"Was sind wir nur für Hornochsen!"

Von SPOX
Jogi Löw, Theo Zwanziger (M.) und Oliver Bierhoff: Die DFB-Spitze vor der Pressekonferenz
© Getty

Friedensgipfel in Frankfurt: DFB-Boss Theo Zwanziger hat Joachim Löw und Oliver Bierhoff zur Pressekonferenz geladen. Ergebnis: Alle schlagen sich geschlossen an die Brust, räumen jeweils eigene Fehler ein und bedauern die Entwicklung der letzten Tage. Ab sofort gelte die volle Konzentration der WM, weitere Gespräche sind auf Eis gelegt. Es bleibt eine spürbare Distanz zwischen Bierhoff und dem Verband.

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Der Schulterschluss ist vollzogen, die Zweifel bleiben: Bei einem "Friedensgipfel" in Frankfurt/Main haben DFB-Präsident Theo Zwanziger und Bundestrainer Joachim Löw sowie Teammanager Oliver Bierhoff am Dienstag ihren seit einigen Tagen in der Öffentlichkeit ausgetragenen Streit offiziell beendet.

Ob vier Monate vor dem Start der WM-Endrunde in Südafrika (11. Juni bis 11. Juli) aber wieder Ruhe im Umfeld der deutschen Nationalmannschaft einkehrt, scheint nach der Eskalation der vergangenen Tage fraglich - zumal die Zukunft von Löw und Bierhoff auch weiterhin erst nach der WM geklärt werden soll.

Das Verhältnis hat gelitten

"Wir haben eine klare Linie gefunden. Alle diese Dinge dürfen uns nicht bis zur WM begleiten. Wir sind uns alle einig, dass unser gesamtes Interesse der Vorbereitung auf die WM ausgerichtet sein soll. Es wird keine Zugabe geben", sagte Löw.

Der Bundestrainer versicherte, dass alle Missverständnisse in "langen, intensiven und vor allem vertraulichen Gesprächen" aus der Welt geschaffen wurden und man "gemeinsam und vollkommen harmonisch" den Fokus Richtung Südafrika lenken werde.

Zwanziger räumte aber immerhin ein, dass das freundschaftliche Verhältnis gelitten habe. "Wir sind alle nur Menschen. Nach den Vorkommnissen der vergangenen Tage kann morgen nicht wieder alles so wie gestern sein. Die Vergangenheit war ausgezeichnet, aber dieses gute Verhältnis ist in den vergangenen Tagen beschädigt worden. Die Balance war in Unordnung geraten, das Vertrauensverhältnis war angekratzt. Nun müssen wir an dem Vertrauensverhältnis arbeiten", sagte der Verbandschef und kündigte an: "Ich werden meinen Teil dazu beitragen."

Bierhoff: "Es tut mir leid"

Dies versprachen auch Löw und vor allem Bierhoff, der wegen seiner Verhandlungsführung stark in die Kritik und vor allem beim Präsidenten in Ungnade gefallen war. "Ich bedauere es sehr, dass es zu so einer Situation gekommen ist. Mir ist deutlich geworden, dass die Art und Weise unserer Präsentation beim Präsidenten und auch beim Generalsekretär der falsche Weg war. Ich habe mich vor allem bei Dr. Zwanziger entschuldigt, dass ich seine Gefühle verletzt habe, das tut mir leid. Aber nach den Gesprächen mit Dr. Zwanziger und Wolfgang Niersbach bin ich mir sicher, dass wir wieder harmonisch zusammenarbeiten können", sagte der frühere DFB-Kapitän.

Bierhoff verwies aber auch noch einmal darauf, dass die in die Öffentlichkeit kolportierten Forderungen vor allem hinsichtlich seiner Person "nicht korrekt dargestellt worden sind und teilweise sogar ganz falsch sind".

"Was waren wir für Hornochsen!"

Eine Mitschuld am Chaos der vergangenen Tage gab sich auch DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach. "Keine Frage, wir hatten Stress. Ich kreide mir an, dass ich es versäumt habe, nach dem 14. Januar den Weg der Kommunikation zu suchen. Das Ganze hat sich dann so entwickelt wir es alle nicht wollten", sagte der frühere Pressesprecher und meinte selbstironisch: "Was waren wir für Hornochsen, dass wir eine solche Diskussion in der Öffentlichkeit zugelassen haben."

Für den DFB-General ist nach dem reinigendem Gewitter aber auch klar: "Deckel drauf, die Chose ist vorbei."

Zwanziger: Löw ist nicht austauschbar

Zwanziger brach zudem eine Lanze für Löw, über dessen Vertragsverlängerung trotz aller Wertschätzung aber, wie Ende vergangener Woche beschlossen, erst nach der WM verhandelt werde. "Dieser Erfolg bei der WM, so schwer er auch wird, ist nur mit diesem Trainer zu machen. Präsident, Generalsekretär und Manager sind austauschbar, der Trainer aber nicht."

Der Präsident, der eigene Fehler eingestand und vor allem das 48-Stunden-Ultimatum vergangene Woche an Löw im Nachhinein als "sehr unglücklich" bezeichnete, will Löw und sein Team Richtung WM nun weiter vorbehaltlos unterstützen.

"Das sind wir Millionen deutschen Fans schuldig. Darüber müssen Meinungsverschiedenheiten über Vertragsfragen zurückstehen." Darüber hinaus betonte Zwanziger, dass es nie seine Absicht war, Löw und auch Bierhoff gegenüber respektlos zu sein.

Distanz zu Bierhoff bleibt

Die Distanz zu Bierhoff, der Zwanziger beim DFB installiert hatte, war aber trotz aller Annährung nach wie vor spürbar. "Ich habe ihn immer gewollt, auch in dieser Position gewollt. Wir brauchten auf dieser Basis früher nie Gespräche. Als ich dann sah, was auf uns zukommt, war ich erschrocken. Ich habe die Verträge gesehen und gesagt: 'Was soll das denn jetzt? Das geht ja wohl gar nicht.'"

Löw machte noch einmal deutlich, dass er auch in Zukunft mit Bierhoff zusammenarbeiten wolle. Klar sei aber, dass man erst nach dem Turnier in Südafrika über die Zukunft reden werde. Zugleich versicherte er: "Für mich ist es kein Problem, ohne einen neuen Vertrag in die WM zu gehen. Ich freue mich auf das Turnier und kann versprechen, dass unsere Mannschaft topvorbereitet zur WM fahren und dort eine gute Rolle spielen wird."

Kein "Maulwurf-Experte" für den DFB

Unterdessen hat Karl-Heinz Rummenigge die Vorgehensweise des DFB scharf kritisiert."Der DFB hat gravierende Fehler gemacht - den größten, indem man Vertragsinhalte nach außen gebracht hat", sagte der Vorstands-Boss des deutschen Rekordmeisters Bayern München und fügte hinzu: "Der DFB hat da offenbar ein Maulwurfproblem."

Niersbach meinte dazu: "Es hat uns auch irritiert, dass Interna in die Öffentlichkeit gekommen sind. Wir haben uns auch in der Vergangenheit schon mal gefragt, ob wir einen Maulwurf-Experten beschäftigen sollen, aber das haben wir verworfen."

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