser als Stürmer Nummer drei zu sein...
Klose: Wenn ich Stürmer Nummer drei wäre, würde ich im Training umso mehr machen und das schnell ändern. Ich werde auch irgendwann mal wieder auf der Bank sitzen, das ist normal. Normal habe ich die Form und spiele; und es ist komisch, wenn ich die Form nicht habe, spiele ich auch.
Frage: Das 3:0 gegen Florenz täuschte ein wenig über den Spielverlauf hinweg. Wie schätzen Sie die Leistung ein?
Klose: Sicherlich sieht so ein 3:0 souverän aus. Wir wissen aber selbst, dass die Abstimmung bei weitem noch nicht so funktioniert wie wir uns das vorstellen, vor allem das Umschalten nach Ballverlust. Wir müssen schneller zurück laufen, kompakter stehen. Wir müssen den Gegner besser von unserem Tor fern halten. Manchmal denken wir, wir stehen gut und lassen uns dann doch mit zwei Pässen ausspielen. Wir müssen mehr miteinander reden, konzentrierter sein, und dann werden wir auch wieder weniger Chancen zulassen. Ich muss aber ehrlich sagen, dass das gegen Florenz für Champions-League-Verhältnisse zu viel war.
Frage: In der Champions-League-Gruppe F liegt man auf Platz eins, in der Bundesliga nur auf Rang elf. Warum?
Klose: Man hatte vielleicht das Gefühl, dass es in der Bundesliga ein Selbstläufer ist, dass es schon irgendwie laufen wird - aber das ist bei weitem nicht so. Man muss eine Partie mit hundert Prozent angehen und je früher man in Führung geht, desto besser können wir auch Fußball spielen. Das müssen wir umsetzen und nicht das Gefühl vorherrschen lassen, dass wir schon irgendwann unser Tor schießen. Wir haben uns zu sehr zurückgelehnt und das geht nicht. Wenn Bayern in den letzten Jahren 3:1 geführt hat, war der Käse gebissen.
Frage: Gegen Florenz waren die Mannschaft gleich in der ersten Minute voll da, baute Druck auf. Warum geht das in der Bundesliga nicht?
Klose: Schwere Frage. Ich würde es mir wünschen, dass es in der Bundesliga genau so wäre. Gottseidank sind wir noch nicht ganz weg vom Fenster und haben die Chance, das noch zu drehen und jetzt eine kleine Serie zu starten. Damit wird's höchste Zeit.